Aufgrund einer Nachricht auf Ornitho.de und im Club 300 eilte ich Samstags zum Caputher Gemünde am Ausfluss des Schwielowsees am Ortsrand von Potsdam. Während viele Beobachter bereits warteten, harrte ich der Sichtung eines Irrgasts. Ein Drosseluferläufer (Actitis macularius) war am Tag vorher gesichtet und auch fotografiert worden. Dies ist eine Art, die normalerweise in Amerika vorkommt.
Doch zuerst hießt es Warten an einem vorgeschobenen Beobachtungspunkt unterhalb einer Eisenbahnbrücke am Ausfluss des Schwielowsees. Nach mehr als einer Stunde, ungefähr zwischen 14:00 und 15:00 Uhr, kommt der Drosseluferläufer rufend angeflogen und landet 30 m vor mir. Er hatte offensichtlich an einem nicht-einsehbaren Ufer gerastet. Es war eine wunderschöne Beobachtung und schnell zeigte er alle bestimmungsrelevanten Merkmale dieser Art im Schlichtkleid. Sogar ein paar Punkte waren am Steiß noch zu erkennen.
An seinem neuen Ort zeigte der Uferläufer ein recht dynamisches Nahrungssuchverhalten und suchte aktiv an verschiedenen Stellen entlang beider Ufer des Kanals nach Nahrung. Anstatt an einem Ort zu bleiben, wechselte er wiederholt sein Nahrungsgebiet und nutzte die Uferlinien auf beiden Seiten – hauptsächlich jedoch die Ostseite. Der Vogel konzentrierte sich darauf, zwischen den Steinen der Uferbefestigungen und den Spalten in den Steinrändern des Pfades zu suchen. Gelegentlich steckte er seinen schlanken und tortzdem kräftigen Schnabel direkt in den Boden und zeigte damit seinen Einfallsreichtum bei der Nutzung von Mikrohabitaten zur Nahrungsaufnahme. Interessanterweise vermied er während des Beobachtungszeitraums die Nahrungssuche entlang der eigentlichen Wasserlinie und bevorzugte dafür sogar das grasbewachsene Ufer.
Zu den identifizierbaren Beutetieren gehörten zwei Regenwürmer (Lumbricus spp.), die Schnecke des Blog-Fotos und kleine schwarze Insekten oder Spinnen, die er aus den Spalten zwischen den Steinen holte. Dieses Verhalten unterstreicht seine Fähigkeit, sich an eine Reihe von Beutearten in einer nicht heimischen Umgebung anzupassen.
Anders als viele andere Watvögel zeigte der Flussuferläufer nur minimale Angst vor menschlicher Anwesenheit. Er tolerierte Fußgängerverkehr und ließ Fotografen nah herankommen, indem er sich ohne merkliche Angst den Beobachtern auf seinem Nahrungsgang näherte. Ruckhafte Bewegungen sollte der Beobachter natürlich vermeiden. Dieses ruhige Verhalten bot hervorragende Gelegenheiten, sein Verhalten im Detail zu studieren, seine Nahrungssuchtechniken zu bewundern und Fotos aus der Nähe festzuhalten.
Beim Vogelbeobachten wird Geduld oft mit faszinierenden Einblicken in das Verhalten von Vögeln belohnt. Die Anwesenheit eines solchen Irrgastes, des Drosseluferläufers, am Caputher Gemünde fügt den Vogelaufzeichnungen der Region ein bemerkenswertes Kapitel hinzu. Für Vogelliebhaber sind solche Sichtungen eine Erinnerung immer etwas Besonderes. Diese Begegnung war definitiv das Highlight der Woche.
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