Canon 1DX Mark III: erste Erfahrungen, u.a. mit dem Autofokus

Als DHL das Paket geliefert hatte, mußte ich mir direkt einen ersten Eindruck verschaffen. Daß die Canon 1DX Mark III in der Autofokus-Performance und dem Rauschverhalten deutlich zugelegt hat, habe ich bereits in einem Blog über die Canon EOS 1DX Mark III und den Sperber geschrieben. Im Vergleich zur EOS 1DX hat die Mark III insgesamt beeindruckend zugelegt. Die nächsten Tage sollten zeigen, wie sich die Canon 1DX Mark III ansonsten schlägt.

Meine Canon EOS 1D X ist nun etwas in die Jahre gekommen. Ich hatte irgendwann auch die nächste Generation dieses Profimodells, die Canon EOS 1D X Mark II, ausprobieren und testen wollen, dann aber doch vom Kauf Abstand genommen. Über die Jahre hatte ich festgestellt, daß mich sowohl die D1 X (als auch die Canon EOS 1D Mark IV davor) fast immer voll überzeugte, aber eben auch nur fast immer. Nun war ich davon überzeugt, daß es inzwischen doch technische Verbesserungen in der AF-Verfolgung geben müsste. Trotz iTR AF in der Canon EOS 1D X waren die Ergebnisse gerade vor strukturierten Hintergrund nicht wirklich überzeugend. Fliegende Vögel stellen die Technik eben nicht nur aufgrund ihrer Geschwindigkeit sondern auch aufgrund der vielfältigen, unklaren Strukturen vor einige Herausforderungen. Im Praxistest erschien mir der Fortschritt Canon EOS 1D X Mark II im Vergleich zu der Canon EOS 1D X aber nicht so überwältigend, daß ich unbedingt hätte wechseln müssen. Nun ist die Canon EOS 1D X sieben Jahre alt und hat einige 100.000 Aufnahmen „auf dem Buckel“. Ich entschied mich schon bald nach der Ankündigung für Canon 1DX Mark III und ließ mich auf die Reservierungsliste setzen.

Vögel im Flug zu fotografieren ist eine der anstrengendsten aber auch erfüllensten fotografischen Herausforderungen. Die Vögel in ihrem Element, dem Flug, festhalten ist zudem häufig die einzige Möglichkeit, diese Vögel überhaupt aus der Nähe fotografieren zu können. In der Luft fühlen sie sich offensichtlich sicher und kommen deutlich näher an den Fotografen, wie dies auch schon bei Schwalben und Segler-Aufnahmen in Kamerun oder bei einem nach Fliegenschnäpper-Art im Regen fliegenden Bülbül deutlich wurde.

An der Canon EOS 1D X hatte ich dazu meistens Case 2 in der AF-Konfiguration eingestellt, mit der Motive weiter verfolgt werden und Hindernisse ignoriert werden. Das geschieht in der Automatik dadurch, daß die AI Server Reaktion leicht verzögert wird. Die Nachführbeschleunigung bleibt dabei unangetastet. Ich habe dazu aber auch schon mal Case 3 in der AF-Konfiguration genutzt, bei dem auf Motive sofort fokussiert wird, wenn diese in AF-Felder eintreten. Das ist natürlich dann besonders interessant, wenn man das mit der automatischen AF-Feld-Wahl kombinieren kann bzw. könnte. Gegen einen unstrukturierten blauen Himmel funktioniert das ganz gut. Bei Aufnahmen gegen einen strukturierten Horizont scheiterten die Versuche bei der Canon EOS 1D X aber meistens; offensichtlich reagierten die AF-Felder nicht schnell genug, um z.B. eine Rohrdommel vor Schilf oder Schwalben über einem Teich beim Vorbeiflug fotografieren zu können.

