Gut, daß man im Windschatten des Leuchtturms steht. Draußen auf dem Meer stürmt es. Weiße Gischt modelliert die Wellenberge vor Slettnes dem nördlichsten Festlandpunkt Norwegens. In der Ferne sind ziehende Basstölpel (Morus bassanus), Prachteiderenten (Somateria spectabilis), Eisenten (Clangula hyemalis), Trauerenten (Melanitta nigra), Schmarotzerraubmöwen (Stercorarius parasiticus) und Eismöwen (Larus hyperboreus) zu sehen. Da ertönt ein seltsames Gackern direkt über mir. Nichts ist zu sehen. Nach einer Weile ist ein Sterntaucher (Gavia stellata) zu sehen, der eine rasant schnell Runde um den Leuchtturm dreht. Es dauert eine Weile bis ich den Vogel als Verursacher der vorher gehörten Laute identifiziert habe. Im Flug, beim Passieren von Artgenossen oder im gemeinsamen Kreisen in der Nähe geeigneter Bruthabitate gibt der Sterntaucher eine Reihe von schnellen, rhythmische kaa-kaa-kaa –Rufen ab. Auch er ist auf seinem Zug entlang der Nordküste auf dem Weg in die Barentssee. Hört man die Rufe heißt es für den Vogelfotografen schußbereit zu sein. Die Sterntaucher sind schneller an dem unvorbereiteten Beobachter vorbei gezogen als man sich vorstellen kann. Manchmal fliegen sie sogar mehrere Male um den Leuchtturm herum, der ihnen wohl als Orientierungsmarke dient. Gerade im Abendlicht sind dann sehr schön illuminierte Flugbilder möglich. Leider ist die Perspektive doch sehr steil. Es sind praktisch nur Unterseitenbilder möglich und dem Hintergrund fehlt auch die richtige Struktur. Es hilft also alles nichts. Um den Sterntaucher in der „richtigen“ Flugposition zu erwischen, muß man sich auf ein besonderes Medium begeben. Ein Ausflug mit einem Boot auf das Meer ist unvermeidbar. Auch um andere ziehende Seevögel der Barentssee zu sehen, ist es ratsam eine Off-Shore-Tour zu buchen. Wenn die See nicht zu aufgewühlt ist, ist es möglich die Seevögeln auf Augenhöhe am Boot vorbeifliegend zu fotografieren. Teilweise kommen Tordalken (Alca torda), Grylteisten (Cepphus grylle) und Basstölpel (Morus bassanus) auf 5 Meter Entfernung vorbei. Immer wieder sind Sterntaucher in der Ferne zu sehen. Ok, das ist ein Bild, das man auch vom Leuchtturm hat. Aber dann fliegen Sterntaucher auch mal näher vorbei. Sie fliegen schnell. Da ist es gut, ein kurzes, einfach zu handhabendes Objektiv wie das Canon EF 400mm f/4 DO IS USM zur Verfügung zu haben. So sind auch Bilder von schwimmenden oder fliegenden Gelbschnabeltauchern (Gavia adamsii) möglich.
Aus Gewichtsgründen hatte ich bei der Flugreise auf das Sigma 120-300 f 2.8 APO EX DG OS HSM verzichten müssen. Mit dem Zoom hätte ich wohl noch mehr Möglichkeiten u.a. der Ausschnittwahl noch während des Anflugs eines Seevogels gehabt. In der Galerie des Norwegen-Ausflugs zum Seeadler im März 2015 sind Resultate zu besichtigen, die mit einem Sigma 120-300 f 2.8 APO EX DG OS HSM möglich sind . Auch die Bilder einer anfliegenden Polarmöwe profitierten von den Möglichkeiten den Ausschnitt noch im Anflug – bei „Dauerfeuer“ im Highspeed-Modus – zu verringern, um damit abgeschnittenen Flügelspitzen vorzubeugen. Dies war bei dem fotografierten Sterntaucher aber gar nicht notwendig. Perfekt kam er auf das Boot in ca. 2 Metern Höhe auf das Boot von Westen zugeflogen, verringerte noch die Flughöhe als er des Boots ansichtig wurde und schaute sogar noch neugierig zum Fotografen hinüber. Das perfekte Bild!
Es ist unabdingbar, sich für einen solchen Ausflug eines zuverlässigen Skippers und eines verläßlichen Boots zu bedienen. Sehr empfehlenswert ist die Firma Nordic Safari Nordkyn von ihrem Eigentümer Vidar. Die Firma ist auf Abenteuerreisen in die wilde Natur an der Küste des Atlantik rund um Mehamn Norwegen, dem nördlichsten Fischerdorf der Welt spezialisiert. Vidar und seine Kollegen von Nordic Safari Nordkyn sind echte Profis. Eine Halbtagestour dauerte etwa vier Stunden. Die durchgeführte Tour war ein voller Erfolg: In diesen 4 Stunden konnten mehr als 20 Arten von Seevögeln gesehen und fotografiert werden konnte. Unterkünfte sind im so genannten Adventure Camp in Mehamn vorhanden. Das Adventure Camp ist auf einer Insel in der Mitte des Mehamn gelegen.
Von diesem Seetaucher ist eine breite Palette von Tonhöhen überliefert. Obwohl es heißt, daß Rufe als schrilles Jammern und Schreien nur selten außerhalb der Bruthabitate zu hören sind, waren die Flugrufe – meistens im Duett zweier nebeneinander fliegender Individuen praktisch jeden Tag – besonders gegen Abend – zu hören. Der kleinste der Seetaucher brütet in den hohen Breiten in Nordamerika und Eurasien. Von anderen Seetauchern unterscheidet ihn nicht nur die Größe, sondern auch sein Verhalten, seine Lautäußerungen und die Art der Fortbewegung. Die Gegend um den Leuchtturm von Slettnes gibt einen hervorragenden Aussichtspunkt in der Nähe der kleinen Ortschaft Gamvik ab. Viele Vogelbeobachter kommen Mitte Mai hierhin um zu beobachten, zu fotografieren und die Vögel auf ihrem Zug zu zählen.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen in den äußersten Norden Skandinaviens, aber auch an den Neusiedler See, nach Texel aber auch an entferntere Orte außerhalb Europas unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie hinter der Rubrik “Picture- Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie bird-lens.com über das Kontaktformular einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.