Die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) kommt als Zugvogel im April aus dem tropischen Afrika u.a. nach Deutschland. In Afrika hat sie in den Galeriewäldern der Savannenzonen überwintert. Als erstes treffen die Männchen ein. Das Nachtigallenmännchen beginnt es sofort laut zu singen, um den Nachbarn den eigenen Revieranspruch zu verkünden. Der Gesang der Nachtigall ist sehr strophenreich und wohltönend, besitzt aber auch charakteristische, schwermütige dü-dü-dü-Rufe und harte Schmetterstrophen. Gesang ist insgesamt die am meisten verbreitete Art der Partneranlockung unter Vögeln. Die Nachtigall desFotos hatte ihr Revier entlang eines Entwässerungskanals, der mit Erlen bestanden war, bezogen und schmetterte sein Lied in die frische Morgenluft.
Da der Gesang meist aus dichtem Unterholz vorgetragen wird, bleibt der ohnehin sehr unscheinbare, oberseits rotbraune, unterseits fahl graubraune Vogel dem Beobachter häufig verborgen. Das gilt umso mehr der Frühling vorschreitet und sich die Bäume belauben. Die Gesangsaktivität erreicht ihren Höhepunkt, wenn Ende April bis Anfang Mai die Weibchen in den Brutrevieren eintreffen. Dann singen die Männchen sowohl tags, wobei die Hauptaktivität in den frühen Morgenstunden und in der Abenddämmerung. Auf dem Höhepunkt der Gesangsaktivität ist der Gesang auch nachts, meist bis nach Mitternacht, zu hören. Heute tun sich nicht nur Spaziergänger sonder auch Naturschützer schwer damit, noch ein paar Töne dieses Meistersängers zu hören. Derzeit brüten bundesweit weniger als 100.000 Paare. Die Naturschützer wählten die Nachtigall daher schon vor 20 Jahren zum Vogel des Jahres (1995). Dies sollte dazu dienen, auf die schleichende Vernichtung der Lebensräume dieses Drosselvogels aufmerksam zu machen.
Heute 20 Jahre später kann man nicht sagen, daß sich das Bild zum Besseren gewandelt hat. Auf der Roten Liste von Nordrhein-Westfalen wird die Art z.B. als gefährdet eingestuft. Der Trend sei negativ, heißt es von der Vogelschutzwarte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. So gebe es in derzeit rund 11 000 Brutpaare im Bundesland. Der weiterhin bestehende Rückgang hat neben der immer noch anhaltenden Lebensraumzerstörung noch andere Ursachen. Diese liegen nicht im Brutgebiet, sondern in den Durchzugs- und Über-winterungsgebieten. So werden Nachtigallen auf ihrem Weg in ihr Winterquartier noch immer mit Netzen und Leimruten gefangen und verspeist. Oder sie werden auf den Märkten verkauft und in Käfigen als singender Spielkamerad gehalten. In den afrikanischen Savannen sind in den letzten Jahren die Galeriewälder entlang der Flüsse abgeholzt und zerstört worden. Der weiter steigende Bevölkerungsdruck des Menschen hat damit die Überwinterungsplätze der Nachtigallen großflächig vernichtet. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn jedes Jahr weniger Nachtigallen zurückkehren, um bei uns zu brüten. Schon seit dem Altertum werden Menschen von der Schönheit der Vogelgesänge inspiriert. Auch heute noch schlägt das Herz eines jeden Naturliebhabers höher, wenn er draußen – sei es im Park, im Wald oder in freier Feldflur dem vielstimmigen Vogelkonzert lauscht.
Die Nachtigall ist nur eine von vielen Zugvogelarten, die ein derartiges Schicksal erleiden. Ihr Beispiel zeigt aber deutlich, daß ein wirksamer Vogelschutz nicht allein auf nationaler Ebene betrieben werden darf, sondern eine länderübergreifende Sache sein sollte. Nur wenn es gelingt, neben den heimischen Brutbiotopen auch die Überwinterungsgebiete in Afrika zu erhalten und die Vögel auf ihrem Zug zu schützen, werden sie letztlich eine wirkliche Überlebenschance haben.
Dieses Bild ist nur ein Vorgeschmack dessen, was Sie in der Galerie “Picture-Shop” finden. Geben Sie einfach bird-lens.com Bescheid, wenn man Ihnen mit einem zusätzlichen Bild dienen kann. Nicht nur Reisen zu abgelegenen Orten sondern auch die genaue Kenntnis der näheren Heimat waren sehr hilfreich, um Bilder von den Vögeln der Westpaläarktis zu machen.