Anfang Juni ist es so weit. Die Wiedehopfe (Upupa epops) haben im Nest mit 3 Jungen erfolgreich die ersten Tage in einem Unterstand groß gezogen. Aufgrund der Größe des Gartengrundstücks konnte man sowohl vom Auto als auch von einem Tarnzelt aus das Nest und die anfliegenden Wiedehopfe fotografieren.
Schon eine halbe Stunde nachdem ich erstmal aus dem Auto heraus in ca. 25 Metern Entfernung vor dem Unterstand mit meinem Canon-Objektiv EF 400mm f/2.8 IS II USM an einer Canon EOS R 5 gewartet habe, klammert sich auf einmal ein Wiedehopf an den untern Eingang zum Nest. Wie auch bei weiteren Nestlingsflügen bringt der Wiedehopf vor allem Raupen und dicke Insekten wie die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa). Die Gallerie zeigt unter dem programmatischen Titel Hoopoes at Kaiserstuhl eine Auswahl der besten Bilder.
Am nächsten Tag wechsle ich die Fotografier-Strategie. Ich stelle ein Canon-Objektiv EF 200mm f/2.0 IS USM an einer Canon EOS 1 DX Mark III auf das Stativ, nutze den WFT-E9 (Wireless File Transmitter) und löse über den Laptop via EOS Utility remote aus. So kann ich die Entfernung zum Nistkasten auf 10 Metern reduzieren ohne den Wiedehopf durch menschliche Anwesenheit zu irritieren oder gar zu stören, denn das Auto selber mit dem auslösenden Fotografen steht weit entfernt. Die Canon EOS 1DX Mark III läßt sich mit diesem Wireless File Transmitter über 150 m Reichweite mit einer Geschwindigkeit von 5 GHz fernsteuern.
Wenn der Wiedehopf nach der Fütterung noch eine Weile auf dem Dachfirst verweilt, fotografiere ich ihn gern mit dem Canon-Objektiv EF 400mm f/2.8 IS II USM an einer Canon EOS R 5.
Die Wiedehopf Fotografie ist nicht übermäßig herausfordernd wenn man gut vorbereitet ist und das richtige Equipment verwendet. Der Wiedehopf taucht praktisch nicht aus dem Nichts auf. Häufig ist sein Flug über eine gewisse Strecke zu entdecken. Obwohl der Vogel mit bemerkenswerter Geschwindigkeit zur Bruthöhle “schießt”, hat man normalerweise Zeit, zu reagieren und den Auslöseknopf (ob an der Kamera selbst oder im Remote-Betrieb über EOS Utility am Laptop) zu drücken. Die Zeitverzögerung, die im Remote-betrieb sowohl über Bluetooth und Smartphone als auch über Wifi und Laptop immer wieder in den einschlägigen Foren problematisiert wird, habe ich nie als Hinderungsgrund wahrgenommen.
Wenn man Glück hat dann fliegt er die Röhre direkt an, rüttelt aber kurz davor und dreht sich dabei ruckartig vor der Bruthöhle. Das kommt aber nicht besondere oft vor.
Von der Verwendung von Telekonvertern würde ich eher abraten. Wichtig ist Geduld, Zeit und die Bereitschaft mit verschiedenen Blenden, Verschlußzeiten und ASA-Einstellungen zu arbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Also bitte nicht nur bei Offenblende arbeiten um super-kurze Belichtungszeiten für die Vermeidung der Bewegungsunschärfe zu erreichen.
Bilder unter einer 1/2.500 Sekunde zeigen noch eine leichte Bewegungsunschärfe. Die Blende hatte ich im Manuell-Betrieb auf bis in der Spitze Blende „8“ gestellt. Konsequenterweise arbeitet man daher bei Sonnenschein und mit einem höheren ASA-Werten, um diese kurzen Verschlusszeiten bei kleinen Blenden zu realisieren. In meinem Fall bis ASA 5.000. Abhängig von der Kamera ist das dabei entstehenden Rauschen (Korn!?) aber noch akzeptabel und läßt sich ggf. auch in Adobe Photoshop/ Lightroom noch entschärfen. So verträgt die Canon EOS 1 DX Mark III ASA 5.000 noch recht gut, während der Sensor der Canon EOS R 5 bei dieser Empfindlichkeit schon deutliches Rauschen produziert.
Von der Möglichkeit des Elektronischen Verschlusses sollte man durchaus Gebrauch machen. Dies ermöglicht nicht nur das Aufnehmen ohne Verschlussgeräusche – was die Wiedehopfe vielleicht gar nicht stören würde – sondern die Kamera nimmt dann immer mit schneller Geschwindigkeit ca. 20 Aufnahmen/Sek. auf. Mechanisch ist es deutlich weniger. Und da laut Handbuch die Aufnahme mit dem mechanischen Verschluss empfohlen wird, wenn die Blende eines hellen Objektivs weit geöffnet ist und allein aus Gründen der Schärfentiefe mit – zumindest leicht – geschlossenen Blenden fotografiert wird, ist das auch kein Problem.
Die maximale Seriengeschwindigkeit an der Kamera zu nutzen ist wichtig. Beim Anflug des Wiedehopfs an der Brutröhre war dies besonders notwendig, damit man verschiedene Flugbewegungen ablichten kann. Trotzdem sollte man es nicht übertreiben. Auch wenn in einem Anflug eine Serie von bis zu 12 Bildern (bei einer Gesamt-Sequenz von 50 Bildern – also Fütterung und Abflug inklusive) ausgelöst wurde, kommt es sehr darauf wohin die Anfangsschärfe gelegt wird. Wenn das schon gut voreingestellt ist sind auch schon mal 5 Bilder brauchbar. Einige Bilder am Anfang zeigten den Schatten des anfliegenden Wiedehopfs auf der Holzwand und die letzten Bilder zeigten immer, den Wiedehopf schon an der Bruthöhle klammernd.
Wichtig ist die im Blog Naturfotografie mit der Canon R 5: Einstellungen Autofokus-Menü EOS R 5 (AF) genannten Einstellungen auf die Aufnahmesituation zu justieren. Der AF-Betrieb steht auf „SERVO-AF“. Die AF-Methode steht standardmäßig auf „AF-Messfeldwahl in Zone“ (später dann auf Gesichtserkennung und Augen-Verfolgung). Die Augenerkennung ist ja eine der besonderen Stärken der EOS R5.
Eine weitere Herausforderung der Wiedehopf-Fotografie dieser Tage in diesen Breitengraden war das Wetter, welches von Regen über stark bewölkt bis hin zu knalliger Sonne mehrmals am Tag wechselte. Bewölkt bedeutet hohe ISO Werte bei den notwendigen Verschlusszeiten. Sonne bis zu gefühlten 50° Grad Hitze im Auto.
Die hier gezeigte Aufnahme gelang ohne größere Mühe aus dem Auto heraus. Auf Tarnung legten die Wiedehopfe keinen übertriebenen Wert.
Die letzten Tage waren eine richtige Wiedehopf-Foto-Tour. Es ist immer ein einmaliges Erlebnis diese eindrucksvollen Vögel beobachten und fotografieren zu dürfen. Ich habe das Glück einen Naturgartenfreund und Wiedehopf-Experten zu kennen und besuchen zu dürfen. Er setzt sich schon seit Jahren für das Wohl dieser tollen Vögel ein. Durch extrem viel und konsequente Arbeit über die letzten Jahrzehnte hat er es geschafft, dass der Wiedehopf, in dem Garten Jahr für Jahr die Bruterfolge steigern konnte. Nur durch solche Naturfreunde ist es möglich, dass die Natur in ihrer vollen Schönheit auch für die Zukunft erhalten werden kann.
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