Wie gut haben sich nun der Autofokus und die Ansteuerung, u.a. durch einen neunen AF-On Button, bei der EOS-1D X Mark III geändert? Die Kamera wird damit beworben, einen neuen AF-Algorithmus mit umfassendem Lernen (Deep Learning) zu verwenden, der konsistenter und zuverlässiger sei als die bisherige AF-Verfolgungstechnologie von Canon. Außerdem verfügt er über einen neuen AF-Sensor mit einer 28-fach höheren Auflösung als der des vorherigen Mark II-Modells, wenn der optische Sucher verwendet wird. Außerdem fokussiert er über einen größeren EV-Bereich, wodurch es bei schlechten Lichtverhältnissen besser funktioniert sollte. Interessant könnte sein, daß im Live View – Modus genau dieselben Algorithmen wie für den optische Sucher verwendet werden. Die EOS-1D X Mark III wird das bewährte Dual-Pixel-CMOS-AF-System von Canon mit 525 AF-Messfeldern und einer Abdeckung von 90 x 100% verwenden.

Nach ersten Erfahrungen bin ich begeistert, wie schnell und zuverlässig die Schärfe gehalten wird. Dabei habe ich vor allem die neue AF-Messfeldauswahl in einer Zone ausprobieren wollen. Bei der Canon EOS 1D X war die AF-Messfeldauswahl in einer Zone (hieß da noch AF-Feldwahl in Zone (Man.) kein wirklich geeignetes Messverfahren, um sich bewegende Objekte – vor allem fliegende Vögel – gegen einen strukturierten Hintergrund zu fotografieren. Viel zu schnell verlor der Autofokus den Vogel und „hing sich auf“ am Schilf oder dem Waldrand. Das funktioniert bei der 1DX Mark III tatsächlich deutlich besser.

Als besonders störend hatte ich bei der die EOS 1 DX das Verhalten des Autofokus empfunden, wenn relativ kleine Motive gegen einen kontrastarmen Hintergrund fotografiert werden. Das Verhalten der EOS 1 DX bei AF unmöglich hatte ich bereits in einem eigenen Blog beschrieben.

Irgendwann hatte ich bei Vogellaufnahmen gegen einen unstrukturierten Himmel – wie z.B. der Fotografie eines Kranichtrupps – festgestellt, dass ich die zugegebenermaßen bei weitem nicht formatfüllenden Motive immer wieder aus dem Fokus verliere und die EOS 1 DX z.B. das Canon EF 600mm f/4L IS III USM Objektiv (aber nicht nur dieses Objektiv!) auf die Naheinstellgrenze von 4,5 Metern stellt. Dabei blinkte die grüne Anzeige im Sucher und signalisiert, daß eine automatische Fokussierung nicht möglich ist. Ich meinte mich erinnern zu können, dass es bei anderen Kameramodellen so war, dass der Autofokus – wenn er das Motiv nicht finden konnte – auf „Unendlich“ gestellt hat. Der Unterschied in der Fotografie z.B. einer im Singflug fliegenden Heidelerche (Lullula arborea) ist gravierend. Während der Autofokus auf Unendlich das Motiv wenigstens ansatzweise noch als Silhouette zeigt und dann ohne Probleme scharfstellt, wenn man die AF-Points auf den Vogel zentriert, ist man bei Einstellung „Naheinstellgrenze“ total verloren. Da hilft nur,  einen HiIfspunkt am Horizont zu suchen und es noch mal probieren. Ich habe dieses Verhalten als sehr störend empfunden und wollte nun wissen, wie sich die Canon EOS 1DX Mark III schlägt. Das von mir bei der alten EOS 1 DX beobachtete Fehlverhalten ist augenscheinlich komplett behoben worden. Ich brauche nicht zu betonen, daß die Funktion „Schärfestellung wenn AF unmögl. (in der AF-Registerkarte 4) auf „On“ gestellt war – und zwar in beiden Fällen.

Als ersten Eindruck läßt sich also sagen, daß die Canon EOS 1DX Mark III in der Autofokus-Performance und dem Rauschverhalten deutlich zugelegt hat.

