Halsbanddohlen im Havelland ??

HalsbanddohleDie nächsten Brutgebiete der Dohle der Subspezies soemmerringii, die im Deutschen auch Halsbanddohle genannt wird, liegen im Süden Finnlands. Das Heimatgebiet erstreckt sich aber über einen riesigen Bereich, der sich östlich bis an den Baikalsee, Sibirien und den Nordwesten der Mongolei erstreckt. Im Englischen wird diese Dohle (der ssp. soemmerringii) auch “russische Dohle” (Russian Jackdaw) genannt. Diese Subspezies ist für unsere Nachbarn im Westen eine echte Rarität. Während ssp. soemmerringii noch nicht mal offiziell auf der britischen Liste ist, wird sie zumindest als ein sehr seltener Wintergast in den Niederlanden geführt. Die Dohle (Corvus monedula soemmerringii) wird aber auch in Deutschland nur vereinzelt in den einschlägigen Foren gemeldet. So gab es in dem nationalweit agierenden Ornitho.de für 2014 nur knapp 30 Meldungen (insgesamt gut 100!), die meist aus dem Norden und Osten kamen.

Während eines Besuchs des Havellands bei der Ortschaft Mötzow in der sogenannten Beetzseeheide im Landkreis Potsdam-Mittelmark konnten sehr interessante Beobachtungen von Halsbanddohle in Trupps mit Saatkrähen (Corvus frugilegus) und einigen Nebelkrähen (Corvus cornix) über einen längeren Zeitraum gemacht werden. Die dominanten Vögel waren ganz klar die Saatkrähen, die laut rufend von Zeit zu Zeit die Futterplätze mit den einzeln stehenden Bäumen des Domstiftsgut Mötzow wechselten, um dann einen anderen Futterplatz anzusteuern. Die anderen Krähen folgten. Dohlen (Corvus monedula) waren in der Minderzahl. Neben der Nominatrasse waren aber auch Dohlen der Subspezies soemmerringii zu sehen, die mit ihrem auffallend hellen Band deutlich verschieden von ihren Artgenossen auftraten. Diese Dohlen waren durch den Halsring und den grauen Nacken, der zum schwarzen Gefieder kontrastierte, sehr auffällig. Schön strahlte das helle Band trotz des insgesamt diesigen Winterwetters.

Ein wenig beachtetes Hauptmerkmal in der Abgrenzung der Subspezies soemmeringii von monedula ist die Farbe der Unterseite (und des Rest des Körpers). Diese ist vergleichsweise dunkel im Vergleich mit den lokalen Vögeln der Subspezies spermologus. Für die (nördliche) Subspezies monedula gilt dagegen, daß die Unterseite nicht so stark mit der Farbe des Nackens kontrastiert. Der Farbton von monedula sollte im Vergleich zu Vögeln der Subspezies spermologus heller erscheinen.

Die Halsbanddohlen waren erstmalig am 6. Dezember an der Ortschaft Brielow ebenfalls am Beetzsee gelegen, gemeldet worden. Damals waren 9 Individuen der Subspezies soemmerringii in einem Saatkrähentrupp zu beobachten. Die Dohlen waren zu dem Zeitpunkt wohl schon seit einer Woche im bzw. am Dorf zugegen. Die Näherung mit dem Auto ließen die Rabenvögel erstaunlich gleichmütig über sich ergehen. Nur wenn die Scheiben herunter gelassen wurden, hoben die Vögel aufmerksam die Köpfe. Der Versuch, das Kameraobjektiv zu positionieren und die Dohle der Subspezies soemmerringii fotografisch zu dokumentieren wurde nach kurzer Weile jedes Mal mit Abflug quittiert.

Kolkraben (Corvus corax) waren natürlich auch nicht weit. Sie hielten sich aber abseits der Krähen. Das Gebiet des Beetzsees befindet sich nördlich der Stadt Brandenburg und südlich des Havelländischen Luchs. Das Havelland – westlich von Berlin – stellt eine einzigartige Auen- und Niederungslandschaft dar. Im Winter ist das Havelland Überwinterungshabitat sowohl für Gänse (meistens Saatgans (Anser fabalis), Bläßgans (Anser albifrons), Graugans (Anser anser) aber auch mal eine Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus)) als auch für Greife. Verschiedene Arten von Beutegreifern wie Roter Milan (Milvus milvus), Kornweihe (Circus cyaneus), Mäusebussard (Buteo buteo), Rauhfußbussard (Buteo lagopus), Merlin (Falco columbarius) und auch mal eine Sumpfohreule (Asio flammeus) nutzen die Vielfalt der Wiesen, Weiden und Äcker. Auch der Seeadler (Haliaeetus albicilla) ist Nahrungsgast.

