Waldschnepfen auf dem Herbstzug

WaldschnepfeDie Nächte beginnen nun früh. Auf dem Rückweg von einer Wanderung kann man in der Dämmerung nun wieder häufiger einen unauffällig gefärbten, aber doch recht großen, Waldvogel aufscheuchen. Es ist wieder die Zeit auf Waldschnepfen (Scolopax rusticola)  zu achten. Die Bemerkungen in ornitho.de in den letzten Tagen in Brandenburg lauten „…umherfliegend, auffliegend aus lockerem Gebüsch am Graben, Fliegt in ca. 5 m Höhe am Waldrand entlang, möglicherweise Abflug zum Weiterzug“… usw. zeigen aber, daß es sich um Momentbeobachtungen handelt.

Die Daten von ornitho.de zeigen auffällig viele Beobachtungen mit dem einsetzenden Herbstzug vor allem ab Anfang Oktober. Die Wiederfunde in Deutschland beringter Brutvögel stammen vor allem aus Frankreich und Großbritannien, teilweise auch von weiter südwestlich. Es wird jedoch angenommen, dass ein guter Teil der deutschen Brutvögel hier auch überwintert.

So häufig wie auf den Azoren – wie z.B. bei Reise nach Flores – wird man die Waldschnepfe nicht von einer einsamen Straße im feuchten Gras stehend sehen können. Auf dem Rückweg vom zentral liegenden Plateau klapperte ich im Oktober noch einmal eine enge dichtbewaldete Straße ab. Gerade war die Sonne durch die dichten Wolken gebrochen. Im dichtesten Nebel stand dann eine Waldschnepfe auf dem Schotter inmitten eines kleinen lokalen Steinbruchs. Ich konnte sie anfangs beim Vorbeifahren gerade noch aus dem Augenwinkel wahrnehmen. Ich fuhr trotzdem weiter, holte die Kamera heraus und fuhr dann wieder zurück. Es war eindeutig eine Waldschnepfe, die wie angewurzelt im Gegenlicht auf dem Schotter stand. Trotzdem ist es auch in Brandenburg möglich, die Waldschnepfe recht gut zu beobachten und ihr Verhalten kennenzulernen.

Aufgrund der eingangs erwähnten Umstände, ist eine eingehende Beobachtung der Waldschnepfe im Herbst allerdings nur sehr schwer möglich. Will man Waldschnepfen aktiv beobachten, sollte man sich dagegen im nächsten Frühjahr zum Sonnenuntergang gezielt auf die Suche in Wäldern mit feuchten Bereichen machen. Waldschnepfen lieben einen stocherfähigen Boden. Am besten sind Waldschnepfen auf großen Waldlichtungen oder auf breiteren Schneisen im Wald zu beobachten. Die Nähe zu Feuchtgebieten ist vorteilhaft. Man kann aber auch versuchen, über kleinen Wäldern mit Feuchtbereichen balzende Waldschnepfen auf dem sogenannten „Schnepfenstrich“ zu beobachten.

Die abendliche Balz beginnt im Mai und Juni, dem Höhepunkt der Balzflüge, bereits vor Sonnenuntergang. Die Balzphase der Waldschnepfe geht allerdings mit zunehmender Dunkelheit deutlich zurück. Die Phase der Hauptaktivität dauert somit nur etwa eine Stunde. Wer also nicht gezielt vor allem abends nach Waldschnepfen sucht, muß schon Glück haben. Möchte man seinem Glück nachhelfen, sollte man sich zum Beispiel an den Rand großer Waldlichtungen oder entlang von Fernleitungsschneisen im Wald positionieren. Es macht Sinn den Blick zum noch etwas helleren Westhimmel zu wenden, damit man den Überflug frühzeitig wahrnimmt. Zuerst sind aber die Balzrufe zu hören. Diese lassen sich mit „Quorrquorr, pfzpfz- pfz …“ beschreiben. Der Balzflug der Waldschnepfe ist immer wieder außergewöhnlich ist gerade in der Kombination mit der Tageszeit.

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