Waldwasserläufer (Tringa ochropus) im Spreewald

Der Waldwasserläufer befindet sich in Deutschland am Rand des süd-westlichen Verbreitungsgebiets. Bekannt ist sein Brutvorkommen in der Uckermark. Ich wollte aber auch mal Meldungen von Waldwasserläufern in der Brutzeit deutlich weiter südlich, nämlich im Spreewald, nachgehen.

Ausgesucht wurde eine abwechslungsreiche leicht hügelige Kiefernlandschaft am Ostrand des Spreewalds, die abgelegen und daher relativ ungestört ist.

Am 6.4. gegen 7:15 – also 45 Min. nach Sonnenaufgang – war der Waldwasserläufer das 1. Mal zu hören und kurz zu sehen. Zwischen umgestürzten Baumstämmen eines unter Wasser gesetzten ehemaligen Birkengrundes waren die Waldwasserläufer nur kurz zu sehen. Die Rufe eines Balzflugs, nur leise und zurückhaltend, waren weit im Innern des überschwemmten Gebiets zu hören. Erst 1 Stunde später konnten die ersten richtigen Balzflüge des Waldwasserläufers vor dem blauen Himmel gesehen werden. Diese waren dann auch mit mehr und lauteren Flugrufen verbunden. Mittags flogen am Nordende des Überschwemmungsgebiets 2 Exemplare vom Uferrand auf.

Am nächsten Tag waren die Waldwasserläufer wieder aktiv, auch am Uferrand. Der 1. Flug fand um 6:40, also gerade mal 10Minuten nach Sonnenaufgang, statt. Der Waldwasserläufer kommt diesmal deutlich häufiger und näher heran. Der vogel sitzt und ruft die eintönigen „Kik-kik-kik“-Rufreihen für längere Zeiträume. Diese Rufe lassen sich leicht überhören, sie wirken wenig intensiv. Dabei ist der Waldwasserläufer nur schwer zu entdecken, selbst wenn er auf einer abgebrochenen Baumspitze frei steht. Der Waldwasserläufer fliegt immer wieder über das Gebiet und ruft dann gar nicht. Der Waldwasserläufer singt dann auch mal von einem abgebrochenen Ast an einer Kiefer, ungefähr in halber Höhe des gesamten Baumstamms. Dabei werden auch die erregten Kik-kik-kik“-Rufreihen ausgestoßen. Es wurde an beiden Tagen ungefähr die Zeit von 6:00 bis 9:30 an dem jeweiligen Standort verbracht.

Auch wenn es Meldungen in Deutschland weit südlich, z.B. im Ammersee-Gebiet, mit Brutverdacht für den Waldwasserläufer im Weilheimer Moos gibt, befindet sich das hier beschriebene Gebiet im Spreewald am süd-westlichen Verbreitungsgebiet.

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich der Waldwasserläufer aber wohl von Südosten her nach Norden und Nordwesten bis in das nördliche Mitteleuropa und nach Dänemark als Brutvogel ausgebreitet. Der Brutbestand wurde zwischenzeitlich in Schleswig-Holstein auf 20-30 Brutpaare geschätzt.

Der Bach durch einen ehemaligen Sumpf wird angestaut und führt in Trockenzeiten nur wenig Wasser, sodass die Ufer gerade im Staubereich nicht sehr breite Schlickflächen freigeben. In dem angrenzenden Kiefern-Birkenwald, in denen auch einzelne Fichten wachsen, könnte der Waldwasserläufer Drossel-Nester zum Brüten finden. Der Waldwasserläufer baut nämlich kein eigenes Nest. Das Weibchen legt seine Eier in die verlassenen Nester anderer Vögel, und zwar meistens Drosseln. Als „Zulieferer“ von Nestern wurden vor allem die alten Nester von Singdrossel (Turdus philomelos), Amsel (Turdus merula) und Misteldrossel (Turdus viscivorus) nachgewiesen. Normalerweise springen die Küken am zweiten Tag nach dem Schlupf aus dem Nest auf den Boden. Die Eltern führen sie dann anschließend durch den Wald zu einem Nahrungsgebiet, das sich normalerweise am Ufer eines kleinen Waldbachs befindet oder am Ufer eines flachen, mit dichter Vegetation bedeckten Teichs gelegen ist. Die Küken reagieren zuverlässig auf die Warnrufe der Eltern gehen in Deckung. Nach einigen Tagen verlässt das Weibchen die Familie und die Jungen bleiben in der Obhut des Mannes zurück, bis sie unabhängig werden.

Der Waldwasserläufer ist ein mittelgroßer, eleganter Vogel, der am Rand von Süßwassersümpfen und Seen, auf dem Zug eigentlich überall, an Kiesgruben, Flüssen, Bächen und auch an kleinen Fließgewässern wie Entwässerungskanälen beobachtet werden kann. Er verwendet seinen Schnabel selten zur Nahrungssuche im Schlamm und pickt Wirbellose eher von der Erd- oder Wasseroberfläche ab. Typisch für den Waldwasserläufer ist eine Bewegung in der horizontalen. Er wirkt wie ein im Stehen unschlüssig schwankender Seemann. Bei Beunruhigung fliegt der Vogel in einem Zick-Zack-Muster ab.

Waldwasserläufer sind oberseits schwärzlich grün, mit einem hellen weißen Bauch und einem weißen Hinterteil. Sie sind Bruchwasserläufer n(Tringa glareola) und Flußuferläufern (Actitis hypoleucos) am ähnlichsten. Der Waldwasserläufer wirkt (und ist) aber viel dunkler als diese beiden. Der Waldwasserläufer verfügt über einen nur mittellangen, gerade schwarze Schnabel und dunkelgrüne Beine, die je nach Sonneneinfall auch recht hell-gelblich wirken können.

Laut der Data Zone-Seite von BirdLife International gibt es in Europa und Asien zwischen 1,2 und 3,6 Millionen Waldwasserläufer. Die Breite dieser Schätzung spiegelt die Schwierigkeit wider, die Population einer Art zu bestimmen, die in meist unzugänglichen, nassen Habitaten brütet, von Westnorwegen bis in den Osten Sibiriens. Es ist kaum einfacher, sie im Winter zu zählen, da sein Winterverbreitungsgebiet von Westafrika bis Japan reicht.

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