Wer die Nilgans (Alopochen aegyptiacus) sucht, muss sich das arttypische Geschnatter einprägen, denn die ruffreudigen Ganter machen während der Brutzeit jetzt im März kein Geheimnis aus ihrem Aufenthaltsort. Die ursprünglich in Afrika beheimatete Nilgans ist inzwischen auch in Deutschland längst keine Ausnahmeerscheinung mehr.
Heute trifft man diese sogenannte Halbgans vielerorts häufig an. Ihre Verbreitung in Europa ging von Großbritannien aus, wo sie ausgewildert wurde und sich rasch vermehrte. Da der Ärmelkanal für Nilgänse keine ernst zu nehmende geografische Barriere darstellt, war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Tiere auf dem europäischen Festland auftauchten. Seit 1980 gilt die Nilgans in Deutsch-land als etabliert und ihr Bestand hat bereits eine stattliche Größe erreicht. Nilgänse gehören mittlerweile zum gewohnten Bild vieler Seen und Teiche.
Ein – auch fotografisch – sehr ergiebiger Ort ist der Palmengarten im Westen der Innenstadt von Frankfurt/ Main. Hier kann man die Nilgans leicht finden. Die Behauptung, daß sie nicht scheu ist und man sehr nah an sie heran kommt, erweist sich im Frankfurter Umland schnell als Trugschluß. Im Palmengarten, einem botanischen Juwel der Stadt, ist das aber durchaus zutreffend. Jedoch zeigt sich auch hier, daß die bei Gänsen bekannte Wachsamkeit bei der Nilgans ebenfalls ausgeprägt ist. Wenn Nilgänse Junge führen, sind sie außerdem recht aggressiv gegenüber Eindringlingen – auch Menschen. Ein sehr guter Beobachtungsplatz ist der Tretboot-Teich direkt am Papageno Musiktheater.
Nilgänse sind in Europa hauptsächlich Bodenbrüter. Ihr karges Nest legen die Tiere gerne auf Inseln oder unweit des Ufers an.
Während der etwa einmonatigen Brut sind die Vögel mit ihrem scheckig braunen Gefieder perfekt getarnt. Bebrütet werden die bis zu zehn Eier ausschließlich vom Weibchen. Einige Paare brüten bis zu dreimal im Jahr. Der etwas größere Ganter wacht in der Nähe des Nestes. Er begleitet die Gans nur in den Brutpausen und beteiligt sich erst wieder am Familiengeschehen, wenn die jungen Gänseküken geführt werden. Manchmal macht das Männchen durch fortwährendes Schnattern auf sich aufmerksam. Dadurch verrät er dem Fotografen während der Brutzeit schnell seinen Aufenthaltsort. Die ersten Jungen sieht man manchmal schon im April.
Sie werden in den ersten zwei Wochen überwiegend im Flachwasserbereich und zwischen der Ufervegetation aufgezogen. Die Orte sind für den Fotografen nicht immer einfach zu finden. Einfacher ist es, wenn man die Gänse in einer Ruhephase an Land fotografiert. Die agilen Jungvögel sind normalerweise sehr erkundungsfreudig. Nach einer ausgiebigen Nahrungssuche im kurzen Gras wird es dann aber Zeit, sich zusammen zu kuscheln und auszuruhen.
Verhält sich der Beobachter ruhig und geduldig, lassen sich die Jungvögel dann sehr gut fotografisch ablichten. Manchmal nähert sich ein Jungvogel ohne Scheu dem Beobachter bis es vom Ganter zurückgerufen wird.
Interessant sind für den Fotografen auch die Badestellen, die von den Vögeln regelmäßig aufgesucht werden. Hier sind dann auch heftige Revierkämpfe mit Wasserspritzern zu beobachten. Die Gänse putzen sich aber auch ausgiebig das Gefieder, so dass ebenfalls das Wasser nur so spritzt. Durch die auffallend weißen Flügeldecken mit schwarzen und grünen Abzeichen ist das Flugbild unverkennbar und ebenfalls ein lohnendes Fotomotiv. Allerdings sind Nilgänse Tiefflieger. Man nimmt sie häufig erst wahr, wenn sie schon fast an einem vorbeigeflogen sind. Flugaufnahmen erfordern daher etwas Glück. Ihre Farbkombination, lässt diese Vögel auf den ersten Blick vielleicht wenig ansprechend wirken. Die Kombination von Erdtönen und metallisch glänzenden Farben des Gefieders, gepaart mit einer orangenen Iris und rosa Beinen können aber doch überzeugend wirken.
Um Aufnahmen von den Nilgänsen zu machen, bieten sich zwei Stellen im Palmengarten besonders an. Östlich vom Teich am Papageno Musiktheater beleuchtet das Morgenlicht fast den gesamten Teich. Die Entfernung beträgt teils weniger als 50 -100 m. Um als Fotograf einigermaßen Ruhe zu haben, sollten die frühen Morgenstunden für den Ansitz auf die Nilgänse genutzt werden. Der Park ist auch ansonsten ein Paradies für Vögel, auch. So sind am gleichen Teich Graureiher (Ardea cinerea) neben der Nilgans (Alopochen aegyptiacus) die häufigsten Großvögel. Die Ringeltaube (Columba palumbus), der Bussard (Buteo buteo), der Grünspecht (Picus viridis), der Buntspecht (Dendrocopos major), der Eichelhäher (Garrulus glandarius), der Girlitz (Serinus serinus) sind potentiell im ganzen Park in oder an den dicken Bäumen zu finden. Alle Vogelarten, die Nilgans aber besonders, können sich als recht zutraulich herausstellen. Dies ist sicher den Besuchermassen geschuldet, die den Park frequentieren.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis zu bewältigen, ist Bird-lens.com bestrebt, das Spektrum der Bilder von Vögeln der Westpaläarktis weiter auszubauen. Trips zu abgelegenen Orten, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Ebenso bringen Ausflüge in die nähere Umgebung immer wieder schöne Eindrücke und manch seltene Beobachtung, die – wenn es gut läuft – auch mit Fotos gekrönt werden kann. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in der Galerie im “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.