Erfahrungen vom winterlichen Luderplatz

EichelhäherMöchte man in der kalten Jahreszeit Vögel nah fotografieren bietet sich ein Luderplatz an. Es gibt Anbieter, die das professionell machen. Zu nennen sind da der Ranger Bollmann an den Feldberger Seen in Mecklenburg-Vorpommern oder auch Wolf-Dieter Peest in Salzhemmendorf.  Aber man kann diesen auch selber einrichten. Hier in Polen ist das noch was einfacher, da es genug Wald gibt, Wild auch und die nötigen Genehmigungen unbürokratisch einzuholen sind. So wurde ein Luderplatz an einem Holzlager- und hackplatz der sich am Waldrand befindet, eingerichtet. Als Lockmittel wurden Wildreste des örtlichen Jägers verwendet. Besonders die fette und zähe Schwarte ist geeignet.

Die Erfahrungen am winterlichen Luderplatz sind wie folgt. An 3 aufeinander folgenden Tagen bei Minustemperaturen und teilweise guter Schneelage kamen an einem Tag zuerst ein Kolkrabe (Corvus corax) und dann vor allem Eichelhäher (Garrulus glandarius). Der Kolkrabe war sehr vorsichtig; dagegen waren die Eichelhäher nach einer Eingewöhnungszeit teils in 3 Exemplaren gemeinsam am Luderplatz zugange. Am ersten Tag dauerte es von der Ablage des Luders bis zum ersten Erscheinen der Eichelhäher gut 3 Stunden. Am nächsten Tag – es lag nun Schnee – konnten die ersten Eichelhäher so nach gut 2 Stunden beobachtet werden. Insgesamt 3 Exemplare machten sich über das Luderfleisch her, das mit 3 Nägeln auf einem Holzstamm fixiert war. Einer der Häher war eindeutig der dominante; die anderen Vögel kamen immer erst zum Zug, wenn sich der dominante Häher kurz – vollgefressen – zurückgezogen hatte. Der (vermutlich) dominante Eichelhäher war durchaus immer wieder präsent, selbst wenn er nicht selber fraß. Ein gewisser Futterneid mag da eine Rolle spielen.

Am nächsten Tag – es war kalt in der Nacht mit -3 °C – erschienen die Eichelhäher schon wenige Minuten nach der Ablage des Luders, das wieder mit Nägeln auf dem Holzstamm befestigt war. Eine hastige und von Futterneid geprägte Nahrungsaufnahme stand nun an. Man konnte erkennen, daß der Eichelhäher hungrig war. Diesmal konnten sogar insgesamt 4 Eichelhäher beobachtet werden, die auch immer wieder in Streit gerieten und dann sehr farbenfrohe (aber kurzzeitige) Luftkämpfe ausführten. Nach ca. 3 Stunden blieb die Futterstelle verwaist ohne dass das Luder aufgezehrt worden war.

Am 4. Tag hatte es in den Morgenstunden bei -4°C geschneit. In der Nacht waren die Temperaturen sogar auf – 6°C herunter gegangen. Das sollte den Hunger doch eigentlich steigern. Vielleicht würden die Eichelhäher nun noch gieriger das Luder aufnehmen wollen? Diese Erwartung konnte auch nach 2 Stunden Warten nicht bestätigt werden. Nach dieser Zeit lag das Fleisch immer noch unberührt auf dem Holzstamm. Diesmal war das Fleisch allerdings unter einem grobmaschigen Drahtgeflecht befestigt, damit die Eichelhäher nicht in dem Maße wie vorher die Hebelwirkung anbringen konnten und damit große Stücke abreißen konnten. Mit dem Drahtgeflecht sollten die Eichelhäher dazu gebracht werden, kleinere Stücke aus dem Fleischstück abzureißen und somit auch länger in Blickweite des Kameraobjektivs bleiben.

Nun ist der Eichelhäher ja kein hässlicher Vogel. Die Kombination von Größe und bräunlichen Färbung in Kombination mit dem hellblau-schwarzweißen Flügelfeld machen den Eichelhäher zu einem Hingucker. Vor allem wenn der Eichelhäher fliegt oder sich mit Artgenossen streitet, zeigt sich der ansonsten braune Vogel sehr farbenprächtig. Dabei sind das Weiß der Handdecken und die blauen Flächen auf den Armdecken schön zu sehen. Aber mit der Zeit wünscht man sich etwas Abwechslung. Doch die kam erst viel später.

Zusammengefasst lässt sich sicher sagen, das – wie zu erwarten – Kälte einem abwechslungsreichen Geschehen zuträglich ist. Schneefall scheint eher eine abschreckende Wirkung zu haben. Vielleicht suchen die Vögel im Schneetreiben aber auch einfach nur Zuflucht unter dichten Fichten – oder Kiefernnadeln und sich erst später auf Beutesuche machen. Schneelage dagegen wirkt in der Kombination mit tiefen Temperaturen anziehend auf Vögel. Das gilt auch für die parallel eingerichtete Singvogelfütterung mit Sonnenblumenkernen. Diese wurde ebenfalls bei Schneefall von Singvögeln nicht aufgesucht. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen zeigen, dass sich die Einrichtung eines Fütterungs- / Luderplatzes auf jeden Fall lohnt. Geduld muß man aber so oder so mitbringen.

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