Heute Nachmittag geht ein starkes Gewitter über die Nuthe-Nieplitz-Niederung im südlichen Brandenburg nieder. Ein guter Anlaß die jungen Habichte an und in ihrem Nest aufzusuchen und zu schauen wie die jungen Habichte (Accipiter gentilis) im Kiefernwald mit dem vielleicht ungewohnten Nass umgehen. Als ich ankomme, fliegt sofort ein Vogel aus einer Kiefer auf. Es ist wohl der junge Habicht, der vorgestern schon einen ersten Ausflug gemacht hatte. Er kommt wenig weiter wieder herunter. Wieder sitzt er etwas entfernt neben dem Nest hoch in einer Kiefer. Sein braun-graues Federkleid mit den markanten schwarzen Strichen auf Brust und Bauch ist zwar unauffällig genug gefärbt, um ihn vor einer Kiefer nicht zu stark in Erscheinung treten zu lassen. Nun aber sitzt er ganz frei auf einem Ast und ist gut zu erkennen. Schnell ist auch das Nest wieder gefunden. Von den Geschwistern ist nicht viel zu sehen. Sie hocken noch auf dem Nest und haben sich wahrscheinlich auf den Nestboden gedrückt. Kein Wunder: Das Wetter ist zwar eher schwül-warm, aber feucht und eher ungemütlich.
Einer der Nesthocker, wird nun langsam aktiv. Ein anderes Geschwister sitzt – ebenfalls im braun-grauen Federkleid mit auffallend weißen Dunen auf der Brust – auf der Nestkante und schaut herunter. Es ist erkennbar, daß beide Junghabichte alles andere als erbaut von dem Wetter waren. Die feuchte Schwüle scheint auch die Fliegen und vor allem die Mücken zu aktivieren. Immer wieder wird abwehrend der Kopf zur Seite geworfen. Als der Regen an Stärke zunimmt, komme ich noch zu netten Aufnahmen der Jungvögel, die nass und ungehalten den Regenguß abwarten müssen.
Der Regen ist lang erwartet. Die Wochen vorher hatte es immer nur sporadisch geregnet. Abends hieß es, daß bis zu 10 Liter/ Quadratmeter niedergegangen wären. Nach kräftigen Gewittern mit heftigem Starkregen beruhigte sich die Wetterlage erst in der Nacht leicht. In der Nacht gab es noch weitere heftige Gewitter und Unwetter.
Als ich ein wenig im näheren Umkreis um den Horst laufe, fliegt auf einmal im regnerisch-nebligen Wald ein Greif ein. Es ist die Habichtmutter, die auch heute irgendwo in der Nähe saß. Mit dem Fernglas suche ich die höheren Äste der Umgebung ab und kann schnell den weiblichen Habicht offen auf einem Kiefernast in gut 250 Meter Entfernung vom Nest aufgebaumt sehen. Inzwischen gießt es in Strömen. Die Alte steht mit einem eingezogenen Bein auf einem dicken Kiefernast und schaut von Zeit zu Zeit zu mir herunter. Dann wieder verdreht sie den Kopf, um den Luftraum abzusichern. Wachsam hält das Weibchen die Umgebung im Blick und fliegt dann elegant zwischen den eng stehenden Kiefern ab.
Wenn auch eher Berlin als Habicht-Hochburg in Deutschland bekannt ist, so sind doch auch in der weiten Landschaft des südlichen Brandenburgs Habichte zu finden. Während aber im Frühjahr etliche Beobachtungen von Brutpaaren aus den Berliner Stadtbezirken gemeldet werden, sind die Meldungen vom Habicht in Brandenburg doch viel spärlicher. Hinweise auf Bruten gibt es fast gar nicht. Das könnte daran liegen, daß man den Habicht dem Zugriff von Taubenschützern und vielleicht auch Jägern vorenthalten möchte und daher keine entsprechenden Ortsangaben macht. Ich war in der Nähe meines Heimatorts eher durch Zufall auf ein brutbereites Paar gestoßen. Nicht weit von der Stelle entfernt, an der Mitte Juli im Vorjahr 3 junge Habichte einen ganzen Vormittag gesichtet werden konnten, rief Anfang März ein Habicht seinen Balzruf aus dem Inneren eines lichten Kiefernwäldchens. Nun ist mitten in dem Wäldchen das Nest mit 3 jungen Habichten belegt.
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