Grosstrappen im Stellungskampf – unbekannte Verhaltensweisen

GroßtrappeSich gegenseitig drohende und dann miteinander kämpfende Trapphähne werden fast nie beschrieben und noch weniger in Bildern gezeigt. Bei einem Besuch des Havellands bei der Ortschaft Buckow im sogenannten Havelländischen Luch konnten sehr interessante Beobachtungen von drohenden und dann gegeneinander kämpfende Großtrappen (Otis tarda) gemacht werden, die so gar nicht zu dem Bild vom „tanzenden“ Trapphahn passen. Bekannt ist ja, daß sich während der Balz das Männchen zur Schau stellt und versucht die Weibchen mit viel Federwerk auf sich aufmerksam zu machen. Er bläht dazu seinen Kehlsack auf, stellt die Bartfedern hoch, wackelt wild mit seinen Flügeln und spreizt das Schwanzgefieder. Da die Balz der Großtrappen am besten bei Sonnenaufgang zu beobachten ist, probierte ich für ein paar Dokumentationsaufnahmen mein Glück an einem kühlen, wolkenverhangenen Ostertag. Der klirrende Gesang der Grauammer (Emberiza calandra) grüßte mich schon als ich den Laden des Beobachtungsturmes öffnete.

Anfangs waren in der Dämmerung nur 2 Männchen in weiter Ferne zu sehen. Dann konnte ich plötzlich 2 Trapphähne nicht gar so weit entdecken, die sehr eng beieinander standen, die weißen Flügelfedern nach außen geworfen und auf eine seltsame Weise gerafft. Somit standen beide sehr gut sichtbar in der Landschaft. Sie standen sich wie 2 Halbstarke gegenüber, fast Brust an Brust. Die meiste Zeit standen sie regungslos da – was den Fotografen freute, da die Dämmerung die verfügbaren Kombinationen von ASA-Empfindlichkeiten und Belichtungszeiten deutlich reduzierte. Dann aber öffnete einer der Hähne seinen Schnabel. Töne konnte ich auf die Entfernung nicht hören. Aber diese Aktion war eindeutig aggressiv ausgeprägt. Wenig später antwortete auf gleiche Art der Nebenbuhler. Zum Glück besserte sich das morgendliche Licht, als das Spektakel an Dynamik zunahm. Das Schnabelöffnen war in immer kürzeren Abständen zu beobachten, dann standen sich 2 Hähne beide mit geöffneten Schnäbeln gegenüber. Das war offensichtlich zu viel der Provokation. Blitzschnell schnappte einer der Hähne nach dem anderen. Der wiederrum wich aus und schnappte seinerseits. Die Hähne verhakten sich gegenseitig im jeweils anderen Schnabel. Nun brach ein heftiger Stellungskampf aus, in dem die beiden Hähne Brust gegen Brust sich gegenseitig über die imaginäre Arena schoben. Die Federn waren dabei noch weiter abgespreizt und das Weiß des Gefieders war weithin sichtbar. Nach wenigen Minuten war das Schauspiel auch schon wieder vorbei und die Trappen standen sich wieder direkt gegenüber. Das Schnabelöffnen war nun wieder in längeren Zeitabständen zu beobachten. Das gegenseitige Drohen nahm dann wieder zu bis wieder ein heftiger Stellungskampf ausbrach, in dem die beiden Hähne Brust gegen Brust sich gegenseitig über die Wiese schoben. Auch jetzt war das Schauspiel schon nach wenigen Minuten vorbei und die Trappen verließen stolz schreitend den „Kampfplatz“. Die Sequenz vom Schnabelöffnen bis zum heftigen Stellungskampf ist in der Galerie zu sehen.

In der Literatur habe ich zu dem o.b. Verhalten wenig gefunden. Es wird in den Beschreibungen vor allem auf das reine Balzverhalten eingegangen, bei der der Hahn zuerst den Schwanz nach vorn auf den Rücken schlägt, wodurch das lockere Unterschwanzgefieder noch oben quillt. Dann bläht er seinen Kehlsack auf und die Schnabelhaare stehen auf. Dann lässt er die Flügel hängen und wendet sie plötzlich mit einem Ruck um, worauf die leuchtend-weissen Federn der Flügelunterseiten einen prachtvollen weißen Strauß bilden. Der in den Nacken zurückgezogene Kopf versinkt hinter dem aufgeblähten Kehlsack. Dieses bemerkenswerte Balzritual findet ausführliche Betrachtung, während es ansonsten heißt, daß die paarungswillige Weibchen am Balzplatz spazieren gehen und sich schließlich still und heimlich mit dem besten „Performer“ treffen und begatten lassen.

Allein im „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, Band 5 „Galliformes und Gruiformes“ auf Seite 682  wird von Urs N. Glutz von Blotzheim beschrieben, in welchen Eskalationsstufen Aggressivverhalten bei Großtrappen ausgeprägt sein kann. Wenn man die dort beschriebenen Maßstäbe anlegt, scheinen sich die 2 hier beobachteten Hähne noch in einer mittleren Anspannungsphase befunden zu haben. Einen ernsten Kampf mit Auf-der-Stelle-Trampeln und gegenseitigen Anspringen wurde jedenfalls nicht beobachtet.

Das Gebiet des Havelländischen Luchs befindet sich nördlich der Stadt Brandenburg und südlich der Stadt Rathenow. Das Havelland – westlich von Berlin – stellt eine einzigartige Wiesen- und Niederungslandschaft dar. Im Winter ist das Havelland Überwinterungshabitat sowohl für Gänse als auch für Greife. Jetzt im zeitigen Frühjahr sind auch noch etliche Arten fliegender Beutegreifer da und neue Greife aus ihren Überwinterungsgebieten angekommen. So waren über Ostern Greife wie der Rote Milan (Milvus milvus), Kornweihe (Circus cyaneus), Mäusebussard (Buteo buteo) und Rauhfußbussard (Buteo lagopus) zu sehen. Sie alle nutzen die Vielfalt der Wiesen, Weiden und Äcker.

Es gibt auch noch andere Trappen-Gebiete in Brandenburg, in denen man Trappen beobachten kann. Besonders ergiebig ist aber das Havelländische Luch bei Buckow. Beobachtungstürme bei Buckow und bei Garlitz bieten Beobachtern hervorragende Möglichkeiten, die Trappen und die restliche Vogelwelt unmittelbar mitzuerleben.

Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen in die besten Vogelgebiete Brandenburgs, den Neusiedler See aber auch an entferntere Orte unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Sehr schöne Vogel-Beobachtungen und – Aufnahmen konnte bird-lens.com in Europa in Skandinavien (Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark), in Holland, in England, in Polen, in Österreich, in Frankreich, in Portugal, in Spanien und natürlich in Deutschland von Helgoland bis Bayern machen. Schwerpunkte waren Hessen, Schleswig-Holstein und Brandenburg.

Die schönen Bilder, die Sie in der Galerie sehen, sind nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture- Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn wir Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.

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