Wann ist ein kreisender Wespenbussard (Pernis apivorus) eigentlich genau zu sehen? Am besten natürlich im Balzflug, denn der „Schmetterlingsflug“ ist sehr eindrucksvoll und wiederholt sich dazu in der Regel mehrfach hintereinander. Es heißt ja, daß die Reviere des Wespenbussards sehr groß sein sollen und etliche Quadratkilometern umfassen können. Während Urs N. Glutz von Blotzheim in seinem „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, Band 4 „Falconiformes“ auf Seite 71ff ausführlich auf die Fortpflanzung eingeht, den Balzflug beschreibt und ausführt, daß die die Balzflüge der Männchen auffällig, langandauernd und auf grosse Distanz zu erkennen sind werden die tageszeitlichen Aktivitätsmuster im Flug nur für den Zug abgehandelt. Es wird immerhin mitgeteilt, daß Flugmanöver in der eigentlichen Brutzeit wohl eher selten sind und der Flug der Wespenbussarde erst ab Ende Juli und in der ersten Augusthälfte recht auffällig werden kann.
Da die Brutvögel erst gegen Mitte Mai im Brutgebiet eintreffen, hat der Vogelbeobachter und Vogelfotograf nicht viel Zeit, Ausschau nach kreisenden Wespenbussarden zu halten. Denn die Eiablage fällt auf die Monatswende Mai/Juni. Ende Juni/Anfang Juli schlüpfen die Jungen und gegen Anfang August fliegen sie aus. Der Wegzug findet in der 3. Augustpentade statt, so etwa ab dem 20. August. Jungvögel sind aber noch gut zwei Wochen später ziehend zu sehen.
Wie ich in praktischer Arbeit feststellen konnte, kann es durchaus lohnend sein, auch schon im Mai nach kreisenden Wespenbussarden Ausschau zu halten. Die beste Beobachtungszeit ist bei schön warmem oder gar heissem Wetter gegeben. Wie auch in dieser Bilderfolge gezeigt, sind hier beste Möglichkeiten vor allem in den späteren Morgen- bis Mittagsstunden – so ab 10:30 bis ca. 14:00 vorhanden. In den frühen Abendstunden kann man evtl. auch noch mal erfolgreich sein. Jetzt ist also die Zeit nachdem sie aus ihrem Winterquartier in Afrika zu uns zurückgekommen sind. Geduld ist aber unbedingt notwendig und man kann lange vergeblich Ausschau halten. Dann plötzlich kann man z.B. kurz ein Männchen beobachten, wie es eine kleine Runde fliegt, um gleich darauf wieder im Wald zu verschwinden. Der Balzflug wird während der ganzen Brutsaison gezeigt, besonders aber im Mai und von Mitte Juli bis Mitte August.
Für mich jedesmal wieder ein besonderes Erlebnis, diesen einzigartigen Greifvogel zu beobachten. Manchmal schrauben sich die Greife höher und verschwinden um nach kurzer Zeit wieder aufzutauchen. Dann beginnt das Männchen erneut zu balzen. Aus einem Gleitflug heraus gewinnen sie an Höhe und beginnen auf dem Kulminationspunkt der Flugbahn, die Flügel ganz hoch zu strecken und diese über dem Rücken ein paar Mal zusammenzuschlagen. Dieser wenige Sekunden dauernde „Schmetterlingsflug“ wiederholt sich in der Regel mehrfach hintereinander. Einige Male führt er den charakteristischen Schmetterlingsflug auf, dann verschwindet er im Gleitflug über dem Wald. Kein anderer heimischer Greif zeigt dieses auffällige Verhalten. So wird man schon auf große Entfernung auf einen kreisenden Wespenbussard aufmerksam und kann einen Mäusebussard (Buteo buteo) mit Recht ausschließen.
Bei einem Besuch des Turms bei Buckow, mitten im Havelländischen Luch, konnte Pfingstmontag ein Wespenbussard (Pernis apivorus) eine Weile über den nördlichen Feuchtwiesen kreisend beobachtet werden. Dabei wurde der einfach nur harmlos fliegende Vogel von einem Männchen des Turmfalken (Falco tinnunculus) intensiv immer wieder angegangen und schließlich vertrieben. Das Flugbild dieses Wespenbussards ließ auf Anhieb eher an einen schlanken Schwarzen Milan denken; eine Mäusebussardsichtung war von vornherein – auch ohne „Schmetterlingsflug“ ausgeschlossen
Weil Wespenbussarde Ende Juli und in der ersten Augusthälfte relativ auffällig sind, kann es sich lohnen, sich auf einem Punkt, der eine gute Übersicht über mögliches Wespenbussard-Gelände bietet, mit Fernrohr zu installieren und die Gegend geduldig abzusuchen.
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