Ein eleganter Flug durch den Kiefernwald. Ein Blitzen von Rot und Weiß und schon sitzt der Rote Milan (Milvus milvus) am Luderplatz. Möchte man in der kalten Jahreszeit Vögel nah fotografieren bietet sich ein Luderplatz an. Es gibt Anbieter, die das professionell machen. Aber man kann diesen auch selber einrichten. Hier in Polen ist das noch was einfacher, da es genug Wald gibt, Wild auch und die nötigen Genehmigungen unbürokratisch einzuholen sind. So wurde ein Luderplatz an einem Holzlager- und hackplatz der sich am Waldrand befindet, eingerichtet. Als Lockmittel wurden Wildreste des örtlichen Jägers verwendet.
Anfangs ließ sich nur der Eichelhäher (Garrulus glandarius) von dem Fleisch begeistern, wie er es ja auch sonst gerne macht. An 3 aufeinander folgenden Tagen bei Minustemperaturen und teilweise guter Schneelage kamen an einem Tag zuerst ein Kolkrabe (Corvus corax) und dann vor allem Eichelhäher. Anfangs kam ein Eichelhäher dann waren bis zu mehreren Individuen zugegen. Der Kolkrabe war sehr vorsichtig; dagegen waren die Eichelhäher nach einer Eingewöhnungszeit teils in 3 Exemplaren gemeinsam am Luderplatz zugange. Nun ist der Eichelhäher ja kein hässlicher Vogel. Die Kombination von Größe und bräunlichen Färbung in Kombination mit dem hellblau-schwarzweißen Flügelfeld machen den Eichelhäher zu einem Hingucker. Vor allem wenn der Eichelhäher fliegt oder sich mit Artgenossen streitet, zeigt sich der ansonsten braune Vogel sehr farbenprächtig. Dabei sind das Weiß der Handdecken und die blauen Flächen Armdecken schön zu sehen. Aber mit der Zeit wünscht man sich etwas Abwechslung.
Vielleicht hatte es mit dem Wechsel der Luderunterlage zu tun, oder einfach mit der fortschreitenden Zeit. Jedenfalls kam nach einigen Wochenende Bewegung – im wahrsten Sinne – in die Sache.
Bei tiefen Temperaturen und vollständiger Schneebedeckung aber Sonnenschein aus einem stahlblauen Himmel dauerte es erstaunlich lange bis der erste Eichelhäher eintraf. Nach einigem Streit um das (kleine) Stück Fleisch spürte ich eine gewisse Angespanntheit des Vogels. Immer wieder sicherte er nach oben und hörte irgendwann sogar ganz auf zu fressen und beobachtete nur noch den Waldrand über ihm. Plötzlich nahm auch ich den Vogel aus einem Dachfenster heraus wahr. Ein wahrhaft majestätisch schwebender Roter Milan kam langsam mit gesenkten Kopf in Baumkronenhöhe am Waldrand entlang. Auf einmal beschleunigte der Rote Milan, drehte eine elegante Runde um eine große Eiche und kam von hinten auf den abgeschnittenen Baumstamm mit dem Luder geflogen. Was heißt hier fliegen: er kam geradezu herunter gestürzt. Mit weit ausgebreiteten perfekt ausgeleuchteten Schwingen landete er auf dem Aas. Die intensiven Farben seines Gefieders waren phantastisch zu sehen. Vorsichtig war er schon, aber eben auch hungrig. Trotzdem dauerte es nur wenige Sekunden bevor der Milan mit breitem Flügelschlag wieder aufstieg.
Zum Glück wurde alles zuverlässig mit der Canon EOS 1Dx Mark III im Liveview 20 Bildern/Sek. geräuschlos abgelichtet. Der große Vorteil der Canon EOS 1Dx Mark III im Vergleich zu den Vorgängern ist ja die Möglichkeit diese hohe Bildkadenz ohne Auslösegeräusche zu nutzen und dabei den Autofokus nachzuführen (was hier keine Rolle spielt, da die Kamera manuell auf den Baumstamm mit dem Luder fokussiert ist) und eine laufende Belichtungsmessung durchzuführen.
Im Schlepptau des Milans befanden sich augenscheinlich 2 Nebelkrähen (Corvus cornix), denn deren krächzendes Gegacker war gut zu hören. Bemerkenswert: der Rote Milan dreht nur eine Runde durch den Kiefernstangenforst, um dann von der anderen Seite im horizontalen, schnellen Flug die Fänge nach vorn gestreckt, den Luderplatz noch einmal anzufliegen und sich ein Stück Fleisch abzugreifen. Toll, den Rote Milan (Milvus milvus) am Luderplatz hatte ich bisher noch gar nicht.
Nun ging es Schlag auf Schlag. Zuerst interessierten sich die 2 Nebelkrähen näher für den Baumstamm mit dem Luder, standen fast in der Luft so fasziniert waren sie von dem Fleisch einerseits, so skeptisch bezüglich der Umstände aber andererseits. Dazwischen machte sich eine Elster (Pica pica) mit lauten, rätschenden Rufen bemerkbar. Kurz war die Elster auch zu sehen. Aber nicht lang, denn dann stand auf einmal ein Mäusebussard (Buteo buteo) auf dem Baumstamm am Luder. Vorsichtig zwar, aber ohne Hast wurde nun ein Fleischbissen nach dem anderen abgezogen und verschlungen. Ansonsten fehlen jetzt eigentlich ja nur noch Accipiter – Greife. Vor allem der Sperber (Accipiter nisus), der sich letztes Jahr häufiger an der Fütterung zeigte, ist noch kein einziges Mal am Luder aufgetaucht. Irgendwann wird es aber auch hier Zeit.
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