Inwiefern sich das Mehr an Autofokusfelder tatsächlich in einer besseren AF-Performance niederschlägt, ist noch abzuwarten. Dazu kann ich momentan noch nichts sagen. Viel wichtiger scheint zu sein, dass der Autofokus über einen hochauflösenden Sensor verfügt, der tatsächlich Objekte erkennen und verfolgen kann. Vielleicht hat es ja wirklich was gebracht, daß die Steuerung über klassische Kreuzsensoren ausgedient hat.

Das Wichtigste für gute Vogelaufnahmen ist nämlich die Auflösung und die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der AF-Verfolgung. Mit dem neuen AF-Sensor mit 28-mal höherer Auflösung als beim Vorgänger hat die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der AF-Verfolgung der Canon EOS-1D X Mark III einen deutlichen Schub erhalten, der sich perfekt für Naturfotografen eignet, die gestochen scharfe Aufnahmen von sich bewegenden Motiven benötigen.

Zusätzlich gibt es den neuen AF-On Button (den sogenannten Smart Controller), bei dem der Daumen des Fotografen über den Button gleitet und die AF-Felder frei verschoben werden können. Der Smart Controller arbeitet ähnlich wie eine optische Maus. Der Fotograf fährt mit dem Daumen über das kleine Kontrollfeld und verschiebt so das AF-Messfeld. Ich setze die meiste Zeit das (normale) Autofokusfeld ein, um zu fokussieren und fokussiere über die AF-On Taste. Mit der neunen AF-On Button kann man den Fokuspunkt prompt ändern und Motive viel schneller als zuvor verfolgen. Der AF-On Button ermöglicht damit ein viel schnelleres Arbeiten als mit dem Wählknopf oder mit dem bisherigen Joystick. Schön ist, daß man die Tracking-Empfindlichkeit ändern kann. Die Taste ist so empfindlich wie man es will/ braucht und darüber hinaus sehr präzise. Sie erleichtert insbesondere das Verfolgen von Motiven bei schlechten Lichtverhältnissen. Das Ganze erfordert natürlich etwas Gewöhnung. Diese muß ich mir noch aneignen. Die AF-Felder lassen sich mit dem Smart Controller so perfekt verschieben, das man den Joystick fast nicht mehr benötigt. Es funktioniert auch mit Handschuhen ganz gut. Wer will, kann natürlich weiterhin den traditionellen Joystick nutzen.

Der nächste Vorteil des neuen AF-Systems ist, dass der AF bei direktem Gegenlicht nochmals deutlich verbessert worden ist. Die vorherigen technischen Lösungen hatten damit immer Probleme; interessanterweise mehr als beim Scharstellen in der Dämmerung. Dazu kommt: Viele gute Ziele liegen in den Tropen, die Sonneneinstrahlung und damit die Kontraste sind hoch. Das heißt, man fotografiert viel gegen die Sonne bei Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Das sind harte Bedingungen für die Kamera, mit vielen Schatten und Lichtern im selben Bild. Mir ist aufgefallen, dass die Kamera mehr Informationen aufzeichnet als ich das bei der Canon EOS-1D X Mark II bei Testaufnahmen gesehen hatte. Der Sensor scheint mehr Details sowohl bei Lichtern als auch bei Schatten zu verarbeiten.

Die Canon EOS 1DX III schafft 16 Bilder pro Sekunde mit dem klassischen Spiegel und 20 Bilder pro Sekunde mit dem mechanischen Verschluss. Hier kommen die neuen Speicherkarten des Typs CFExpress ins Spiel. Bei ersten Versuchen konnte ich mich davon überzeugen, daß man praktisch ohne Ende im RAW-Format mit 16 Bildern/s schießen kann; der Buffer ist sehr schnell wieder frei. Damit sollen Serien von mehr als 1000 Bilder in Folge möglich sein; was ich aber nicht ausprobiert habe.

Beeindruckend ist weiterhin, daß die Dunkelphasen deutlich reduziert sind. Den Spiegelmechanismus hat Canon also an die erhöhte Geschwindigkeit angepasst. Das ist ausgesprochen interessant, da man bei höherer Kadenz (16 Bildern/ Sekunde) ein Motiv trotzdem deutlich besser verfolgen kann, als es vorher der Fall war.

