Das Kullern der Hähne ist schon vom Ortsrand hoch am Erzgebirgskamm zu hören. Um das wilde Schauspiel der Birkhühner auf dem Balzplatz zu erleben, muß man nicht weit fahren. Jeden Frühling, vor und ca. 2 Stunden nach Sonnenaufgang, ereignet sich in den noch natürlich gebliebenen offenen Moorlandschaften Europas etwas Wildes. Birkhähne, die Männchen (Lyrurus tetrix), versammeln sich in Gruppen auf sogenannten Arenen, also Balzplätzen, um zu kämpfen, zu tanzen und lautstark um die Aufmerksamkeit der Weibchen zu wetteifern. Der Wettbewerb ist laut und körperbetont, eines der intensivsten Naturschauspiele, die man erleben kann.
An einem frühen, windstillen, sonnigen Morgen habe ich mich oberhalb eines ausgedehnten Hochmoores eingefunden. Die Sonne wird bald aufgehen; sie wird in meinem Rücken stehen. Damit sind die Sichtbedingungen ideal. Was später der Balzplatz sein wird, ist nun einfach nur ein Mosaik von Erika, Heidelbeere, Binsen und hohem Gras. Dazwischen ein paar abgestorbene Birken und zwergwüchsige Fichten. Das soll die natürliche Bühne für die kommenden Auseinandersetzungen sein.
Plötzlich ist der erste weiße Schwanzfächer zu sehen. Im Spektiv ist unverwechselbar ein Birkhahn zu sehen. Sein glänzend schwarzer Körper, die leierförmige Schwanzfedern und dann auch die leuchtend roten „Rosen“ über den Augen sind wenig später zu erkennen. Auf dem Balzplatz plustert sich ein Männchen auf, fächert den Schwanz, springt in die Höhe und landet indem er die weißen Flügelabzeichen präsentiert. Dazu gibt er eine bizarre Mischung aus blubberndem Gurren und zischenden Rufen von sich. Es klingt wie eine Mischung aus einem gurgelnden Pfeifen und einer wütenden Katze.
In Gebieten mit einer hohen Populationsdichte kommt es zu Kämpfen. Es sind kurze, heftige Scharmützel mit Flügelschlagen, Picken und Scheinangriffen.
Doch hier ist der Großteil der Aktion eine Solonummer, die visuell beeindrucken soll. Später sehe ich noch mehr weiße Federn im Gelände. Jedes Männchen beansprucht ein kleines Stück Land und stolziert ständig, um seinen Anspruch geltend zu machen. Von weiter oben kommt ein Birkhahn direkt über mich hinweg geflogen. Das zischende Fluggeräusch klingt in meinen Ohren. Auch die Hähne im Gelände starten immer mal wieder zu beeindruckenden Tiefflügen. Unmittelbar nach der Landung geht das Zur-Schaustellen weiter.
Eine Weile beobachte ich die Show auf der Bühne. Auch andere Naturliebhaber und Fotografen haben sich eingefunden. Dann sehe ich, wie ein Hahn ein Weibchen umgarnt. Weibliche Birkhühner werden als zurückhaltender beschrieben. Sie sind braun, gut getarnt und kommen normalerweise auch nicht richtig aus der Deckung. Es ist richtig schwierig, die Henne überhaupt im Spektiv auszumachen.
Davon kann heute aber nicht die Rede sein. Neben dem ersten Weibchen, das sich schon von dem Männchen umschmeicheln läßt, entdecke ich eine Henne hoch in einer einsamen Fichte. Ganz offen, wenn auch auch ruhig, sitzt sie dort. Ein Bild, wie für mich gemacht.
Später sehe ich noch weitere Hennen, die es ihr nachzumachen scheinen. Insgesamt 5 Weichen sitzen gemeinsam in einem kahlen Baum und beobachten gemeinsam die Arena. Auch sie sitzen völlig frei. Mit der Zeit verläßt aber eine Henne nach der anderen die exponierte Warte und verschwindet in einem reißenden Flug, den man den am Boden plump erscheinenden Vögeln nicht zutraut.
In vielen Teilen Europas ist der Birkhuhnbestand stark zurückgegangen. Sensibel ist besonders die Balz. Diese ist mehr als nur eine Show; es ist die brutale natürliche Selektion in Aktion. Nur die stärksten und optisch fittesten Männchen pflanzen sich fort, was die Population genetisch gesund hält. Dieses System macht Birkhühner aber auch anfällig. Werden Balzplätze gestört – durch Lebensraumverlust, menschliche Aktivitäten oder Raubtiere –, kann die Reproduktion stark zurückgehen. Naturschutzverbände versuchen zwar, traditionelle Balzplätze zu schützen und den umliegenden Lebensraum wiederherzustellen, um den Vögeln eine Chance zu geben, aber der massive Druck auf die letzten naturbelassenen Gebiete ist immens. Der Ausgang der Anstrengungen der Naturschutzverbände ungewiß. Wer die Balz jetzt noch sehen will, sollte im Frühjahr als Tierbeobachter früh aufstehen und Abstand zu den Vögeln halten. Die Show wirkt besonders im Gesamtkontext des Lebensraums.
Für Close-up-Aufnahmen sollte man sich doch die Mühe machen und in Skandinvavien an einer geführten Tour aus einem Versteck heraus, teilnehmen. Gute Hinweise gibt dazu u.a. der Blog “Birkhahnbalz in Finnland“, der mit viel Hintergrundinformation über den besten Platz und die beste Zeit aufwartet.
Bird-lens ist vor allem eine Website, die die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Aufnahmen der Vögel der Westpaläarktis befriedigen soll. Um die Nachfrage nach Top- Aufnahmen seltener Vogelarten befriedigen zu können, hat Bird–Lens.com neben dem Besuch der näheren Umgebung auch gezielt Reisen an entfernte Orte wie Afrika oder Südamerika unternommen. Dies alles um exzellente Fotos von Vögeln machen zu können. Die Ausbeute an Bildern nicht nur von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.