Ein Blick aus dem Dachfenster einer Pension im ungarischen Bükk-Gebirge: ein Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) steht auf einer Dachrinne direkt am Fenster.
Es ist erstaunlich wie viele Kernbeißer sich im weiteren Verlauf an den Winterfutterplätzen in dem verschneiten Städtchen herumtreiben. Das ist man von Deutschland so nicht gewohnt. in Großbritannien sind sogar die Bestände des Kernbeißers so stark rückläufig, daß seit Ende der 1970er-Jahre der Brutbestand um mehr als 75% eingebrochen ist.
Die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) hatte im Jahr 2012 ein umfangreiches Forschungsprojekt gestartet, das sich mit den Habitatpräferenzen, dem Verhalten während der Nahrungssuche, der Brutbiologie sowie der Überlebensrate des Kernbeißers beschäftigt. Der Grund war der Einbruch der Bestände des Kernbeißers. Bei der letzten Schätzung im Jahr 2013 ging man von nur noch 500-1000 verbliebenen Brutpaaren aus. Im Vergleich: In Deutschland wird der auf 210.000-370.000 Reviere geschätzte Bestand als gleichbleibend eingestuft.
Wie nicht anders zu erwarten ergab die Studie, daß die Kernbeißer gerne ältere Laubwaldbestände aufsuchen. Dabei werden von den Kernbeißern insbesondere dicht bewaldete Bereiche in der Nähe von Lichtungen oder an Wegen genutzt.
Bekannt ist, daß sich Kernbeißer in der Brutzeit sehr unauffällig verhalten und sich insbesondere hoch in den dichten Baumkronen aufhalten. So werden auch in Deutschland die meisten Beobachtungen aus dem Winter und dem zeitigen Frühjahr gemeldet (s. u.a. Ornitho.de. Studien zur Brutbiologie gestalten sich also sehr schwierig. Trotzdem konnten umfangreiche Erkenntnisse u.a. über die Anzahl geschlüpfter und flügge gewordener Jungvögel gewonnen werden. Auch zu den Gründen von Brutverlusten lieferte die zeitintensive Studie interessante Erkenntnisse. Neben ungünstigen Witterungsbedingungen konnte Prädation durch Habicht (Accipiter gentilis), Eichelhäher (Garrulus glandarius),
Elster (Pica pica) und Rabenkrähe (Corvus corone) beobachtet werden. Sogar der Buntspecht (Dendrocopos major) wurde als Nesträuber identifiziert. Außerdem konnte beobachtet werden, daß die täglichen Nahrungsflüge sowohl Wald- als auch Offenland mit Hecken und Gärten umfaßte.
Im kommenden Jahr wollen die Wissenschaftler mit dieser Methode weitere Kernbeißer verfolgen und herausfinden, welche Nahrungsquellen im Jahresverlauf von entscheidender Bedeutung sind und wie weit sich die Vögel zur Nahrungssuche während der Aufzuchtzeit vom Nest entfernen.
Ziel der umfangreichen Studie sind detaillierte Informationen zur Biologie und Ökologie britischer Kernbeißer zu gewinnen, um Maßnahmen zum Schutz und einer Umkehr des negativen Bestandstrends gezielt durchführen zu können. Finanziert wird das Projekt gemeinsam von der RSPB und Natural England.
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