Im minütlichen Abstand kommen nun, Ende Mai, die Eltern des Kleinspechts (Dendrocopos minor) an einer abgestorbenen, gar nicht so dicken Erle (Alnus sp.). Hier befinden sich bereits mehrere Spechtlöcher, doch die Kleinspechte haben extra eine neue Bruthöhle in die Erle gemeißelt. Nun hört man die Jungen ganz leise rhythmisch rufen. Bei weitem nicht so laut wie beim Buntspecht (Dendrocopos major), der gar nicht weit weg in einer Kiefer (Pinus sylvestris) seine Bruthöhle hat. Trotzdem sind die jungen Kleinspechte gut zu hören. Die Folge der Rufe scheint noch schneller als bei den Buntspechten zu sein. Einige weitere Anmerkungen zu den Beobachtungen sind vielleicht von Interesse.
Während das Männchen des Kleinspechts die Bruthöhle meist direkt ca. 10 cm unterhalb des unteren Randes anflog und dann auch wenig später zur Tat, d.h. zum Einschlüpfen, schritt, flog das Weibchen häufiger zuerst einen trockenen Ast oberhalb der Höhle an, um von dort dann die Bruthöhle anzufliegen. Beim Ausfliegen wurde von beiden Geschlechtern manchmal Kotbeutel mitgenommen. Während das Einschlüpfen zügig erfolgte, warteten beide Kleinspechte häufig aus dem Brutloch guckend eine Weile mit dem Abflug. Der Abflug erfolgte sowohl in direkter Verlängerung der Ausrichtung der Bruthöhle nach Norden als auch gelegentlich direkt von der Höhle abbiegend nach Osten.
Der Abstand der Fütterungen geschah mit Pausen von ca. 5 Minuten, wobei es vorkommen konnte, daß sich beide Kleinspechte am bzw. zweimal auch im Nest trafen. 2 Kleinspechte in einem solch kleinen Brutloch gehen natürlich gar nicht. Also mußte der zuletzt gekommene schleunigst wieder abfliegen und das Brutloch dann wenig später noch einmal besuchen.
Ein Wendehals (Jynx torquilla)machten mit seinem markanten Lachen in der Nähe auf sich aufmerksam. Das wurde von beiden Kleinspechten umgehend quittiert. Eine gewisse Ängstlichkeit war zu beobachten. Während das Weibchen nach dem „Gesang“ des Wendehalses das Brutloch verließ und auf dem – oben beschriebenen – Anflugast verharrte und die Umgebung sicherte, flog das Kleinspecht-Männchen die Höhle an und blieb etliche Minuten vor der Höhle regungslos klammernd. Später schaute das Männchen aus der Höhle und nahm – vielleicht demonstrativ – den gesamten Raum des Einfluglochs ein. Es ist vielleicht spekulativ. Aber vielleicht ist der Wendehals bei Kleinspechten als Nesträuber oder schlimmer noch: Brutloch-Aggressor bekannt.
Das Gebiet mit den Kleinspecht-Bruten ist ein vernachlässigtes Feuchtgebiet direkt an einer Schnellstraßenauffahrt. Mit seinem markanten Lachen machte der Grünspecht (Picus viridis) den Vogelbeobachter im zeitigen Frühjahr auf seine Anwesenheit in dem Erlenbusch aufmerksam. Das sich beschleunigende „Klew-Klew-Klew-Klew-Klew-Klew“ war im März/ April – also in der Paarungs- und Brutzeit – häufig zu hören. Im Innern des feuchten Walds erkennt man erstaunlich viele Bäume mit markanten Spechtlöchern im Stamm.
Zur Aufnahme verwendete ich die Canon EOS-1DX Mark III mit dem Canon-Objektiv EF 600/4.0 L IS II USM auf einem Autoscheibenstativ.
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