Steinadler am winterlichen Köder

SteinadlerAuch aus großer Höhe entdecken die scharfen Augen jede Beute. Es dauert trotzdem stundenlang, bis man den eindrucksvollen Steinadler (Aquila chrysaetos) am Köder im Winter beobachten kann. Und dann hat man auch noch Glück. Die erste Beobachtung eines Besuchs eines Steinadler an einem Luder lief so ab, daß ein junger Vogel nur kurz auf einer Kiefer saß, bevor er wieder verschwandt. Der Adler hatte nicht einmal versucht, sich am Kadaver eines ausgelegten Fuchses zu bedienen.

Möglicherweise hatten sie mich auch beobachtet, als ich in der Dämmerung mein Versteck aufsuchte und glaubte, daß kein Adler in der Nähe sei. Vielleicht war es aber so, daß ein Adler einige Kilometer entfernt auf einem Baum auf einer Bergkuppe saß und dorthin nach abgeschlossener Mahlzeit zurückkehrte. Es ist fast unmöglich, ein Versteck zu bauen, ohne daß die Adler eine Möglichkeit zur Einsicht haben. Obwohl das Versteck gut isoliert war, hatte ich die Befürchtung, daß die Greife durch das Auslösegeräusch der Kamera gestört würden. Die „Geräuschkulisse” schienen aber nicht wirklich zu stören. Das Geräusch der Kamera war bei der nicht sehr leise arbeitenden Canon EOS 1 DX nicht gerade gering.

Das Anlocken der mächtigen Greifvögel soll angeblich relativ leicht sein. Denn der Steinadler ernährt sich im Winter zum Großteil von Aas, aber er ist gleichwohl ein kräftiger und geschickter Jäger mit sehr starken Krallen.

Bis Mittag war es am ersten Tag in einem Versteck nördlich von Trondheim ausgesprochen ereignislos gewesen. Aus dem gut verkleideten Holzhüttenversteck konnte man auf einen toten Fuchs und ein totes Birkhuhn (Tetrao tetrix) starren. Das Kommen und Gehen der Eichelhäher (Garrulus glandarius), die sich an ausgestreuten Körnern bedienten, war die einzige Abwechslung. Der Wind wehte sehr heftig. Aus dem Nichts landet dann aber ein Adler auf der abgestorbenen Kiefer, auf dem das Birkhuhnluder ausgelegt ist. Anfangs kämpft der Adler hauptsächlich mit den Federn des Huhnes; dann aber wurde der tote Vogel schnell zerlegt.

Kamen die Adler an das ausgelegte Luder, war der Ablauf des weiteren Geschehens beinahe immer gleich. Begann der Steinadler seine Mahlzeit, dann versuchten die mutigsten Kolkraben (Corvus corax), ihn an den Schwanzfedern zu zupfen. Der Adler schlug dann kräftig mit seinen Flügeln, um die Plagegeister zu vertreiben. Trotz der Störungen schlangen die Adler immer große Mengen Fleisch in sich hinein. Während kalter Frostperioden gefriert das Aas leicht, und das Fleisch wird steinhart. Die Adler müssen sich also zu Recht beeilen. Es kann passieren, daß Adler ausgiebig bleiben und gierig fressen. Einmal waren 2 Adler am Luder. Als der erste sich erheben wollte, war der Start sehr schwierig. Dem zweiten, älteren Adler gelang es gar nicht abzuheben. Er flattert kräftig, aber er konnte nicht fliegen. Der Bauch war einfach zu voll. Schließlich suchte er Schutz auf einer kurzgewachsenen Moorkiefer, blieb dort sitzen und versuchte wieder sich zu erheben. Ohne Erfolg.

Knapp eine Woche habe ich auf Einladung von Ole Martin Dahle nördlich von Trondheim verbracht. Die Ausbeute kann sich sehen lassen. Der Trip war sehr produktiv – wie Sie in der Galerie sehen. Ole bietet nicht nur Wildlife Workshops an, sondern offeriert auch die Möglichkeit, in eine (oder mehrerer) seiner Fotoverstecke auf Bergrücken oder in der Mitte von Kiefernwäldern zu sitzen. Es ist auch möglich – auch im Winter – mit dem Boot raus auf den Fjord zu fahren, um sich der Seeadler – Fotografie zu widmen.

Ole hat einige wunderschön gelegene Grundstücke in den letzten Jahren gemietet, weitere Standorte für seine Hides besitzt er selber. Die Verstecke liegen nicht weit von Forststraßen oder Wegen entfernt. Sie sind also fußläufig in akzeptabler Zeit zu erreichen so daß man nicht völlig abgekämpft mit der schweren Fotoausrüstung am Versteckt ankommt. Auf der anderen Seite sind sie so weit von der öffentlichen Infrastruktur entfernt, daß man sich mitten in der Wildnis fühlt und selbst Motorengeräusche praktisch nicht zu vernehmen sind. Man ist wirklich mitten drin. Folglich gibt es ideale Bedingungen um seiner fotografischen Leidenschaft nachzugehen und Bilder von Wildvögeln auf kürzeste Entfernungen zu schießen.

Im Winter sind die Chancen, atemberaubende Bilder des Steinadlers zu schießen, konkurrenzlos. Hier in der Wildnis von Norwegen finden die Adler ihre Köder schon seit Jahren. Es wird behauptet, dass es nirgendwo sonst in Europa einen besseren Ort gibt, um Steinadler aus nächster Entfernung fotografieren zu können.

Trondheim ist zwar nur knapp 60 Minuten Flugzeit von Norwegens Hauptstadt Oslo entfernt, aber demjenigen, der sich als Autofahrer versuchen möchte, wird die Anfahrt über Oslo durch eine anstrengende ca. 10-stündige Fahrt über knapp 500 km mitten durch das verschneite Landesinnere verleidet. Von Larvik, dem Fährhafen Norwegens von Dänemark aus, sind es sogar gut 620 km und knapp 8 Stunden Fahrt. Da dürfte es sich anbieten, z.B. von Berlin, Deutschland direkt nach Trondheim, Norwegen in knapp 3 Stunden zu fliegen und sich vor Ort einen Mietwagen zu nehmen. Flüge sind angeblich schon für knapp 200,- Euro zu haben.

Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis zu bewältigen, ist Bird-lens.com bestrebt, das Spektrum der Bilder von Vögeln der Westpaläarktis weiter auszubauen. Trips zu abgelegenen Orten, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Ebenso bringen Ausflüge in die nähere Umgebung immer wieder schöne Eindrücke und manch seltene Beobachtung, die – wenn es gut läuft – auch mit Fotos gekrönt werden kann. Die schönen Adlerbilder, die Sie in der Galerie sehen, sind nur ein erster Eindruck, was Sie in der Galerie im “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.

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