An einem See in Brandenburg hatte ich Seeadler (Haliaeetus albicilla) beobachtet, um ihre bevorzugten Ruheplätze zu finden. Ich baute also ein Versteck für die Seeadler-Fotografie auf. Aber vor dem Hide kam als erstes ein Mäusebussard (Buteo buteo) vorbei. Wenig später noch andere Vögel. Darunter ein Kolkrabe (Corvus corax) und ein Trupp Nebelkrähen (Corvus cornix). Seeadler waren aber nicht unter den Besuchern vor dem Versteck.
Es vergehen einige Tage. Am vierten Ansitztag harre ich bereits seit sechs Stunden im Versteck aus und überlege, ob ich nicht auch diesen Versuch abbrechen soll. Dann könnte ich meinen geschundenen Körper langsam wieder in eine gestreckte Lage bringen. Doch das Licht am späten Nachmittag dieses sonnigen, leicht dunstigen Herbsttages ist so schön, dass ich beschließe, noch ein Weilchen zu bleiben. Und es ist eine gute Entscheidung, denn kaum hatte ich sie getroffen, hörte ich ein Rauschen, das ich sehr gut kenne. Ein etwa dreijähriger Adler hat sich im flachen Wasser dicht vor dem Versteck niedergelassen und die empört rufenden Nebelkrähen vertrieben. Er schaut mit gesträubtem Gefieder nach oben. Das ist eigentlich ein untrügliches Zeichen, dass da noch etwas ist. Vielleicht ein „Kollege“, der zu ihm stoßen will? Ich warte in angespannter Haltung und traue mich nicht, das Objektiv zu bewegen, geschweige denn die Kamera auszulösen.
Doch der Adler ist einfach zu nah! So bewege ich das Objektiv sehr, sehr langsam, fast millimeterweise in Richtung des Adlers und verpasse prompt die Ankunft des zweiten Seeadlers, der unmittelbar neben dem ersten landet. Diesmal ein gut fünfjähriger Vogel mit bereits fast reinweißem Schwanz. Ich muß also wieder umdisponieren. Endlich habe ich beide Vögel im Sucher.
Spielerisch stoßen zwei weitere Seeadler auf die Badebegeisterten herab und lassen sich schließlich ebenfalls nieder. An das verräterische Objektiv aus meinem Versteck verschwenden sie keinen Blick. Nacheinander landen noch andere Adler auf einer Sandbank im Wasser an ihrem Trink- und Badeplatz. Nach einer halben Stunde sind es 7 Seeadler, die sich eingefunden haben. Die beiden Adler direkt vor meinem Versteck trinken lange und nehmen dann ausgiebige Bäder. Sie drehen sich um die eigene Achse, strecken die Fänge von sich und schütteln das Gefieder, dass die Wassertropfen wie Fontänen glitzernd in alle Richtungen stieben. Es ist eine richtige Versammlung von Halbstarken. Das gesträubte Kopfgefieder verrät Spannung, die sich bald in spielerischem Gerangel entlädt.
Und das bei einem schönen, weichen Licht! Die Sonne senkt sich in meinem Rücken immer mehr in Richtung Horizont. Es bleibt mir höchstens noch eine Stunde, um mich bei gutem Licht an den Adlern zu erfreuen. Aber erfahrungsgemäß bleiben sie sowieso nicht so lange. Es hält sie kein ausgelegtes Futter am Ort, und wenn sie ihren Durst gestillt und ihre Badelust befriedigt haben, werden die Vögel wieder verschwinden.
Ist man so hautnah an den Seeadlern dran, wird einem die Schönheit, die beeindruckende Kraft aber auch die bestechende Eleganz dieser prächtigen Vögel bewusst. Gott sei Dank konnte die bereits vom Aussterben bedrohte Art in letzter Stunde gerettet werden
Sehr froh und glücklich bin ich, als sich ein Adler nach dem anderen vom Badeplatz verabschiedet. Das Licht der untergehenden Sonne treibt sie zu ihren Schlafplätzen auf umliegenden Bäumen.
Nachdem der Seeadler zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland vom Aussterben bedroht war, haben sich die Bestände dank zahlreicher Schutzmaßnahmen heute glücklicherweise wieder erholt. Ein Drittel aller deutschen Seeadler lebt in Mecklenburg-Vorpommern. Dort sind die Greife an fast allen größeren Gewässern in Brandenburg zu finden. Dann aber beispielsweise auch in der Mecklenburgischen Schweiz, im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, im Nationalpark Müritz und an den größeren Seen der gesamten Mecklenburgischen Seenplatte. Als größter Greifvögel Nordeuropas baut der Seeadler seine gewaltigen Nester immer in der Nähe von Gewässern. Doch die unter strengem Schutz stehenden Vögel lassen sich am besten nach der Brutzeit beobachten, denn ihre Horste gehören zu den bestgehüteten Geheimnissen.
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