Steppengebiet La Serena/ Spanien

ZwergtrappeWeite, trockene Landschaft so weit das Auge reicht. Wer weite Steppenlandschaften liebt und das im Blog über die Steppen um Belchite beschriebene Gebiet nicht besuchen kann oder auf dem Weg nach Portugal, einen fotografischen Zwischenstopp in der Estremadura einlegen will, dem bietet sich ein kürzerer oder längerer Aufenthalt in einem der größten Steppengebiete Spaniens mit einer erstaunlichen Artenvielfalt an. Dieses Gebiet heißt La Serena. In der Nähe der Stadt Merida kann man in Dörfern mit dem Name Castuera, Cabeza del Buey oder Puebla de Alcocer schön übernachten und von da aus die Vögel und die Landschaft erkunden. Nicht immer steht der Name Estremadura für grüne Steineichenwälder bis zum Horizont. Im Osten der spanischen Provinz Badajoz findet man eine kontrastreiche Landschaft, deren besonderer Reiz in dem Wechsel zwischen steppenartigen Gebieten und locker bewaldeten Flächen liegt. La Serena ist ein Steppengebiet, das für Naturfotografen ein sehr lohnendes Fotoziel mit exzellenten Aufnahmemöglichkeiten darstellt.

Die Steppen von La Serena sind berühmt für ihre Steppenvogelwelt. Spiessflughuhn (Pterocles alchata), Sandflughuhn (Pterocles orientalis), Kalanderlerche (Melanocorypha calandra) und dann erst die vielgesuchten Trappen. Zwergtrappe (Tetrax tetrax) und Großtrappe (Otis tarda) sind in der Steppenlandschaft das Highlight. Vor allem wenn in den Wintermonaten genügend Regen gefallen ist, zeigt die Landschaft ihren üppigen Reiz. Trotz der erkennbaren Segnungen der Zivilisation ist der natürliche Eindruck des Steppengebiets weitgehend ungetrübt. Wer das fast menschenleere Gebiet zum ersten Mal besucht, ist sofort beeindruckt. Man spürt die Nähe zu Nordafrika. Ein großer Teil der ca. 3. 000 Quadratkilometer großen Ebene im äußersten Südosten der spanischen Provinz Badajoz ist übersät von schwarzgrauen Schieferplatten. Nach der Erosion ist hier nur der nackte Fels übrig geblieben. Kaum zu glauben, daß die Serena hinsichtlich der Tierwelt eine der artenreichsten Lebensräume der iberischen Halbinsel ist. Die auch in Spanien nicht so häufigen Vogelarten Wiesenweihe (Circus pygargus), Rötelfalke (Falco naumanni), Triel (Burhinus oedicnemus), Rotflügel-Brachschwalbe (Glareola pratincola), Steinkauz (Athene noctua), Blauracke (Coracias garrulus) und Wiedehopf, europ. (Upupa epops) sind in der Serena in einer erstaunlich hohen Individuendichte vorhanden und können fast jeden Tag beobachtet werden. Von den wenig befahrenen Nebenstrecken aus bestehen vor allem in den frühen Morgen- und Abendstunden mit langen Brennweiten gute Möglichkeiten, Wiesenweihen und auf Steinhaufen sitzende Steinkäuze zu fotografieren. Bei längeren Ansitzen läßt sich die Jagd der Steinkäuze auf Insekten und auf ihre in der Serena bevorzugte Beute, den Scolopender, Hundertfüßer (Chilopoda),  beobachten.

Auch Weidensperlinge (Passer hispaniolensis), die in großen Schwärmen in der Serena vorkommen, sitzen oft auf den Weidezäunen. Aus dem Auto lassen sich auch einige Singvogelarten, wie Samtkopfgrasmücke (Sylvia melanocephala), Einfarbstar (Sturnus unicolor), Zaunammer (Emberiza cirlus), Ortolan (Emberiza hortulana) und

Grauammer (Emberiza calandra) ablichten. Der häufigste Kleinvogel der weiten Ebenen der Serena ist die Kalanderlerche (Melanocorypha calandra). Ihre Ende April schlüpfenden Jungen werden erstaunlicherweise mit kleinen Skorpionen gefüttert.

Lohnende Ansitzpunkte sind die Wasserlöcher, die in dem Gebiet als Tränken für Schafe angelegt wurden. Dort versammeln sich Spieß- und Sandflughühner, Wiesenweihen und manchmal auch Zwergtrappen und einzelne Großtrappen. Die beste Zeit für den Ansitz – ggf. aus einem Tarnzelt – ist der Vormittag. Ein weiterer interessanter Lebensraum sind die verlassenen und verfallenen Bauernhöfe der Serena. Dort leben oft auf engstem Raum Blaumerle (Monticola solitarius), Wiedehopf, Steinkauz und Einfarbstar nebeneinander. Unter den abstehenden Dachziegeln der alten Gebäude brüten nicht selten Rötelfalken. Ende April, wenn die Brutzeit beginnt, herrscht auf den Dächern reges Treiben. Die von der Jagd auf Eidechsen und Insekten zurückkehrenden beutetragenden Männchen werden von den Falkenweibchen mit kreischenden Rufen begrüßt. Nach der Übergabe der Beute kommt es in der Regel zur Kopula. Ähnliche Erfahrungen können auch in anderen Trockengebieten Spaniens gemacht werden. So u.a. im Gebiet um Belchite. Dieses wüstenartige Trockengebiet ist ebenfalls weiträumig und wenig fragmentiert. Es reicht im Westen von Muel bis nach Azaila im Osten. Auch hier sind etliche Lerchenarten sind hier zu Hause. Außerdem – nur wenige – Großtrappen (Otis tarda) und Triele (Burhinus oedicnemus).

Die beste Zeit für einen Fotobesuch ist von Anfang April bis Mitte Mai, wenn das unbeschreibliche Farbenspiel, bei dem besonders die gelben, purpurfarbenen und roten Farbtöne der verschiedenen wilden Chrysanthemen (Chrysanthemum), des Wegerich-Natternkopfes (Echium plantagineum), des Schopf-Lavendels (Lavandula stoechas) sowie des Roten Hornmohns (Glaucium corniculatum) zum Vorschein kommen und die Landschaft mit ihren bunten Farben schmücken. Eine Fotoreise in die Serena lohnt sich aber auch in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar. Dann überwintern dort mehrere Tausend Kraniche, die in den frühen Morgenstunden und abends über die Paßhöhe des Puerto Mejoral zwischen Benquerencia de la Serena und Cabeza del Buey fliegen. Tagsüber sind sie in den Steineichenwäldern im Süden bei der Nahrungssuche zu beobachten.

Es existiert keine öffentlichen Beobachtungshütte. Die Foto-Bedingungen sind insgesamt aber wirklich ideal. Der Aufnahmeabstand für Vogelfotografen ist allerdings oft groß. Fotografen werden hier nicht von anderen Besuchern gestört. Dafür fährt man recht lange, um das Gebiet zu erreichen. Eine gute Strecke, um die Serena zu erkunden, ist die Straße C 420. Sie verbindet die Dörfer Castuera und Cabeza del Buey und verläuft entlang der Nordflanke des Gebirgszuges Sierra de Tiros. Von erhöhten Standpunkten aus hat man gute fotografische Perspektiven sowohl nach Süden in die savannenähnliche Steineichen-Landschaft, wie auch nach Norden in die wüstenartigen Ebenen. Am nördlichen Ende der Serena, oberhalb des Stausees Embalse de la Serena liegt das Dorf Puebla de Alcocer, überragt von den Ruinen einer alten Burg.

An einführender Literatur bietet sich das DuMont Reise-Taschenbuch „Extremadura“ von 11/2014 an. Auf knapp 300 Seiten stellt das DuMont Reise-Taschenbuch alle sehenswerten Orte und Ausflugsziele in der Extremadura übersichtlich vor. Stadtspaziergänge, ungewöhnliche Entdeckungstouren und ausgewählte Wanderungen mit Lieblingsorten des Autors, Jürgen Strohmaier, erschließen die Highlights und Besonderheiten der Region. Es gibt auch noch einen Vorgänger des Dumont Reise-Taschenbuchs „Estremadura”, das von H.-P. Burmeister stammt. Eine Alternative für den passionierten Birder ist „Where to Watch Birds in Southern and Western Spain: Andalucaia, Extremadura and Gibraltar (Where to Watch Birds) vom März 2008 von Andrew Paterson und Ernest Garcia.

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