Im Herbst suchen Kraniche und 180.000 Wasservögel ihre Rast- und Sammelplätze im Naturpark Westhavelland auf. Der Beetzsee kann von dem Ort Radewege besonders gut eingesehen werden. Ein Uferweg führt nördlich am See und an den ausgedehnten Schilfflächen vorbei. Ergiebig ist auch das Havelländische Luch bei Buckow. Beobachtungstürme bei Buckow und bei Garlitz bieten Beobachtern hervorragende Möglichkeiten, die Vogelwelt unmittelbar mitzuerleben.

Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen in die besten Vogelgebiete Brandenburgs, den Neusiedler See aber auch an entferntere Orte unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Die schönen Bilder, die Sie in der Galerie sehen, sind nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture- Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn wir Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.

3 comments

  1. Hi

    Das oben eingestellte Bild zeigt meines Erachtens nach keine C. m. soemmerringii (Russian Jackdaw) sondern sie ssp. C. m. mondedula (Nordic Jackdaw).
    C. m. soemmerringii müsste einen scharf abgegrenzten weißen Halsring zeigen, sehr deutliche Kontraste der hellen Kopfseiten zur dunkelschwarzen “Krone” und eine schwärzliche, nicht nur dunkelgraue Unterseite. Aufgrund der breiten Übergangszone der beiden Unterarten , die u.a. das Baltikum umfasst, gibt es immer wieder auch kaum sicher zu identifizierende Individuen. Dies trifft auf sehr dunkelbäuchige Individuen mit wenig kontrastierendem Halsband zu. Davon ist der oben gezeigte Vogel jedoch weit entfernt. (Der bei ornitho eingestellte Vogel sieht etwas interessanter aus. Man müsste mal die Vorderseite sehen können aber auch hier erscheint mir der Halsring nicht sonderlich abgesetzt!)
    So gefärbte Vögel haben auch schon in Berlin gebrütet und gehören im Winter zu den am häufigsten zu sehenden Färbungstypen. Ich habe in den letzten Jahren regelmäßig an einer Deponie am Südrand Berlins intensiv die dortigen Dohlen gemustert und erst 2x einzelne Individuen mit Verdacht auf C. m. soemmerringii unter Hunderten normaler “Halsbanddohlen” gesehen.
    Eine gute kurze Beschreibung der Problematik bietet der schon etwas ältere Artikel von R. Offereins, siehe: http://calidris.home.xs4all.nl/jackdaw.htm

    Gruß und Glückwunsch zu dem gelungenen Blog

    A. Kormannshaus

    1. Hallo Alessandro, vielen Dank für Deine Einschätzung. Ich habe jetzt auch schon einen anderen Kommentar bekommen. Ich kenne den Artikel von R. Offereins leider nicht, hatte mich in Vorbereitung auf den Blog ein wenig umgeguckt u.a. die in Ornitho.de zu findenden Bilder gesichtet. Dazu habe ich auch einen englischen Artikel zur auch “russische Dohle” genannten Russian Jackdaw (http://birdingfrontiers.com/2011/02/03/russian-jackdaws-in-britain/ ) gelesen. Ich habe dabei auch mitbekommen, daß sich monedula und westliche soemmerringii vermischen mischen, fand die beiden Individuen aber hinreichend kontrastreich, daß ich mit dem Blog mal eine Diskussion anstoßen wollte. Danke für Deine Sachkenntnis. Ich bin sehr an weiterem Austausch interessiert. Gruesse Johannes

  2. Hi

    wenn man die Links auf Birdingfrontiers durchgeht, stößt man ja auf einige weiterführende Artikel. Nimmt man die hier genannten phänotypischen Merkmale als Maßstab, so lande zumindest ich bei den o.g. Fotos hier im Blog und auf ornitho.de nicht bei C. m. soemmerringii sondern eben bei C. m. monedula. Allerdings ist das Licht im Feld ja auch immer entscheidend und Fotos, die an dunklen Tagen geschossen wurden, führen nicht selten am Bildschirm zu anderen Eindrücken.
    Ich finde das Thema sehr spannend, halte aber z. Bsp. die meisten bei ornitho.de veröffentlichten Fotos für Fehlbestimmungen. Einen richtigen “Aha-Effekt” hatte ich hier bei keinem der recherchierbaren Fotos. Und bei Aufnahmen, die aus großer Entfernung als Bildausschnitt eingestellt wurden, würde ich lieber keine Festlegung wagen.
    Nun denn, ich werde mich wohl mal wieder zu einer Deponie begeben müssen…

    Gruß

    A. Kormannshaus

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