Fliegende Turteltaube holt Nistmaterial in Abu Simbel

Von ihrem Nest in einem Afrikanischen Mahagonibaum (Thaya senegallensis) fliegt eine Turteltaube (Streptopelia turtur) immer wieder direkt über unsere Köpfe zu einer Akazie. Dort findet sie offensichtlich abgestorbene kleine, feine Zweige und Halme. Als sie das dritte Mal praktisch auf dem gleichen Weg – diesmal mit einem feinen Zweig im Schnabel – zurückfliegt, beschließe ich, das mit Canon-Objektiv EF 400mm f/4.0 DO IS II USM an einer Canon EOS R 5 zu fotografieren. Dazu sind ein leistungsfähiger Autofokus, ein zuverlässiges Fotoobjekt, kurze Belichtungszeiten und ein sicherer Blick für den fotografischen Moment nötig. Ich beobachte das Verhalten der Turteltaube eine Weile. Wenn die Taube sich zuerst einen Überblick aus einer Akazie heraus verschafft hatte, hüpft sie hinter eine Lehmmauer und ist nicht mehr zu sehen. Wenn sie dann den Kopf über die Kante streckt; bis dahin immer mit einem Zweig im Schnabel, dann ist es höchste Zeit sich auf den Abflug gefaßt zu machen. Dann heißt es den Auslöser betätigen und den Rest den Autofokus im Servo-Mode machen lassen. Alles das war an diesem wunderschönen Tag bei relativ akzeptablen Temperaturen gegeben.

Einige Mal fliegt die Turteltaube auf exakt diesem Weg von der Fundstelle zu ihrem Nest zurück. Das schöne Bild des Blogs ist der Beweis, wie es geht. Zuerst fotografiere ich mit 1/2500 sec. mit Blendenautomatik. Ich wechsle aber schnell auf bis zu 1/3200 sec herunter. Um das Maximum an Schnelligkeit in der Reihenaufnahme herauszuholen, stelle ich den elektronischen Verschluß ein Die Automatik der Empfindlichkeitseinstellung (ISO-Auto) macht es möglich. Die Automatik stellt da auf ISO 640. Noch akzeptabel, was das Rauschen angeht. Um das Maß voll zu machen, mache ich die letzten Aufnahmen im manuellen Belichtungsmodus. Ich stelle die Blende auf 8, die Zeit auf 1/2500 und belichte mit dem manuell eingestelltem ISO 2000 etwas knapper. Das kann man dann in Adobe Photoshop immer noch ganz gut korrigieren.

Die Turteltaube war neben der Palmtaube (Streptopelia senegalensis) die häufigste der wilden Tauben in Abu Simbel, wo wir einige Tage in einer nubischen Lodge verbrachten. Vor allem der Zug der Turteltauben ist eindrucksvoll. Die Turteltaube scheint kleine Trupps – teils nur mit 3-4 Individuen – zu präferieren. Aber auch Türkentauben (Streptopelia decaocto) schienen die gleiche Richtung gen Norden zu nehmen. Obwohl der Bestand der Turteltaube auch in Ägypten teils dramatisch abgenommen hat, war sie in Abu Simbel auch als Brutvogel recht weit verbreitet. Es ist daher nicht möglich, klar zu unterscheiden zwischen den Turteltauben, die gerade auf dem Zug sind und jenen, die tatsächlich vor Ort brüten.

Die meisten europäischen Populationen überwintern in der Sahelzone. Früher wurden Vögel des Niltals als Unterart isabellina unterschieden. Die Unterschiede scheinen aber doch zu geringfügig zu sein, um sie von rufescens zu separieren. Diese Unterart weist bei Männchen im Vergleich zu den in Mitteleuropa vorkommenden Individuen ein satteres, dunkles Sandorange auf Krone und Oberteil mit einer tief rosa Brust auf. Weibchen wirken im Vergleich zu den Männchen blasser mit einer eher hellrosafarbenen Brust, die oft mit einem beigen Ton überzogen ist.

Eine kleine Taube soll nicht unerwähnt bleiben, obwohl wir sie während des gesamten Aufenthalts nicht einmal gesehen haben. Das schöne Kaptäubchen (Oena capensis) ist ebenfalls ein Vogel, der wüstenhaft, heißes Gebiet schätzt.

Ein erfolgreicher früher Mittag am südlichen Ende Ägyptens und damit der Westpaläarktis.

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