Ein typischer Balzruf schallt aus einer dicht belaubten Baumkrone. Der Ruf besteht aus einer Serie von meist 8 bis 15 gedämpften, mitunter rau klingenden penetrant klingenden „wied_wied_wied“-Lauten. Zu sehen ist aber nichts. Selbst die Richtung aus der die Laute schallen, ist anfangs nicht klar. Im schwachen Morgenlicht sehe ich einen Vogel vorbei fliegen. Zuerst denke ich an eine Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) oder vielleicht einen kleinen weiblichen Würger wie einen Neuntöter (Lanius collurio). Plötzlich hüpft ein Wendehals (Jynx torquilla) auf der Suche nach einem neuen Ameisenhaufen über den schütter bewachsenen, sandigen Boden. Es bewegt sich recht ungeschickt auf den flachen Boden mit einem von Zeit zu Zeit angehobenen Schwanz. Mit ein paar Hammerschlägen seines Schnabels bricht der Wendehals dann auf mit Erfolg ein Ameisennest auf. Ameisen schwärmen aus, aber sie haben keine Chance. Der Wendehals kann bis zu 150 Ameisen im Hals halten.
Danach fliegt der Wendehals zu einer Eiche und umklammert mit seinen kräftigen Füßen die raue Rinde. Es sieht in Löchern in der Rinde nach Maden und Insekten Ausschau. Der Wendehals erkennt das feine Geräusch eines Käfers, der sich hinter der Rinde bewegt, und setzt schnell seine lange Zunge ein, um das Insekt zu fangen. Der scharfe, meißelförmige Schnabel des Vogels ermöglicht es, in Ameisenhaufen hinein zu fahren. Speziell angepasste Speicheldrüsen halten die Zunge klebrig, so dass sie Ameisen mit einem Schlag aufnehmen können. Die Zunge ist auch lang genug, um Beute unter Steinen und aus Spalten in rissiger Rinde zu extrahieren.
Der Wendehals sammelt oft unverdauliche Fragmente wie Continue reading Ein Wendehals in Estland