Alles ist wie mit einem weißen Mantel zugedeckt. Unter der Schneedecke zeichnen sich die Umrisse eines Rehs ab. Zuerst ist nur das Rätschen der Elstern (Pica pica) unüberhörbar. Das Reh – ein Verkehrsopfer – liegt gut 25 Meter vor dem tonnenförmigen Hide. Die Elstern müssen sich direkt neben dem Hide in der Weißdornhecke befinden. Dann traut sich die Erste. Im tiefen Flug mit einem eleganten Schwanzaufstellen kurz vor der Landung, geht die Elster kurz vor dem Kadaver nieder. Vorsichtig nähert sie sich dem braunen Etwas. Dicke Schneeflocken geben der Szenerie einen melancholischen Grundtenor. Schnell steht die Elster auf dem Reh. Ein beherztes Picken in die aufgerissene Wunde und der erste rote Fleischhappen ist im Schnabel zu sehen. Das läßt die Artgenossen nicht ruhen. Eine nach der anderen kommt die ganze Sippe angeflogen. Immer wieder steht mal die eine oder die andere Elster auf dem Reh und holt sich ihren Anteil. So beobachte ich ausgiebig den Trupp, der wohl insgesamt aus mindestens 5 Elstern besteht, wie er sich in Wechsel von zänkischem Streit und konsequent, gierigen Hacken dem toten Reh widmet. Ich bin erstaunt, wie groß die Stücke sind, die die Elstern in kurzer Zeit aus dem gefrorenen Kadaver hervor holen. Immer wieder fliegen auch Haarbüschel. Diese Rabenvögel sind also offensichtlich nicht auf das Öffnen des Rehs durchs andere, größere Aasfresser angewiesen, sondern kommen auch so ganz gut zurecht. Irgendwann kommt auch mal ein junger Mäusebussard (Buteo buteo), der allerdings zuerst vorsichtig auf dem daneben liegenden Baumstamm Platz nimmt. Er verschwindet zweimal bevor er sich dann doch traut, ein von den Elstern herausgezogenes meterlanges Stück Gedärm zu ergattern.
Auch eine einzelne Nebelkrähe (Corvus cornix) taucht mal auf. Sie ist ebenfalls eher vorsichtig. Sie landet in deutlich größerer Entfernung vom Luder, nähert sich dann zu Fuß der streitenden Elster-Ansammlung und schnappt sich dann ein Stück fallengelassenes Stück Fleisch. Mehr traut sie sich wohl nicht.
Eigentlich bin ich ja auf der Suche nach dem Seeadler (Haliaeetus albicilla). Diese großen Greife sind zumindest im Osten Deutschland eine nicht ungewöhnliche Erscheinung. Trotzdem ist es nicht leicht, ein Exemplar aus nächster Nähe zu fotografieren. Bis zu dessen Ankunft muß ich mich eben mit den Rabenvögeln zufrieden geben. Von der Dynamik und den landschaftlichem Umfeld her, ist das aber auch eine tolle Sache. Am Morgen war zuerst noch ein zarter, roter Streifen am Horizont zu sehen. Nachdem sich die tiefstehende Morgensonne anfangs durchsetzt und mit ihrem warmen Streiflicht für eine ganz besondere Lichtstimmung sorgt, zog sich der Himmel aber anschließend zu. Es fängt an mit großen Flocken zu schneien. Ein Traum wie das tote Reh immer weißer wird und sich die schwarz-weißen Vögel im dichten Schneetreiben ihre Kalorien anfuttern. Drinnen bullert der Gasofen, draußen ist es um 0° C kalt.
Der Lieblingsvogel des Rangers ist eindeutig der Seeadler und die Chancen im Winter atemberaubende Bilder dieses größten mitteleuropäischen Greifs zu machen, sind exzellent. An den verschiedenen Luderplätzen finden die Seeadler ihre Köder schon seit Jahren. Das wissen natürlich auch die Elstern und Nebelkrähen. Ausgezeichnete, formatfüllende Aufnahmen in absolut natürlicher Landschaft sind praktisch garantiert.
Von den guten Fotografiermöglichkeiten konnte ich mir auf Einladung von dem Ranger, Fred Bollmann, einen Eindruck verschaffen. Der Trip war sehr produktiv – wie man in der Galerie sehen kann. Der Ranger bietet nicht nur Fotoverstecke – u.a. für den Eisvogel – an, sondern hält auch Vorträge und bietet Wildlife Workshops und Führungen an. Den Hide, den er mir zur Verfügung stellte, nutzt er schon seit Jahren für die fotografischen Zwecke seiner Kunden. Das PVC-Versteckt ist direkt in eine Wildhecke an der Grenze zu landwirtschaftlichen Wiesen gelegen. Dem Ranger ist es gelungen, die Erlaubnis zur Errichtung einer Ansitzhütte sowohl von einem Bauern als auch den zuständigen Naturschutzbehörden zu bekommen. Ideale Voraussetzungen, um Bilder von Greifen und Krähenvögeln auf kurze Distanz zu schießen.
Hier finden Sie noch mehr Bilder von anderen Vogelarten in diesem Gebiet erschossen an einem Tag zu finden.
An dieser Stelle möchte ich dem Ranger, der diese Aufnahmen mit seinen langjährigen Vorbereitungsarbeiten möglich gemacht hat, ganz herzlich danken.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird–Lens.com gezielt Reisen an entfernte Orte wie die Küstengebirge von West-Norwegen oder zu touristischen Attraktionen wie dem Fischland unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Die schönen Bilder, die Sie in der Galerie sehen, sind nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn wir Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.