Stentorrohrsänger am Nasser-Stausse in Südägypten

StentorrohrsängerAm frühen Morgen ist im Schilf im Vorfeld des Seeufers schnell Aktivität zu vernehmen. So ist schon von weitem der Stentorrohrsänger (Acrocephalus stentoreus) zu hören. Überall dort, wo die Art vorkommt, fällt sie tatsächlich am ehesten durch ihren kräftigen Gesang auf, der dem anderer großer Teichrohrsänger – wie unserem Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) – ähnelt und sowohl nachts als auch tagsüber (und dies sogar in den Überwinterungsgebieten) zu hören ist. Ein Foto ist doch ein schöner Beitrag für das WP-Portfolio von bird-lens.com.

Der Stentorrohrsänger ist weit, aber etwas lückenhaft in Zentral- und Südasien verbreitet, mit einem Vorkommen in Afrika, wo er in Ägypten und im Sudan vorkommt, durch das Niltal und in verschiedenen Wüstenoasen sowie entlang der Küste des Roten Meeres. Dann ist er über die südliche Levante, den Nahen Osten, Zentralasien, den indischen Subkontinent und Südwestchina bis nach Java und Borneo verbreitet. Weiter östlich und südlich wird Stentorrohrsänger durch den ehemals als konspezifisch erachteten Australienrohrsänger (Acrocephalus australis) ersetzt. Über den größten Teil seines Verbreitungsgebiets wird der Stentorrohrsänger normalerweise mit Süßwassersümpfen und Feuchtgebietsvegetation in Verbindung gebracht, manchmal auch mit Getreidefeldern. An vielen Orten, einschließlich eines Großteils der Arabischen Halbinsel sowie Teilen des indischen Subkontinents, ist die Art jedoch an die Küste gebunden. Gerne taucht die Art in Mangrovenvegetation auf. Der Stentorrohrsänger ist ein recht typischer großer Schilfrohrsänger mit einem ziemlich auffälligen weißlichen Überaugenstreif in einem ansonsten etwas dezenten Gesichtsmuster. Er weist eine warme, olivbraune Oberseite und gleichfarbige Flügeldecken mit einem rötlich gefärbten Hinterteil und Oberschwanzdecken und einem braunen Schwanz auf.

Zu den Populationen der südlichen Levante gehört eine ziemlich charakteristische dunkle Morphe. Der Stentorrohrsänger ist in weiten Teilen seines Verbreitungsgebiets weitgehend sesshaft. Die in Zentralasien brütenden Populationen wandern aber im Winter auf den indischen Subkontinent.

Die Nominatrasse der Art wurde früher als endemisch für Ägypten angesehen. Sie kommt vom Nildelta und Suezkanal nach Süden bis zum Nassersee und den Feuchtgebieten an der Grenze zum Nordsudan. Sie brütet wohl auch in einigen Oasen in der westlichen Wüste. Der Stentorrohrsänger wurde aber kürzlich auch entlang des Nils im Nordsudan entdeckt, wo die Art an mehreren Orten entlang des ca. 700 km Flusses zwischen der ägyptischen Grenze und dem Merowe-Staudamm auftritt

Den Stentorrohrsänger hatte ich bereits vor allem in Sri Lanka fotografiert. Ich stelle allerdings bei einer Recherche fest, daß man es bei dem dort beobachteten Stentorrohrsänger, im englischen Clamorous Reed-Warbler genannt, mit dem sogenannten Indian Reed-warbler zu tun hat. Der ist mit dem in der Westpaläarktis in Ägypten (inklusive des Sinai) und der Levante verbreiteten Stentorrohrsänger wohl gar nicht so eng verwandt. Der Indian Reed-warbler kommt dagegen vom Osten des Sudan, über Eritrea, die arabische Halbinsel bis zum Nordosten des indischen Subkontinents vor. Die hier beobachtete Unterart ist entweder ein Zugvogel aus Indien oder gehört zur Unterart meridionalis, die im Süden Indiens und Sri Lankas recht zahlreich ist.

Der mit ca. 500 km Länge und bis zu 40 km Breite Nasser-Stausee in Südägypten ist einer der größten künstlichen Seen der Welt. Mit seinen Tausenden Inseln ist das Gewässer zudem ein Schutzgebiet von internationaler Bedeutung (IBA) und mittlerweile “the most important wetland for wintering birds in Egypt”. Daten zur Brutvogelwelt fehlten dagegen bis in jüngste Zeit. Erst kürzlich haben intensivere Untersuchungen stattgefunden. Diese haben nun ergeben, dass hier die größte Reiherpopulation Ägyptens existiert. Dazwischen ist auch mal ein Goliathreiher (Ardea goliath) zu sehen. Weiterhin säumen Nimmersattstörche (Mycteria ibis) zu Hunderten die Ufer. Afrikanischer Scherenschnäbel (Rynchops flavirostris) durchpflügen gelegentlich das Wasser. Lachseeschwalben (Sterna nilotica) und Zwergseeschwalben (Sterna albifrons) nisten hier in guten Zahlen weit abseits bisher bekannter Brutvorkommen. Stentorrohrsänger, die normalerweise im Schilf brüten, bauen hier ihre Nester in Bäume.  Sie Witwenstelze (Motacilla aguimp) ist ein häufiger Brutvogel an den Ufern von Teichen und am Seeufer selber. An den Ufern von Teichen ist mit Glück auch eine typisch afrikanische Art, der Dreibandregenpfeifer (Charadrius tricollaris) zu beobachten. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass in der Westpaläarktis nur hier regelmäßig afrotropische Arten wie Dreibandregenpfeifer, Afrikanischer Scherenschnabel, Nimmersatt, Goliathreiher oder Witwenstelze beobachtet werden können.

Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis zu bewältigen, ist Bird-lens.com bestrebt, das Spektrum der Bilder von Vögeln der Westpaläarktis weiter auszubauen. Trips zu abgelegenen Orten, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Dieses schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in der Galerie im “Picture Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.

Leave a comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *