Warum braucht ein überzeugter und zufriedener Canon EOS 1D X und Canon EOS 1D Mark IV – User eigentlich noch eine weitere Kamera? Und dann auch „nur“ die 5 D? Nun, ich stellte fest, daß mich die Canon EOS 1D Mark IV oder auch die D1 X fast immer voll überzeugte, aber eben auch nur fast immer. Insbesondere der laute Silent-Mode war für einige Anwendungen einfach zu laut. Als Vogelfotograf habe ich mich auf das Ablichten möglichst vieler Vogelarten für wissenschaftliche Zwecke spezialisiert. Zuerst habe ich meine spezifischen Bedürfnisse genau geprüft. Es fiel mir ein, daß ich vor den Fotosessions viel in den unterschiedlichsten Gegenden laufe, im Gebirge auf 2.500m NN oder im Regenwald. Das Gewicht der Gesamtkombination spielt also eine große Rolle. Eine Canon EOS 1D X oder auch die „alte“ Canon EOS 1D Mark IV sind schwere, solide Apparate. Das weiß man zu schätzen; im Einzelfall braucht man aber was „Leichtes“.
Zur Disposition stand eine Canon 5D Mark III oder die Canon EOS 5D Mark II Die Canon EOS 7 D wurde in den Foren m.E. zu negativ bzgl. des verwendbaren ISO-Spielraums diskutiert. Blieb also noch die Canon EOS 5D Mark II oder die Canon EOS 5D Mark III als Alternative. Um meine Wahl abzusichern, nahm ich die Gelegenheit wahr, mir über GM-Foto in Frankfurt eine Canon 5D Mark III auszuleihen und ein Wochenende zu testen. Eine Canon EOS 5D Mark II konnte ich von einem Freund ausleihen. Der Vergleich ergab, dass die Canon 5D Mark III gegenüber der 5D Mark II deutlich flotter ist, wenn es um Schnelligkeit des Autofocus und Serienbildfunktion geht. Zwei Eigenschaften, die für gelungene Flugaufnahmen von Vögeln unabdingbar sind. Zwischen der Schnelligkeit einer Canon EOS 1D X oder auch der „alten“ Canon EOS 1D Mark IV und einer Canon 5D Mark III liegt zwar immer noch mindestens eine Welt, aber dieses Kriterium ist bei einem Zweitgehäuse nicht gar so wichtig. So langsam wie der Autofocus der 5D Mark II sollte es aber dann doch nicht sein.
Bei der Haptik, dem Aussehen und der Anordnung der Knöpfe und den Menü-Einstellungen muß man keine Kompromisse eingehen. Man kommt als 1 DX-Nutzer direkt zurecht. Weniger erfreulich wirkt der Ein-/Ausschalter unter dem Programmwählrad. Das sieht wenig professionell aus und wirkt im Vergleich zum Canon EOS 1D – Schalter fehlplaziert und unangemessen.
Nach knapp 2 Monaten in Gebrauch konnte ich die Canon EOS 5D Mark III bei einem Fototrip nach Norwegen auf Herz und Nieren im täglichen Alltag testen. Wenn man einerseits stundenlang in einer Ansitzhütte bei Temperaturen um die 0°Grad und einem kühl-feuchten Mikroklima auf den Habicht wartet und andererseits den Seeadler im Anflug über dem offenen Meer bei hohen Kontraste ablichten will, wird man Vorzüge und Unzulänglichkeiten einer Kamera schnell kennenlernen. Bilder, die bei der Habichtfotografie mit der Canon EOS 5D Mark III geschossen wurden, habe ich in einer separaten Habicht-Galerie abgelegt.
Zusätzlich kann ich folgendes Resümee ziehen:
Die Entscheidung für Canon 5D Mark III war genau richtig. Die 5D Mark III hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Der AF ist hochpräzise und sehr schnell. Im Grund erkenne ich fast keinen Unterschied zur EOS 1 D X. Die Auflösung ist top. Die Aufnahmen zeichnen sich durch eine sehr hohe Farbtiefe und ein sehr gutes Rauschverhalten aus. Insgesamt also eine super Kamera, die dem Profifotografen als perfektes Zweitgehäuse dienen kann. Eine Ausbeute an Bilder von dem Trip nach Norwegen, die mit der 5D Mark III geschossen wurden, gibt es auch bei den Seeadlerbildern von dem Trip nach Norwegen im März.
Zum Thema Rauschen: Habichtfotografie ist zwangsläufig Fotografie unter reduzierten Lichtverhältnissen und/ oder im Wald. Auch sonst fotografiere ich nicht selten in der Dämmerung oder im Wald und muß dann auch jenseits von ISO-6400 fotografieren können. Mit der 5D Mark III sind auch noch höhere Empfindlichkeitseinstellungen machbar. Canon stelle bei der Einführung der 5D Mark III beim ISO-Rauschen eine spürbare Verbesserung in Aussicht. Das bezieht sich offensichtlich allein auf die erhöhten Werte. Die 5D Mark III bietet nun zwei Stufen höhere Empfindlichkeit an als der Vorgänger. Diese gehen über den regulären Normbereich von ISO 100 – 25.600 auf bis zu ISO 102.400.
Denn ansonsten ist keine signifikante Verbesserung gegenüber dem Vorgänger (oder auch gegenüber der EOS 1 DX) beim ISO-Rauschen zu erkennen. Das Ende der Fahnenstange würde ich persönlich bei maximal ISO 25.600 sehen. Hier heißt es, im RAW – Konverter von Photoshop vernünftig entwickeln, moderat in Photoshop/Lightroom mit der Luminanzrausch-Reduzierung arbeiten. Das funktioniert ganz gut und lässt genug Spielraum, um auch mitten im Wald Action abbilden zu können. Man sieht dies z.B. an dem mantelnden Habichtweibchen, das gerade vorher von seinem Partner an der Beute attackiert worden ist. Viel Zeit bleibt da nicht und Bewegungsunschärfe kann dabei schnell zum Problem werden. Mit der o.a. Methode in der Luminanzrausch-Reduzierung können Fotos auch in größeren Ausgabeformaten ausgedruckt werden.
Bei der Gelegenheit noch ein Wort zur Nachbearbeitung. M.E. sollten man unbedingt AdobeRGB als Farbraum einstellen und nicht das standardmäßig bei der CANON 5D Mark III eingestellte sRGB. AdobeRGB ist ja der umfänglichere Farbraum, während sRGB einen im oberen und unteren Spektrum beschnittenen Teilbereich dieses größeren Farbraums darstellt. Da ich sowieso nicht mit Out-of-Cam-Aufnahmen arbeite, einen ordentlichen PC habe und auch den Monitor samt Bildschirmkarte vernünftig kalibriert habe, ist mir der AdobeRGB-Farbraum mit seinen deutlich differenzierten und feiner gestuften Tönen lieber. Nicht nur die Farben wirken natürlicher, besonders wichtig sind die vielfältigeren Schattierungen.
Jetzt noch ein paar Aussagen zur Kamera, die vielleicht dem einen oder anderen Profifotografen bei der Suche nach einem perfekten Zweitgehäuse wichtig sind. Ich gehe davon aus, daß man jeweils die gleichen Generationen an Kameragehäusen vergleichen möchte. Also die Canon EOS 1D X und die Canon 5D Mark III und nicht die Canon EOS 1D Mark IV mit der Canon 5D Mark III. Daher beschränke ich mich auch hier auf die Unterschiede zwischen Also die Canon EOS 1D X und die Canon 5D Mark III. Wie schon gesagt, weist eine Canon EOS 1D X doch ein beträchtliches Gewicht auf. Es ist eine schwere, solide Kamera. Da ist die 5D Mark III doch deutlich leichter – es sei denn man hat den optional erhältlichen Batteriepacke darunter geschnallt. Dann relativiert sich das mit dem Gewichtsvorteil wieder. Die Knöpfe / Rädchen befinden sich zwar grundsätzlich auch bei der Canon 5D Mark III dort, wo man sie braucht. Trotzdem muß ich 2 Einschränkungen machen. Zum einen wirkt es befremdlich eine eigene Taste dem „Bildstil“ zu widmen. Bildstil, Schärfe, Helligkeitsanpassungen sind Worte aus der Bildbearbeitung zu Hause am PC. Wenn überhaupt ist das doch ein Feature für die Menüs. Vielleicht habe ich auch den richtigen Grund nicht verstanden. Eine andere – allerdings kleinere Einschränkung – betrifft die beiden Tasten oben links. Die leicht erhaben herausstehenden Einstelltasten für „Menu“ und „Info“ wirken bei der Canon EOS 1D X nutzerfreundlicher. Gerade mit dünnen Handschuhen, gleitet man bei der 5D Mark III schnell darüber. Im Dunkeln einer Ansitzhütte möchte man schnell die „Info“-Taste drücken können, um die Anzeige auch wieder zu löschen. Die Anzeige blendet nämlich bei der Arbeit im Dunkeln und wenig (gar kein) Licht ist manchmal besser als mehr Licht.
Wie allein von der Papierform (und beim Preisunterschied) zu erwarten, ist die Schnelligkeit einer Canon EOS 1D X unübertroffen. Das betrifft weniger die Schnelligkeit geschweige denn die Akkuratesse des Autofocus sondern vielmehr die Serienbildfunktion. Die größeren RAW-Dateien und der kleinere Pufferspeicher an der 5D Mark III fordern wohl ihren Tribut. Gefühlt ist nur ein Drittel der Aufnahmen in Folge im Vergleich zur Canon EOS 1D X machbar. Ein Umstand, der anspruchsvolle Flugaufnahmen von Vögeln nicht unbedingt unterstützt. Schade auch, daß Canon der 5D Mark III nicht ebenso einen zweiten CF-Cardslot verpaßt hat wie der EOS 1D X.
Das waren jetzt 2 – kleine – Nachteile. Genau das Gegenteil gilt für den Silent Mode. Der ist bei der 5D Mark III ein Gedicht. Ihn gibt es sogar – im Gegensatz zur EOS 1D X – in zwei Varianten (Single Shot und Continous Shot) und ist deutlich weicher und leiser als bei der EOS 1D X. Ein echtes Plus für die 5D Mark III bei der Ansitzfotografie auf geräuschempfindliche Tiere.
Laut Canon besteht der Body der EOS 5D Mark III – wie bei den EOS-1D – Modellen aus einer Magnesiumlegierung, die auf einem robusten Stahl-Grundgehäuse aufgebracht ist. Die Dichtungselemente sind so gearbeitet, daß Übergänge, Tasten und Wahlräder witterungsbeständig sind. Vom rein haptischen Eindruck her, wirken die EOS-1D – Modelle noch solider, noch robuster. Ob das nur vordergründig (ggf. aufgrund des Gewichts) so ist, oder ob es wirklich Abstriche bzgl. der Gehäusekonstruktion gegeben hat, sei dahingestellt. Ob sich daraus im Vergleich zu den EOS-1D – Modellen echte Nachteile im rauen Einsatz in der Natur verbinden, wird sich vielleicht noch erweisen. Bei dem Kurztrip nach Norwegen habe ich trotz Schneeregen, Regenschauern und Salzwasserumgebung keine Anhaltspunkte gefunden, die mich an der Gehäusekonstruktion und den Dichtungselemente, die für Schutz vor Feuchtigkeit und Staub sorgen sollen, zweifeln lassen.
Insgesamt kann ich sagen, daß diese Kamera perfekt Gewicht, hohe Auflösung, hohe ISO-Performance und eine sehr gute Bildqualität mit akzeptabler Schnelligkeit und Robustheit in einem Gehäuse verbindet. Insgesamt gut ist auch das haptische Konzept. Die Tasten/ Rädchen befinden sich grundsätzlich dort, wo man sie braucht. Das Display ist genauso informativ wie bei der EOS 1- Reihe. Es enthält alle wichtigen Informationen. Wie die Kollegin aus der EOS 1D – Reihe bietet die 5D Mark III dem Fotografen die Möglichkeit, sich ganz den entscheidenden Momenten der Aufnahmen zu widmen.