Einer der aufregendsten Vogelbeobachtungsmomente, an die ich mich erinnere, waren die Rufe des majestätischen, wenn auch schwer fassbaren Bulwerfasans (Lophura bulweri). Ein wunderschöner Fasan, der vielen Vogelbeobachtern lange Zeit entgangen ist. Ein einziger männlicher Bulwerfasan tauchte nur vor wenigen Wochen direkt vor unserem Versteck im Trus-Madi-Bergwald der Crocker Range in Sabah auf Borneo auf. Dieser schwer fassbare Fasan tauchte unter dem Blätterdach eines schattigen Waldes an einem steilen Hang auf. Wir saßen Seit an Seit in einem dunklen Versteck, das kaum genug Platz für all die Stative, Taschen und Kameraobjektive bietet. Wir hatten schon gut 4 Stunde gewartet. Da erscheint er: der Bulwerfasan. Er macht eine Vollbildaufnahme nach der andern nur wenigen Meter vom Versteck entfernt, möglich.
Ich hatte mich entschieden, es in dem Versteck mit einem Canon EF 400mm f/4.0 DO IS II USM Objektiv an einer Canon EOS R 5 auf einem Gitzo-Stativ zu versuchen und zu fotografieren. In der Dunkelheit des Waldes war diesmal ein starker Autofokus, kurze Belichtungszeiten und ein sicheres Auge nicht so entscheidend. Denn der fotografische Moment stand nicht so im Vordergrund wie bei Flugobjekten. Aber auch in diesem Fall. Ich konnte meine Kamera kaum auf den Fasan richten, der nur wenige Meter von uns entfernt stand. Diesmal war der Vogel so nah, dass der richtige Winkel zum sich bewegenden Vogel, eine Vorhersage der nächsten Schritte und die richtige Belichtungszeit (nicht zu lang, nicht zu kurz, um eine hohe ASA zu vermeiden) entscheidend waren. Bei schlechten Lichtverhältnissen habe ich mit 1/10-1/60 Sek. und automatischem ISO fotografiert. Meine Canon R 5 hatte bei dem schwachem Licht nicht unbedingt Probleme beim Fokussieren, obwohl der Kontrast gering war und sich das Ziel bewegte. Aber ob auch das Auge “getroffen” wurde, war dann doch häufig Glückssache. Trotzdem konnte ich mein Glück kaum fassen, einen so umwerfend aussehenden Fasan so nahe zu sein. Der dunkelviolett gesprenkelte Körper des Vogels bildete einen perfekten Kontrast zu seinem schneeweißen Schwanz. Ich genoss jede Sekunde seiner Anwesenheit, bis er sich erschreckte und weglief. Zum Glück kam es nach einer Weile wieder und brachte sogar ein Weibchen mit. Nun hatte ich eine weitere Möglichkeit diesmal weniger hektisch Fotos zu schießen. Dieses Mal habe ich zusätzlich mein Canon EF 85mm f/1.8 USM Objektiv an einer Canon EOS 5 Mark III verwendet. Bei dieser Kamera habe ich Belichtungszeiten zwischen 1/60 Sek. und 1/8 Sek. ausprobiert.
Der Bulwerfasan kommt lokal in den abgelegenen Bergwäldern im Norden Borneos gar nicht so selten vor. Aber man muß am richtigen Ort sein, viel Geduld aufbringen und eine Portion Glück haben, um einen zu sehen, da die Zahl der Tiere gering ist und sie sich nur ungern im Freien zeigen. Seit 1998 gibt es in eBird nur wenige Einträge mit Aufzeichnungen aus Poring, Danum Valley, Maliau Basin. Deshalb sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, es an einem Ort wie Trus Madi mit Versteck und regelmäßigem Fütterungsprogramm zu versuchen. Insofern ist es sehr gut, dass der Platz von den Besitzern des Trus-Madi-Camps, einer Gruppe leidenschaftlicher Naturliebhaber, mit Liebe und Engagement ordnungsgemäß betreut wird.
Das Versteckt eignet sich nicht nur gut für den Bulwerfasan. Ganz oben auf der Liste für Trus Madi stand natürlich der Bulwerfasan. Aber es tauchte an dem Morgen nicht nur ein einzelnes Männchen auf. Schon vorher waren direkt vor dem Versteck die Borneobindenpitta (Hydrornis schwaneri) und der Borneoblauschnäpper (Cyornis montanus) erschienen.
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