Junges Habichtweibchen im Zuggeschehen von Turmfalke attackiert

Bei einer Beobachtung des Zuggeschehens am Bürvenicher Berg am Rand der Eifel am süd-östlichen Ende der Zülpicher Börde konnte ich einen elegant tief über einen Acker fliegenden jungen Habicht (Accipiter gentilis) sehen. Auffallend waren die Größe und das oberseitige Flugbild, das von einer braunen Farbe und dem recht breiten, am Hinterrand ausgeprägt geschwungenen Flügel bestimmt war. Ein kräftiger Vogel, der sich dann in einer trockenen Holunderspitze niederließ. Sofort fing ein Männchen eines Turmfalkenpaars (Falco tinnunculus), das deutlich weiter unten am Hang auf seiner Warte gesessen hatte, an zu rufen. Davon ließ sich das junge Habichtweibchen nicht beeindrucken. Daraufhin wurde der Junghabicht vehement zuerst vom Männchen, dann auch vom Weibchen attackiert. Vor allem das Männchen des Turmfalken stieg am morgigen Himmel  regelmäßig auf, stieß dann mit angelegten Flügeln herunter auf den Waldrand mit dem Holunder, fing sich im Absturz keine 3 Meter oberhalb des Habichts und umkreiste die kahlen Strauchäste. Das junge Habichtweibchen erkannte durchaus, dass es Gegenstand der Attacken war, drehte den Kopf regelmäßig in Richtung des Angreifers, dann auch mal nach oben. Insgesamt blieb sie aber ausgesprochen unbeeindruckt und ließ sich von ihrer morgendlichen Warte nicht verscheuchen.

Das Weibchen des Turmfalken war ebenfalls recht lautstark zu hören, steigerte sich aber nicht in einen solchen vehementen Angriff und blieb dem Geschehen weitgehend fern. In einem unbeobachteten Augenblick muß das Habichtweibchen aber doch abgezogen sein, denn der Holunder war plötzlich verwaist worauf das Turmfalken-Männchen noch einige Male mit seinen kickernden Lauten zu hören war, sich dann aber wieder auf seine exponierte Warte weiter unten am Hang zurückzog.

Die Art ist in Mitteleuropa eigentlich Standvogel. Die Jungvögel neigen jedoch zum Umherstreichen, da sie aus dem elterlichen Territorium abziehen müssen. Sie zeigen dabei eine jedoch eher ungerichtete Dispersion. Die Ansiedlungsentfernungen zum Geburtsort liegen in Mitteleuropa meist unter 30 km. Trotzdem kann man verstärkt im Herbst Junghabichte bei Zugbeobachtungen sehen. In den letzten Jahren ist bird-lens.com im Herbst immer wieder unterwegs gewesen, um gezielt Örtlichkeiten aufzusuchen, die von Habichten regelmäßig frequentiert bzw. passiert werden. Einerseits lohnen sich erhöhte Aussichtspunkte in Mittelgebirgen. Hat man einen Platz mit einer gewissen Leitwirkung gefunden, so sind dort mit viel Geduld immer mal wieder immature Exemplare sehr gut zu beobachten. An einem Aussichtsturm im Taunus kann ich so ein junges Habichtweibchen sehen. Dabei gelangen herrliche Flugbilder dieses Habichts. So kräftig und brustlastig wie auf den Bildern in der Gallerie lässt er sich allein schon proportional leicht vom Sperber (Accipiter nisus) unterscheiden.

Ein weiterer Tip ist, im Spätsommer oder Herbst Feuchtgebiete aufzusuchen, wo viele (größere) Vögel rasten und/oder mausern und daher als Beute auch für noch unerfahrene Junghabichte zur Verfügung stehen.

Für Flugaufnahmen von Habichten lohnt sich der Aufenthalt im Freien an milden Tagen im späten Winter und zeitigen Frühjahr ebenfalls. Dann sind die Habichte bei ihren Paarungsritualen – den Balzflügen – und Luftspielen zu sehen. Grundsätzlich sie aber zu allen Zeiten des Jahres zu beobachten, am zuverlässigsten bei gutem Wetter. Die Entfernungen sind aber häufig hoch.

An dem Beobachtungsvormittag waren noch etliche weitere Zugbeobachtungen u.a. von Singdrosseln (Turdus philomelos) und Misteldrosseln (Turdus viscivorus) verzeichnen. Auffallend waren die vielen Feldlerchen (Alauda arvensis), die ihre typischen Kontaktlaute im Flug riefen, schon von weitem im Osten zu beobachten waren und sich dann an dem Berg eine Ehrenrunde leisteten. Diese wurde gerne zum hin -und herfliegen genutzt. Dabei kam es dann auch immer wieder zu Flugmanöver und Interaktion en einzelner Exemplare, die einen gewissen Spaßfaktor zu zeigen schienen.

Der Bürvenicher Berg liegt zwischen Bürvenich (Stadt Zülpich) und Floisdorf (Stadt Mechernich). Man kann von verschiedenen Punkten aus beobachten und den Zug mitverfolgen. Den Wagen stellt man am besten von Zülpich-Bürvenich oder Mechernich-Floisdorf kommend, oberhalb der Achemer Mühle in Richtung des Ortes Berg ab. Etwa 100 Meter hinter der Infotafel am Tötschberg geht ein Feldweg rechts hoch zum Aussichtspunkt.

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