Die Landschaft zwischen Meckelenburger Seenplatte, Feldberger Seenlandschaft und Neubrandenburg wirkt auf den ersten Blick nicht wie ein Naturparadies. Eine hügelige, weiträumige, von Landwirtschaft geprägte Landschaft, die sich auffallend vom Liebreiz der südlichen Seenlandschaften unterscheidet. Nicht destotrotz gibt es hier die wohl einmalige Gelegenheit aus einem schon lange etablierten Versteck heraus, den Schreiadler (Clanga pomarina) praktisch auf Teleobjektiv-Länge zu fotografieren.
Ein wolkenverhangener Morgen – in der Nacht hatte es geregnet – war genau die richtige Voraussetzung, um sich in dem geräumigen Hide wohl zu fühlen. Nur früh muß es ein. Der Schreiadler ist sehr vorsichtig und sollte ungestört an dem Tümpel einer Pferdekoppel landen können. Es hießt, daß der Schreiadler schon mit dem Jungvogel vor Versteck aufgetaucht sei. Außerdem sei der Jungvogel unberingt, da sein Nest von den Vogelbringern in diesem Sommer nicht gefunden wurde. Das sieht auf Fotos natürlich deutlich natürlicher aus, als wenn farbige Ringe den Gesamteindruck stören. Entsprechend gespannt wartete ich auf den Nahrungsgast. Es dauerte nicht lange und der erste Graureiher (Ardea cinerea) landete im gegenüber liegenden Teil des Tümpels. Der Graureiher legte auch so richtig los und konnte bei seinem spektakulären Beutestoß sehr schön abgelichtet werden. Nur der Adler ließ sich Zeit. Es dauerte gut 2 Stunden bis doch auf einmal ein Schreiadler nicht weit von dem hingelegten Köder im trockenen Gras saß. Anhand der dunkleren Pupille, bei der die noch dunklere Iris aber gut zu erkennen war, war er eindeutig als junger Vogel des Schreiadlers zu identifizieren. So richtig schien er sich mit der Umgebung nicht anfreunden zu können. Skeptisch musterte er die Umgebung und ging dann auf den Köder zu. Der Köder war natürlich festgenagelt und seine Versuche, ihn einfach mitzunehmen, scheiterten. So richtig zufrieden – oder vielleicht auch so richtig hungrig – war der Schreiadler offensichtlich nicht. Jedenfalls flog er nach kurzer Zeit wieder in den angrenzenden Wald.
Es dauerte gute drei Stunden als der Schreiadler – ein junges Tier, das noch Rest des weißen Dunengefieders aufwies – nur ca. 20 Meter vom Versteck entfernt wieder einschwebte. Sofort machte er sich, von Elstern (Pica pica) argwöhnisch beäugt aber nicht bedrängt, daran, an einer ausgelegte Rehkeule zu fressen.
Das Versteck von Ranger Tours bietet Platz für 2 Fotografen. Es hat einen Durchmesser von 2 Meter und eine Höhe von 1,70 Meter und liegt mitten in einem Revier in dem nicht nur der Schreiadler sondern auch der Schwarzstorch vorkommen. Es steht auf einer Wiese am Rande eines Feuchtgebietes. Der Flachwasserteich ist voller Fische und außerdem Wasserschwankungen unterworfen. Das macht ihn zu einem idealen Jagdrevier für Reiher oder den Schwarzstorch. Die Wiese wird ganzjährig als Pferdekoppel genutzt.
Der Schreiadler ist am ehesten von Mitte April bis Mitte September anwesend. Eine sehr gute Zeit zum Fotografieren sind die ersten drei Wochen nach der Ankunft. In dieser Zeit balzen sie und somit paarweise unterwegs. Ab August – wenn der Jungvogel ausfliegt – wird es wieder interessant an dem Nahrungsteich. Es soll wohl auch schon gelungen sein, den Schreiadler zusammen mit dem Seeadler auf ein Foto zu bannen. Wenn der Wasserstand im Spätsommer zurück geht werden die Schlickflächen auch von Limikolen aufgesucht. Bei dem konkreten Besuch waren sehr schön Schafstelzen (Motacilla flava) zu sehen. Sie hielten sich eng an die Pferde, die von Zeit zu Zeit zum Wasser kamen, um zu trinken. Es handelte sich um eine junge und eine adulte Schafstelze im Schlichtkleid. Gegen Nachmittag ist auf einmal eine weitere Schafstelze da. Später treiben sich sicher 10 Exemplare in den wassergefüllten Trittsiegeln der Pferde und baden. Die Schafstelzen wiesen die verschiedensten Kleidern auf. Ist das schon der Schafstelze-Zug?
Das zweite Target-Bird war der Schwarzstorch (Ciconia nigra). Der Schwarzstorch führt, anders als sein Verwandter der Weißstorch, ein eher scheues Leben in den Wäldern. In seinem Lebensraum Waldweiher, Bäche und Gräben geben, denn die Nahrung des Schwarzstorchs besteht hauptsächlich aus Wasserinsekten, Amphibien und kleinen Fischen.
In Nahrungstümpeln wie dem von Ranger Tours bewirtschafteten bei Feldberg siedeln sich sehr schnell auf natürliche Weise Amphibien und Insekten an. Trotzdem bedarf es einigen Aufwand. Unter anderem muss der Teich immer wieder mit Fischen besetzt werden um so einen zusätzlichen Anreiz für einen Besuch der Vögel zu schaffen. Leider stattete der Schwarzstorch dem Tümpel an diesem Tag keinen Besuch ab. Schade!
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