An einem schönen, etwas kühlen Junimorgen habe ich das Nest mit den Habicht-Jungen (Accipiter gentilis) noch einmal aufgesucht. Schon bei der Näherung sah ich im ersten Morgenlicht die Habichtmutter in voller Größe offen auf einem trockenen Kiefernast ganz in der Nähe des Horstbaums sitzen. Der weibliche Habicht ist ein wirklich beeindruckender, kräftiger Vogel.
Wenn er sitzt, kann man natürlich seine langen, breiten Flügeln und den langen, abgerundetem Schwanz nur erahnen. Schön ist aber der braungrau-schiefergraue Mantel, der Kopf mit der schwarzen Kappe und dem ausgeprägten, weißen Überaugenstreif zu erkennen. Langsam drehte sich das Habichtweibchen zum Beobachter. Nun ist auch die auffällige hellgraue Unterseite mit ihren feinen horizontalen Streifen zu sehen. Die breiten, dunklen Bänder auf dem Schwanz sind unauffällig, aber trotzdem im Morgenlicht schön zu erkennen. Wachsam hält das Weibchen den Beobachter mit seiner dunkelgelb-orange Iris im Blick.
Ein Buntspecht (Dendrocopos major) kommt angeflogen und passiert den Habicht hoch in den Kiefernspitze und ruft dabei ganz aufgeregt. Warum er den Weg in Seitweite des Habichts nehmen muß, ist nicht klar. Ein Nest scheint er jedenfalls auf dieser Strecke nicht ansteuern zu wollen. Die hohen kicksenden Rufe des Spechts ziehen jedenfalls die Aufmerksamkeit der Habichtmutter auf sich. Beeindrucken tut sie das natürlich nicht.
Nach einiger Zeit fliegt sie dann ihr nahe gelegenes Nest an und setzt sich im hinteren Bereich tief in das Nest hinein, sodaß nur noch der Kopf über der Nestkante zu sehen ist.
Die bisher auf dem Nestboden ruhenden Jungen, werden nun auch munter. Unbeholfen macht sich ein molliges, weißes Knäuel auf, das nähere Umfeld zu erkunden. Es ist wieder das Junge mit den dunklen Federkielen. Irgendwann wird das Junge richtig hektisch, ruckelt auf dem Nest und hebt die Flügelansätze. Irgendetwas scheint zu stören. Vielleicht ist es Ungeziefer. In der Kamerarückwand, im Liveview der Canon EOS-1D X Mark III, ist immer wieder reger Kleinst-Flugbetrieb zu erkennen. Offensichtlich haben die Fliegen das Nest mit seinen Mahlzeitresten schon entdeckt. Irgendwann stellt sich das Junge doch in die Nähe des Nestrands und schaut über die Kante. Eine ganze Weile schaut das Junge herunter und stellt sich kurz auf dem Nestrand auf. Die Mutter sitzt derweil stoisch hinter ihren Kleinen und scheint am Betrachter nicht weiter interessiert.
Wenn auch eher Berlin als Habicht-Hochburg in Deutschland bekannt ist, so sind doch auch in der weiten Landschaft des südlichen Brandenburgs Habichte zu finden. Während aber im Frühjahr/ Sommer etliche Beobachtungen von Brutpaaren aus den Berliner Stadtbezirken die dem Volkspark Rehberge, dem Volkspark Hasenheide in Neukölln bzw. Kreuzberg, dem Bäkepark, dem Tiergarten bzw. auch dem Großen Tiergarten in Charlottenburg, aus Tempelhof, dem Flughafensee Tegel sowie dem Steinbergpark am Waidmannsluster Damm in Tegel gemeldet werden, sind die Meldungen vom Habicht in Brandenburg doch viel spärlicher. Hinweise auf Bruten gibt es fast gar nicht. Das könnte daran liegen, daß man den Habicht dem Zugriff von Taubenschützern und vielleicht auch Jägern vorenthalten möchte und daher keine entsprechenden Ortsangaben macht.
Ich war in der Nähe meines Heimatorts eher durch Zufall auf ein brutbereites Paar gestoßen. Nicht weit von der Stelle entfernt, an der Mitte Juli im Vorjahr 3 junge Habichte einen ganzen Vormittag gesichtet werden konnten, rief Anfang März ein Habicht seinen Balzruf aus dem Inneren eines lichten Kiefernwäldchens. Nun ist mitten in dem Wäldchen das Nest mit 3 jungen Habichten belegt. Ich hoffe, ich kann weiter berichten.
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