Tanzende Großtrappen (Otis tarda) im Morgengrauen. Das muß doch ein tolles Fotoprojekt sein. An einem Märzmorgen scheint alles perfekt. Nach einer Schlechtwetterperiode, hatte es am Vorabend aufgeklart und die Wettervorhersage hatte Temperaturen um den Gefrierpunkt angekündigt.
Beim Aufbruch am frühen Morgen, standen tatsächlich die Sterne am Himmel. Keine Wolke bedeckte den Himmel und auch von dem Temperaturen her war es wie versprochen. Eines der Gebiete für Großtrappen liegt eine gute halbe Stunde vom Wohnort entfernt und wegen der schmalen Landstraßen muß man doch etwas aufpassen. Die Morgensonne warf schon einen Streifen über den östlichen Horizont, als ich mich dem Versteck näherte. Breite Entwässerungsgräben ziehen sich am Rand des ausgedehnten Wiesengebiets entlang. Das sorgt für recht hohe Luftfeuchtigkeit. In Kombination mit den tiefen Temperaturen kann es schnell dunstig oder gar neblig werden. Doch es blieb bei Nebelschwaden, die dem Niederungsgebiet einen archaischen Eindruck verliehen, ohne die Sicht allzu sehr einzuschränken. Die Luft war erfüllt vom rasselnden Gesang der Grauammer (Miliaria calandra) und in der Ferne konnte man die Kiebitze (Vanellus vanellus) bei ihren akrobatischen Luftspielen hören. Großtrappen waren aber auf Anhieb nicht zu sehen. Das ist auch besser so, denn die Tiere sind sehr scheu und der Bezug des Verstecks hatte gerade den Sinn, unerkannt in ihre Nähe zu gelangen. Dazu wartet man besser bereits im Versteckt, wenn die Großtrappen kommen anstatt sich ihnen in der Hoffnung unerkannt zu bleiben, zu nähern. Die Großtrappen sind sehr vorsichtig und würden unbekannten, gar hastige Bewegungen sicher mit Flucht quittieren.
Ich ließ die morgendliche Szenerie eine Weile auf mich wirken. Die Nebelschwaden über den Wiesen, die Kühle des Morgens, das flache Licht der aufgehenden Sonne, die Weite der Landschaft.
Wie aus dem Nichts kommen auf einmal 2 Großtrappen eingeflogen. Sie scheinen ohne Vorwarnung aus dem Dunst des weiten Wiesengeländes zu kommen. Noch bevor auf die beiden Hähne scharfgestellt werden kann, haben sie ihren Anflug mit weit ausgebreiteten Schwingen auch schon abgeschlossen und laufen die letzten Meter des Landevorgangs aus. Schade, das wären schon schöne Fotos gewesen. Aber auch so, dauert es nicht lange, bis die beiden ersten Hähne Gesellschaft bekommen. Nach und nach fliegen noch weitere Großtrappen ein. Alles Männchen. Schnell zählte ich sechs männlichen Großtrappen um das Versteckt herum. Die Balzsaison näherte sich ihrem Ende, aber ich konnte doch immer noch erstaunlich viele Balzposen und gegenseitige Balzspiele sehen. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie diese riesigen Vögel mehrere Liter Luft in ihren aufblasbaren Nackensack pumpen, ihr Gefieder im wahrsten Sinne des Wortes von innen nach außen drehen um dann voreinander zu tanzen.
Alle 6 Männchen nutzen schließlich die Gunst des frühen Morgens, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Es dauert gut Stunden bis die Balz für heute morgen abgeschlossen scheint. Zwischendurch waren die Displays immer wieder von der Nahrungssuche unterbrochen worden. Als die Nebelschwaden längst verschwunden und die Sonne schon hoch am Himmel steht, scheint doch Zeit für ein ausgedehntes Päuschen, um sich von den Strapazen der Balz zu erholen. Ohne Hast fliegen die Trappen in den hinteren Teil des Wiesengebietes, in dem ihr Aufenthaltsort nicht einsehbar ist.
Das Land Brandenburg war stets die Hochburg der Großtrappen in Deutschland. Deshalb wurde der Vogel auch der „Märkische Strauß“ genannt.
Während die Landbesitzer und der Adel die Vögel aus jagdlicher und kulinarischer Sicht schätzte, klagten Bauern immer wieder über Schäden auf den Feldern. Lebten 1939 in der damaligen Mark Brandenburg noch etwa 3.400 Trappen, so sanken die Bestände in den folgenden Jahrzehnten rapide. Unter den Bedingungen der heutigen Landwirtschaft sind in Deutschland geeignete Lebensräume für Großtrappen nur noch in Schutzgebieten mit großflächig extensiver Landnutzung und speziell angepassten Bewirtschaftungskonzepten zu erhalten. Dazu wurden 3 Großschutzgebiete in wenig besiedelten Landstrichen Brandenburgs eingerichtet und mit Beobachtungsständen und Türmen versehen. Hier gibt es sehr gute Möglichkeiten diese Vögel im Frühjahr bei der Balz zu beobachten.
Von den Seitenstraßen können die Reservate ganz gut – sogar aus dem Auto heraus – beobachtet werden. Der Zugang direkt in die Gebiete ist strikt verboten. Aber Beobachtungsmöglichkeiten sind reichlich vorhanden und die Beobachtungsstände sind von einem Gürtel aus Gebüschen umgeben, die ebenfalls viele Vögel beherrbergen. Es gibt andere Orte in der näheren Umgebung aber der Zugang ist ein bisschen schwierig. Bitte wenden Sie sich an bird-lens.com über das Kontaktformular, wenn Sie weitere Hinweise benötigen oder jemand von bird-lens.com als Guide zur Verfügung gestellt und sie auf ihrem Vogeltrip begleiten soll!