Der melodische Gesang der männlichen Amsel (Turdus merula) war schon im Spätwinter zu hören. An einem vor kurzem eingerichteten Holzpolter war auf einmal ein feingesponnenes Nest – recht offen in ca. 1,80 m Höhe. Da hatte also ein Amselpaar ihr Nest direkt an einem Arbeitsplatz eingerichtet. 4 grüne Eier mit schwarzer Musterung lagen im Nest. Nach Tagen des Brütens und Wartens waren dann auch mal die Amselküken zu sehen. Sie verhielten sich ganz ruhig, kein Gezwitscher hungriger Amselküken war zu hören.
Trotzdem konnte man von Zeit zu Zeit eine gelbliche Schnabelspitze aus dem Nest emporgestreckt erkennen. Das wäre doch mal was für eine fernausgelöste Aufnahme. Eine gute Gelegenheit mal wieder die Canon EOS 1DX Mark III hinter einem Sigma 2,8/ 180 – 300 Zoom auf einem Gitzo-stativ in Position zu bringen. Nur wollte ich nicht selber direkt hinter der Kamera sitzen sondern in einiger Entfernung (nicht mehr als 8 Meter; mehr leistet der eingebaute WLAN nicht) im Liegestuhl in der Sonne sitzen und von Zeit zu Zeit nur auf den Laptop schauen und bei Gefallen und Action dann ferngesteuertauslösen. Nachdem sich Kamera und Laptop über EOS Utility einerseits und die „Kommunikationsfunktion“ (Registerkarte in der Kamerasteuerung) gegenseitig erkannt hatten, konnte es losgehen.
Das funktioniert vorzüglich. Die Verzögerung bei der Widergabe des Geschehens auf dem Bildschirm oder auch das Setzen/ Verändern des Autofokus-Punkts dauern natürlich ein wenig. Zuerst habe ich mit dem Einzelfeld-AF gearbeitet. Sehr schön ist, daß man auch ferngesteuert „manuell“ nachjustieren kann. Dazu gibt es sogar je 3 verschiedene Modi von ganz fein bis eher grobe Fokussiereinstellung. Dazu sollte man aber in die 5-fach Vergrößerung wechseln um noch das letzte Quäntchen Schärfe aus seinem Motiv zu holen. Bei sich bewegenden Motiven im Grunde unmöglich. Aber die Amsel hat ja immer wieder die Jungen im Nest am gleichen Platz versorgt. Ich verwendete Einzel-AF zuerst bei 1/500 sec. Es ist aber immer wieder erstaunlich wie gering die Tiefenschärfe doch ist. Mit der Einstellung eine Minimum-Blende von 4,0 im Menü der EOS 1 DX Mark III versuchte ich etwas mehr Spielraum in der Fokussierung zu bekommen. Durchschlagend ist der Erfolg damit aber nicht und die ASA-Zahlen gehen damit auch in Größenordnungen, die dem Bildergebnis auch nicht mehr unbedingt zuträglich sind. Ab und zu konnte ich die sitzende Amsel (das Weibchen) auch mal mit 1/125 sec ablichten. Große Erwartungen sollte man an die Lebensdauer des Akkus nicht hegen. Nach ca. 4 Stunden geht die Batterie zu Neige. In der LiveView-Einstellung ist der Batterieverbrauch nicht unerheblich. Die Canon EOS 1DX III schafft im Livebild 20 Bilder pro Sekunde mit dem elektronischen Verschluss. Das ist absolut eindrucksvoll. Hier kommen die Speicherkarten des Typs CFExpress voll zur Geltung. Im Grunde kann man ohne Ende im RAW-Format mit 20 Bildern/s schießen; der Buffer ist sehr schnell wieder frei. An Kapazitätsgrenzen bin ich noch nicht gestoßen. LiveView macht aus der Kamera eine spiegellose EOS-1, ja sie ist eine vollwertige spiegellose Kamera im LiveView. Die AF Geschwindigkeit und die selbst im Fernsteuerungsbetrieb geringe – wenn auch erkennbare – Verzögerung bei der Widergabe des Geschehens machen den Fotografierprozeß ausgesprochen angenehm und professionell.
Es ist davon auszugehen, daß jeden Morgen die Suche der Eltern nach Nahrung begann. Proteinreiche Nahrung ist perfekt für das Wachstum und die Entwicklung der jungen Amseln.
Manchmal dauert es nur kurz bis das Weibchen oder das Männchen zurück am Nest sind. Aber manchmal scheint sich die Jagd mühsamer zu gestalten. Vor allem das Männchen konnte durchgängig eine reichliche Menge an Raupen zu finden und zum Nest bringen. Mit der Nestlingsnahrung in seinem Schnabel beladen kam er zurück zum Nest, wo die hungrigen Küken mit aufgesperrten Schnäbeln schon warteten.
Man konnte zuschauen, wie die kleinen Flauschkugeln mit jeder Portion Nahrung stärker und größer wurden. 2 Tage nach den letzten Aufnahmen war das Nest verwaist. Waren die Jungen etwa schon so flügge, daß sie das Nest verlassen hatten? Oder hatte sich doch ein Eichelhäher (Garrulus glandarius) des recht offen stehenden Nestes bemächtigt? Das Nest schien unversehrt. Fragen über Fragen!
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