Ende September, Anfang Oktober zieht es viele Vogelbegeisterte auf die einzige deutsche Hochseeinsel, Helgoland. Und es lohnt sich. Während einer Reise vom 8. bis 13. Oktober 2012 konnten einige bemerkenswerte Vögel gesichtet werden. An der südlichen Ecke von Helgoland, dem sogenannten “Kringel” wurde am 9. Oktober 2012, an der roten Sandsteinklippe ein Buschspötter (Hippolais caligata) gesehen. Am selben Tag wurde ein sibirisches Pallasschwarzkehlchen, (Saxicola maura), in der Nähe des Sportplatzes und ein Rosenstar (Pastor (Sturnus) roseus) wurde im Kurpark gesehen.
Doch auch andere Inseln in der Nordsee haben Seltenheiten zu bieten. Derjenige, der mal was anderes als die Irrgäste auf Helgoland sehen möchte und die Einsamkeit norwegischer Inseln liebt, sollte sich überlegen der Insel Kvitsøy einen Besuch abzustatten. Kvitsøy ist nur eine 15-minütige Fahrt (plus 40-minütige Fährübersetzung) von Stavanger, Norwegens viertgrößter Stadt entfernt und man ist nicht selten der einzige Birder an Bord.
Ein glücklicher Birder hat dort am Mittwochmorgen des 21. September Norwegens ersten Empidonax-Fliegenschnäpper gesehen. Obwohl die Tage vorher ganz verheißungsvoll waren und u.a. Buschspötter (Hippolais caligata) und Bartlaubsänger (Phylloscopus schwarzi) beobachtet werden konnten, stellten sich die Gärten und Wiesen der Insel als eher vogelarm heraus. Nach fast sechs Stunden blieb als Highlight nur eine – hier seltene – Mehlschwalbe (Delichon urbicum) einem Dutzend Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus). Da der Abend und damit die letzte Fähre nahte, wurde einer Gruppe von sycamores also einer Amerikanische Platane (Platanus occidentalis) ein letzter Besuch abgestattet. Diese Bäume sind unter den (wenigen) Inselbesucher als “der Pirol-Baum” bekannt. Diese Bäume waren an dem Tag zwar noch nicht als Irrgast-Heimstatt in Erscheinung getreten, aber sie sahen wirklich so aus, als könnten sie eines Tages etwas Seltenes produzieren.
Plötzlich flog ein Empidonax-Fliegenschnäpper auf einem nur 10 Meter entfernten Ast. Allerdings flog er bald weg und ließ den überraschten Beobachter die Möglichkeiten durchdenken. Zum Glück erschien der seltene Irrgast wenig später wieder und konnte von weiteren Ornithologen gesichtet werden. Der Vogel blieb den Rest des Tages auf der Insel und konnte dann mit einem Japannetz gefangen werden. Im Norwegian rare bird network wurde der Vogel zuerst als, Buchentyrann (Empidonax virescens) geführt. Die nach dem Fang durchgeführte Messung führte dazu, daß die Artbestimmung nun auf Erlentyrann (Empidonax alnorum) lautet. Eine exzellente Sichtung!
Stavanger ist zwar nur 50 Minuten Flugzeit von Norwegens Hauptstadt Oslo entfernt, aber demjenigen, der sich als Autofahrer versuchen möchte, wird die Anfahrt über Oslo durch eine anstrengende ca. 9-stündige Fahrt über gut 560 km entlang der Küste verleidet. Von Larvik, dem Fährhafen Norwegens von Dänemark aus, sind es immer noch gut 400 km und mehr als 7 Stunden Fahrt. Da dürfte es sich anbieten, z.B. von Berlin, Deutschland direkt nach Stavanger, Norwegen in knapp 3 Stunden zu fliegen und sich vor Ort einen Mietwagen zu nehmen. Flüge sind angeblich schon für knapp 200,- Euro zu haben.
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