Frühjahrszug an den überschwemmten Oderwiesen

SchnatterenteNachdem Birder das erste Wochenende im April als Frühling mit angenehmen Temperaturen, einem angenehmen Südwind und in der Regel Sonnenschein genießen konnten, stellt sich weiterhin bei leicht kühleren, aber immer noch frühlingshaften Temperaturen ein deutlicher Schub an Zugvögeln ein. Vor allem Drosslen – darunter auch schon die ersten Ringdrosseln (Turdus torquatus) werden nun verstärkt an ihren traditionellen Rastplätzen angetroffen. Auch die ersten Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) und Rohrschwirle (Locustella luscinioides) waren zu hören.

Nach einem Ausflug in die Welseaue bei Passow auf der Suche nach Bekassine (Gallinago gallinago) und Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) fahre im Anschluß an diese Exkursion an die Oder. Nachdem ich bei Nieselregen getankt und Frühstück besorgt habe, fahre ich zum Criewener Polder südlich von Schwedt. Den Wagen parke ich kurz vor der Brücke über den Seitenkanal der Oder und packe dann Stativ, Spektiv und das Canon 4,0/ 400 DO aus. Damit laufe ich bis zu einer nicht weit entfernt gelegenen Bank mit einem eindrucksvollen Blick über den ganzen Polder, der immer noch recht naß und in weiten Teile überschwemmt ist. Die Betonplattenwege durch den Polder sind zwar weitgehend abgetrocknet. Dazwischen sind aber seichte Wasserstellen vorhanden, die intensiv vor allem von den Enten genutzt werden. So sind unheimlich viele (einige Quellen sprechen von mehr als 260) Schnatterenten (Anas strepera), sehr vielen (900?) Spießenten (Anas acuta), mindestens 2 Knäkenten (Anas querquedula), bestimmt 100 Löffelenten (Anas clypeata), gar nicht so vielen Stockenten (Anas platyrhynchos), gut 40 Krickenten (Anas crecca),  8 Zwergsägern (Mergellus albellus), gut 50 Pfeifenten (Anas penelope), 2 Reiherenten (Aythya fuligula) und ein Paar Schellenten (Bucephala clangula) zu sehen. Von den immer wieder berichteten Tauchern, also Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), Haubentaucher (Podiceps cristatus), Rothalstauchern (Podiceps grisegena)  oder gar den mehr als 80 Schwarzhalstauchern (Podiceps nigricollis) ist aber nichts zu sehen. Auch an Limikolen scheinen die wahren Massen erst in einigen Tagen (so ab Mitte April) im Odergebiet einzutreffen. Einzig die Kiebitze (Vanellus vanellus) sind reichlich vertreten.

An Greifen sind natürlich Rohrweihen (Circus aeruginosus)  und ein toller adulter Seeadler (Haliaeetus albicilla) mit hängenden Flügeln auf einem abgebrochenen Baumstamm mitten in der Aue zu sehen. Von meinem Platz an der Bank direkt am befahrbaren Deich kann ich einen Trupp weißköpfiger Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus) fotografieren und sehe wenig weiter auch die erste Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) – ein Männchen – dieses Jahres. Bei der späeren Fotoauswertung erweisen sich die weißköpfigen Schwanzmeisen tatsächlich als Aegithalos caudatus caudatus. Die Zilpzalpe (Phylloscopus collybita) und auch die Waldbaumläufer (Certhia familiaris) sind sehr aktiv im Auenwald zu Gange, der ja mit viel Totholz günstige Nahrungsbedingungen geben sollte. Von dem Deich kann man schön auf die weiter unten liegenden feuchten Wiesen gucken. Hier treiben sich Wiesenpieper (Anthus pratensis) und Drosseln herum. Während Wacholderdrosseln (Turdus pilaris) immer wieder mit großem Lärm aus dem Auwald auf die Wiesen fliegen, sind auch einige Singdrosseln (Turdus philomelos) in dem flußseitigen Gebüsch zu sehen. Auffallend finde ich, daß sich auch ein artreiner Trupp von gut 9 Rotdrosseln (Turdus iliacus) auf der kurzen Wiese tummelt. Die hatte ich ja sonst meist vergesellschaftet mit Singdrosseln und nie solo gesehen. Ich klappere mal die Betonwege bis zum – ohne Gummistiefel – begehbaren Ende hin zur Oder ab. Immer wieder halte ich an und genieße den weiten Blick über diese tolle überschwemmte Flusslandschaft mit den saftigen grünen Wiesen und braunen Schilfflächen. Es ist immer noch bewölkt und von Zeit zu Zeit nieselt es aus dicken Wolken. Das mag wohl auch gut so sein. Bei Sonnenschein ist der Polder sicher überflutet von Spaziergängern und Radfahrern. Was sich so schon bei dem kühlen Schmuddelwetter auf dem Deich abspielt ist ein eindrucksvoller Vorgeschmack.

In den Wiesen tummeln sich nicht nur Wiesenpieper sondern auch mindestens 2 Schafstelzen (Motacilla flava) und 1 Bachstelze (Motacilla alba).

Insgesamt können sich die Resultate für diesen 2 Tagestrip an die Oder wirklich sehen lassen. Insgesamt konnte ich 63 Arten beobachten, was angesichts der noch ausstehenden Spätankömmlinge (kommen ja erst in 1 Monat) schon erstaunlich gut ist.

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