Weißrückenspecht: auf der Suche nach der lilfordi-  Unterart

WeissrueckenspechtDer Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos lilfordi) kann einem Birder wirklich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Diese   Subspezies, lilfordi, kommt nur auf dem Balkan und in der Türkei (und noch in den Pyränäen) vor.

Ein lokaler Guide ist für die Suche nach diesem Specht in Bulgarien unverzichtbar. Früh morgens geht es los. Die Entfernung vom Touristenort Burgas beträgt zwar nur 2 Stunden, die Straßen sind aber sehr gut befahren (auch viele LKW), teils schlecht ausgebaut und in keinem guten Zustand.

Als wir endlich Tsarevo erreichen, biegen wir auf eine schmale Landstraße ab. Schnell wird die Strecke noch mal deutlich schlechter. Über Izgrev geht es weiter auf kurvenreicher, schlechter Strecke durch Eichenwald. Oben – auf ca. 900m NN – angekommen, bin ich sehr angenehm angetan davon, wie unberührt und weitläufig der Wald ist;  und wie ruhig es in der Gegend – abgesehen vom hörbaren Flugverkehr und dem ein oder anderen Auto auf der kleinen Landstraße – ist.  Von der kleinen gut asphaltierten Straße kann man wirklich super birden und entlang der Straße laufen. Von der Straße aus sind kleine Abstecher in den sehr hübschen Laubmischwald, mit Orient-Buche (Fagus orientalis) – einem nahen Verwandten der Rotbuche (Fagus sylvatica); Traubeneiche (Quercus petraea), Strandzhan Eiche (Quercus hartwissiana), ungarischer Eiche (Quercus frainetto), Hainbuche (Carpinus betulus und Carpinus orientalis) und Winter-Linde (Tilia cordata) möglich. Etwas später im Jahr muß der Waldboden fast vollständig von einem Teppich aus Waldblumen bedeckt sein. Aber auch jetzt sind sehr schön die vielen violetten Alpenveilchen (Cyclamen) und gelbe Krokusse – auch Echter Safran (Crocus sativus) genannt –  in (fast) voller Blüte zu sehen. Wir lassen den Wagen erst das 2. Mal halten als ich schon einen länger anhaltenden Trommelwirbel höre. Das könnte doch der Weißrückenspecht sein?

Ich stürme mit voller Ausrüstung sofort los. Ich fühle mich fast am Ziel, da das Trommeln immer näher kommt. Aber auch Rufe des Schwarzspechts (Dryocopus martius) sind sehr gut zu hören. Ich schwitze schon nach wenigen Metern ganz schön. Denn in der einen Hand das Stativ in der anderen Hand das dicke Objektiv mit Canon EOS 1 DX ist ja auch nicht einfach. Irgendwann denke ich: jetzt bin ich an richtigen Stelle am Bergkamm, um mich ranzupirschen. Und wirklich fliegt ein größerer – allerdings deutlich grauer – Vogel ein. Dann noch einer. Die rufen auch noch. Die Rufe zerstören die Hoffnung. Tja, das sieht mir aber sehr nach Grauspecht (Picus canus) aus. So ist es dann auch, wie die Bilder zeigen. Auch der Schwarzspecht kommt näher, zeigt sich aber nicht. So geht es dann die nächsten 7 Stunden. Ich hege Zweifel am empfohlenen Gebiet, das tatsächlich ein paar sehr schön ausgehämmerte Baumstämme aufweist, ansonsten aber nur mit mitteldicken Baumstämme aufwarten kann. Das ist kein Vergleich zu den Buchen, die teilweise in deutschen Wäldern stehen.

Wir wollen schon aufgeben. Wir beschließen: „ok, noch ein letztes Mal!“ Wieder halten wir an den „besten“ Ecken mit ausgehämmerten Baumstämme an. Hinter einem Hang höre ich ein leichtes Klopfen. Nicht stark und sofort denke ich wieder an den Buntspecht, den wir schon etwa 500m weiter oben gesehen hatten. Außerdem kommt das Klopfen nicht von dem naturnahen Steilhang, den Pawel als super zuverlässig kennen gelernt hat, sondern von dem Bergkamm auf der anderen Straßenseite – gar nicht so weit von der Stelle, an der mich die Grauspechte schon geneckt hatten. Trotzdem ermutigt mich mein Guide einen alten Waldweg ein wenig hinein in den Wald zu laufen. Eigentlich ist hier alles falsch. Kein Rhododendron und die Bäume bestehen auch alle aus – mitteldicken – Eichen. Eher ein trockenes Habitat. Als ich ein wenig über das trockene Laub laufe, sehe ich hoch in den Baumwipfeln Vögel auffliegen. Das war es wohl schon. Doch dann ist das Klopfen wieder zu hören. Zum Glück: es waren nur Ringeltauben, die ich aufgescheucht habe. Dann kommt auch Pawel, guckt durch das Fernglas. Ich sehe auch einen Specht. Enttäuschung macht sich breit. Doch wieder nur der Buntspecht (Dendrocopus major) – oder? Mein Guide schaltet schneller: Weißrückenspecht. Ja, tatsächlich, die durchgängige Streifung auf dem Rücken ist sehr gut erkennbar. Da haben wir den Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos lilfordi) also doch noch „erwischt“.

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