Rotfussfalken im Niederen Fläming

RotfußfalkeDer frühe Morgen hatte schon einen Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) auf dem Zug ergeben. Die sanfte Hügellandschaft des Niederen Fläming ist stark landwirtschaftlich geprägt. Daher bilden Beregnungsanlagen und Strommasten bereits Landmarken. Ein Pumpwerk in der Nähe von Bochow wird mit Stromleitungen an das E-Netz angeschlossen. Auf den Leitungen sitzen zwei recht zierliche Vögel, die schon aus der Ferne wahrnehmbar sind. Ich frage mich, ob es sich um Turteltauben handelt? Ein Blick durch das Spektiv zeigt aber das mein zweiter Gedanke sich bestätigt: es sind zwei einjährige Rotfußfalken (Falco vespertinus). Schnell ist ein Belegfoto geschossen. Der Sonnenstand zwingt mich aber, eine Runde zu drehen damit ich die Sonne für bessere Aufnahmen im Rücken habe. Dabei muß ich unter der Stromleitung mit den beiden Rotfußfalken hindurch fahren. Das scheucht sie auf erstaunlich geringe Entfernung auf. Die Rotfußfalken kreisen. Wenig später nehmen sie wieder Platz auf der Stromleitung. Einer der Rotfußfalken fliegt dann ab, fegt in bemerkenswerter Geschwindigkeit über das abgeerntete Kartoffelfeld, steigt dann auf und rüttelt. Wenig später geht er unter und kommt wohl mit einem Heupferd in den Fängen wieder hoch.

Ich tippe bei beiden Vögeln auf einjährige Weibchen. Dann fliegt auch der zweite Vogel über die weite Ebene davon. Wenig später sehe ich einen der Rotfußfalken plötzlich aus westlicher Richtung in etwa 20m Höhe über ein Kartoffelfeld fliegen, verfolgt von einem Turmfalke (Falco tinnunculus). Der Turmfalke läßt sich wohl nicht abschütteln; jedenfalls verschwinden beide Vögel über die Nuthewiesen in östlicher Richtung. Damit hatte ich nun beide Rotfußfalken leider aus den Augen verloren.

Die Art des Rüttelns des Rotfußfalken wird häufig als nützlich für die Artidentifizierung genannt. In dem Fall war das durchaus gut zu beobachten.  Ansonsten ist der Rotfußfalke in seinem anmutigen und wendigen Flugverhalten im Allgemeinen zwischen Turmfalke und Baumfalke (Falco subbuteo) angesiedelt und kann zuweilen Merkmale von beiden Falken aufweisen. Es hat einen schnellen und agilen Streckenflug auf zurückgezogenen Flügeln, hebt oft im letzten Moment die Fänge, um Beute zu fangen (also wie ein Baumfalke); aber ert jagt auch immer wieder noch von einer festen Position aus oder rüttelt wie ein Turmfalke. Rotfußfalken fliegen mit einer ziemlich steifen, regelmäßigen Flügelschlag und können dann sogar im Flug an den Kuckuck (Cuculus canorus) erinnern. Dieser Effekt wird nun durch seinen vergleichsweise langen Schwanz verstärkt.

In der Beschreibung der Sichtung bin ich auf das Verhalten bei der Annäherung eingegangen. Verschiedene Autoren (so z. B. Gensbol in seinem Buch Guide to the birds of prey of Britain and Europe, North Africa and the Middle East von 1987) beschreiben den Rotfußfalken als eher scheu. Ich konnte beide Rotfußfalken heute als bemerkenswert zutraulich wahrnehmen. Wie gesagt, hatte sich das Paar auf einer Stromleitung niederlassen. Der heranfahrende Wagen scheuchte sie auf von etwa 10 m ohne große Hast oder Alarmkennzeichen auf. Anschließend nahmen die Rotfußfalken auf der gleichen Leitung ein paar Meter weiter entfernt wieder Platz.

Der Rotfußfalke ist in den letzten Tagen vermehrt im Nordosten Deutschlands, insbesondere im Kreis Vorpommern-Greifswald und im weiteren Umkreis der Ostsee gesichtet worden. Es handeltes sich fast durchgängig um diesjährige Exemplare, in teilweise bemerkenswerter Anzahl. So wurden 6 Rotfußfalken in der Nähe der Greifswalder Oie gesehen. In der näheren Umgebung des Fläming liegen 2 Nachweise aus den letzten Tagen vor. Einerseits vom Spreewald (bei Leibsch) und von der Talsperre Spremberg in der Lausitz. Der Einflug hat wohl also für das Binnenland gerade erst begonnen. Es lohnt sich die weite Feldflur nach diesen schönen Falken abzusuchen.

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