Erwartbar und begrüßenswert ist das Äußere der Canon 1DX Mark III fast unverändert. Die neue und Ihre Vorgängerinnen sind kaum zu unterscheiden. Einzig der neue „Smart Controller“ hat Einzug gehalten, es ist eine kleine Touch-Fläche auf dem AF-Knopf, die ermöglicht, die AF-Felder schnell zu ändern. Wie gut dieses Feature ist, habe ich ja schon beschrieben. Freuen dürften sich aber fast alle Fotografen über die nun beleuchteten Tasten der Kamera.

Wie sich das Arbeiten mit dem LiveView gestaltet, wird sich im weiteren Praxisverlauf erweisen. Sie könnte aus der Kamera eine spiegellose EOS-1 machen. Die ersten Daten zum LiveView sind jedenfalls sensationell. Die Geschwindigkeit von 20 Bilder pro Sekunde bei voller Touchscreen-Bedienung machen die Canon EOS 1DX Mark III zu einer vollwertigen spiegellosen Kamera im LiveView. Die AF Geschwindigkeit und die enorm reduzierte Verzögerung beim Fotografierprozeß (fast verzögerungsfreier Sucher) sind enorm.

Für ein Statement zum Dynamikumfang und Rauschen will ich auch noch den weiteren Praxisverlauf abwarten. Überschlägig scheint sich das Rauschverhalten gegenüber der Canon EOS 1DX deutlich verbessert zu haben. Ich schätze im Vergleich zur EOS 1DX um gute 2 Blendenstufen.

Beim Silent Mode (heißt nun Einzel-/Reihenaufnahme weich) ist man bei der Canon EOS 1D X Mark III zwar leiser geworden. Ihn gibt es sogar – im Gegensatz zur EOS 1D X – in 3 Varianten und ist deutlich weicher und leiser als bei der EOS 1D X. Im Vergleich zu den Canon 5D Modellen ist er aber immer noch lauter.

Die neue EOS 1 DX wird ja auch damit beworben, daß der Akku länger halten soll. Ich verstehe zwar nicht, wie das genau funktioniert, kann aber bestätigen, daß ich bei aktuell 543 Bildern in der Statusanzeige für den Akku immer noch eine Kapazität von 70% ausgewiesen habe.

Eine Canon EOS 1D X Mark III ist deutlich leichter als ihr Vorgänger oder auch die „alte“ Canon EOS 1D Mark IV geworden. Trotzdem ist sie immer noch ein schwerer, solider Apparat. Das weiß man zu schätzen – oder mal läßt es.

Der Kamera liegt eine 64 GB CFexpress – Karte aber kein Card Reader bei. Mit dem mitgelieferten Schnittstellenkabel gemäß SuperSpeed US 3.1 – Standard, ist der Download auf einen Desktop überhaupt kein Problem. Man kann einfach mit dem Windows Explorer oder EOS-Utility die Dateien „herüberziehen“ und sich dann in der neuesten Version des Digital Photo Professional (DPP) anschauen und bewerten. Anschließend kann man dann über „Extras“, „zu Photoshop übertragen“ die Dateien auf Basis des TIFF-Formats einfach weiter bearbeiten. Das geht sogar mit Photoshop CS 6 sehr gut.

Was in der Stapeldurchsicht irritiert ist, daß Digital Photo Professional (DPP) doch etwas länger braucht, um sich die 100%-Ansicht der CR3-Dateien auf den Bildschirm zu holen. Das gilt insbesondere wenn unter „Ansicht“, „Werkzeugpalette“ auch noch die Möglichkeit der Objektivkorrektur angeklickt wird. Dabei holt sich DPP die spezifischen Daten des verwendeten Objektivs.

Auf die Möglichkeiten der Kommunikationsverbindungen (u.a. WLAN-Verbindung mit EOS-Utility) möchte ich noch hinweisen. Insofern scheint die Aufregung um den fehlenden Card Reader doch etwas übertrieben zu sein.

 

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