Chapada-Fliegenschnäpper in der Chapada dos Guimaraes

Chapada-SuiririfliegenstecherWas für ein Morgen. Super-Sonnenwetter. Ich fahre die Straße auf der Chapada dos Guimaraes in Richtung Agua Fria ab. Es begrüßen mich im besten Frühmorgenlicht direkt viele Vögel, die für die Chapada typisch sind. Plötzlich sitzt direkt vor mir ein Tyrann mit gelbem Bauch und grauer Brust. Ich tippe sofort auf einen Suiriri oder Grauscheitel-Olivtyrann (Suiriri suiriri), den ich eben noch im Bestimmungsbuch angeguckt hatte, direkt auf einem trockenen Ästchen vor mir. Das nehme ich natürlich sofort auf. Er droht mir sogar zwischendurch mit erhobenen Flügeln.

Der frühen Morgen treibt nach einer kühlen Nacht die Vögel in die ersten Sonnenstrahlen. So sitzt auch der Grauscheitel-Olivtyrann, also der Suiriri Flycatcher, ganz offen auf seinem Ästchen. Daneben sitzt ein Weißohr-Faulvogel (Nystalus chacuru), der im Deutschen auch Cerradofaulvogel genannt wird, direkt am Straßenrand in einem mit ledrigen Blättern ausgestatteten Busch.

Es stellt sich später heraus, das zu just der Zeit als ich eine längere Reise mit dem eigenen Geländewagen in Brasilien unterwegs bin, die ersten Veröffentlichungen zu einem Split der Art untersucht wurden. Wenig später war klar, daß zwei Arten von mittelgroßen Tyrannenarten – vergleichbar den altweltlichen Fliegenschnäppern – die halboffenen Lebensräume in Südamerika bewohnen. Zum einen der polytypische Suiriri-Fliegenschnäpper (S. suiriri) und der monotypische Chapadatyrann oder Chapada-Fliegenschnäpper (S. affinis). Aus dem polytypische Grauscheitel-Olivtyrann oder Suiriri-Fliegenschnäpper machte man dann den Campo Suiriri und den Chaco Suiriri. Das scheint jetzt so nicht mehr richtig zu sein. Diese Taxa werden eher auf Unterarten-Ebene abgehandelt. Die phylogenetische Beziehung zwischen den verbleibenden Arten Chapadatyrann und . wurden jedoch anfangs – bis in das Jahr 2017 – nicht näher untersucht. Wissenschaftler setzten dann molekulare Methoden ein, um die systematische Position des Chapadatyrann zu untersuchen, und verglichen die Ergebnisse mit morphologischen und verhaltensbezogenen Daten. Sie stellten fest, dass der polytypische Grauscheitel-Olivtyrann monophyletisch ist und zu einer Gruppe von Elaeniini-Fliegenschnäppern gehört, zu der neben anderen Gattungen auch Phyllomyias, Phaeomyias und Capsiempis gehören. Für Lateinamerika-Birder bekannte Vertreter sind hier der Schuppenkopffliegenstecher (Phyllomyias fasciatus) oder der Höckerfuß-Fliegenstecher (Phyllomyias burmeisteri) und der Grünrückenfliegenstecher (Phyllomyias virescens).

Der Chapadatyrann hingegen gehört zu den Fluvicolini, die mit der Gattung Sublegatus verwandt sind. Dazu gehören der Amazonas-Strauchtyrann (Sublegatus obscurior) und der Südliche  Strauchtyrann (Sublegatus modestus).  Warum der Chapadatyrann einer eigenen monospezifischen Gattung zugeordnet werden sollte und nicht einfach in die Gattung Sublegatus einzureihen ist, erschließt sich mir nicht. Die Wissenschaftler vermuten  übrigens, dass soziale Mimikry für die bemerkenswerte Konvergenz in Größe, Form, Gefiederfärbung und Verhalten der erwachsenen Suiriri-Fliegenschnäpper und Chapadatyrannen verantwortlich ist.

Der Chapadatyrann ist ein mittelgroßer Fliegenschnäpper mit einem gräulichen Kopf, einem olivgrünen Rücken und einem hellgelben Bauch. Der Chapadatyrann ist in Cerrado-Lebensräumen mit Buschland, Grasland und vereinzelten Bäumen zu finden. Der Chapada-Tyrann ernährt sich hauptsächlich von Insekten, frisst aber auch Früchte in den mittleren bis oberen Ästen der Bäume. Während der Brutzeit zeigen die Männchen des Chapada-Fliegenschnäppers ein ritualisiertes Verhalten, zu dem auch geschlechtsspezifische Duette gehören können, so wie ich es wohl die Freude hatte, angedeutet zu sehen.

Diese in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet seltene Art ist durch die Umwandlung von Lebensräumen, einschließlich der Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen und der Verstädterung, bedroht.

Leider kam es im Verlauf der taxonomischen Verschiebungen auch zu Änderungen in der lateinischen Artkennzeichnung. So ist die Art früher unter dem spezifischen Namen islerorum  bekannt, der sich jedoch als jüngeres Synonym von affinis erwiesen hat was jedoch Suiriri vorbehalten ist.

Wie auch immer: Hier im Bild aus dem Juli 2000 handelt es sich also um den Chapadatyrann (Suiriri islerorum). Und nicht – wie anfangs angenommen – um den Grauscheitel-Olivtyrann  (Suiriri suiriri)

Die Chapada dos Guimaraes befindet sich nicht weit – nur ca. 65 km – nordöstlich von Cuiaba, der Hauptstadt von Mato Grosso. Sie ist ein einzigartiges Gebiet und eines der am besten zugänglichen Ziele um den Cerrado, die brasilianische Savanne, kennen zu lernen. Der Grund ist, dass sie in einer Übergangszone zwischen dem Cerrado und dem Amazonas liegt und dem Besucher nicht nur die Möglichkeit bietet, die Highlights des Cerrado zu sehen, sondern auch Vögel, die man sonst nirgendwo im Cerrado findet.

Diese ganz besondere Landschaft ermöglicht es dem Besucher, innerhalb weniger Minuten von offenen Grasfeldern über Sandsteinklippen zu üppigen Wäldern zu gelangen, was einen drastischen Wechsel der Lebensräume und der Vogelarten bedeutet.

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