Pfeifente auf Parkteich

PfeifenteEs sind nur kleine Wasserflächen direkt am Schilf offen geblieben. Schon seit Tagen ist es kalt, die Temperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt. Nun hat auch noch ein strammer Nordwind das Regiment übernommen. Ein bei Kindern und Senioren beliebter Stadtteich (beliebt wohl nicht nur bei diesen Menschen wie man an den auf dem Eis liegenden Bierflaschen sehen kann) liegt fast zugefroren im düsteren Winterlicht. Als ich die Runde um den Teich schon fast vollendet habe, steht unscheinbare Ente auf dem Eis. Auffallend sind die kompakte Form, ein weißer Bauch und der bläuliche Schnabel mit der schwarzen Spitze. Es ist eine Pfeifente (Mareca penelope) oder (Anas penelope). Unschlüssig ist sie, ob sie neben den beiden Stockenten (Anas platyrhynchos) auf dem Eis stehen bleiben soll, mit den Teichhühnern (Gallinula chloropus) im Schilf Deckung suchen soll oder doch fliegend verschwinden möchte. Schließlich entscheidet sie sich für das Bleiben. Eine weitere Pfeifente kommt angeflogen und landet rutschend auf dem Eis.

Das Pärchen hatte sicherlich im Sommer in das Schlichtkleid gemausert. Gerade das Pfeifenten-Männchen ist sonst auffallend. Es hat einen rostbraunen Kopf mit einem hellgelben Scheitel. Die Kopffedern können je nach Lichtsituation leicht grünlich schillern. Die Brust ist leicht rosa gefärbt während Mantel und Flanken fein, grau gemustert sind. Das Federkleid des Weibchens ist deutlich unauffälliger und ähnelt dem Schlichtkleid, das beide Vögel nun im Winter trugen. Sowohl Männchen als auch Weibchen haben aber das ganze Jahr über einen bläulich-hellgrauen Schnabel mit dem schwarzen Nagel (Spitze des Schnabels).

Es heißt, Pfeifenten laufen rasch und gewandt ohne erkennbares Watscheln. Nun, das war auf dem Eis nur mit Einschränkungen möglich. Dass die Oberfläche glatt war, war der Fortbewegung jedenfalls klar anzusehen.

Zusammen  mit Stockenten, hatte ich das Pfeifenten-Paar schon einige Mal im Winter auf dem Teich gesehen. Durch die Vereisung war jedoch nun die Bewegungsfreiheit beschränkt und die Pfeifenten viel besser – und näher – zu fotografieren. Außerdem war der Besucherverkehr, der sonst sicher einen besonderen Druck auf die Vögel am Teich ausübt, durch den unangenehm kühlen Winterwind eingeschränkt.

Auf ihrem Zug und im Winter ist die Ente in großer Zahl auch in Mitteleuropa zu beobachten. Sie bevorzugt während der Zugzeit flachgründige Gewässer und ist dann auch auf überschwemmten Niederungsgebieten zu beobachten. Im Winter ist sie gerne auch an eher seichten Ufern und auf Feldern nahe von Bewässerungskanälen oder größeren Gewässern anzutreffen. Dass die Pfeifente ein Parkvogel sein soll, war mir bisher nicht bekannt. Es ist aber natürlich nicht auszuschließen, dass es sich um entflogene Zuchtvögel handelt, die sich nicht artgemäß verhalten und vielleicht sogar die Nähe des Menschen suchen.

Der Ruf der Männchen, der ein unverwechselbarer melodiöser Pfiff ist, etwa wie “wiwü” oder “huihu” war übrigens gar nicht zu hören.

Auch wenn die Pfeifente kein Parkvogel ist, ist der Winterbestand in Mitteleuropa erheblich. Die Zahl ist seit den 80er-Jahren kontinuierlich am Steigen. Grund dafür könnte unter anderem auch das Auftreten neuer Nahrungsquellen sein.

Die Pfeifente brütet hauptsächlich an Gewässern in der borealen Nadelwaldzone. In Europa ist die Pfeifente regelmäßiger Brutvogel auf Island, in Schottland, Nordengland, Norwegen, dem nördlichen und mittleren Schweden sowie weiten Teilen Finnlands. Sie brütet außerdem unregelmäßig in Wales und im Osten Englands. Im Norden Mitteleuropas sind einzelne Bruten aus den Niederlanden, dem Norden Deutschlands und Polens beobachtet worden. In ihren Hauptbrutgebieten brütet sie an vegetationsreichen Seen und Teichen sowie in kleinerem Maße auch an langsam fließenden Flüssen der Taiga. Die meisten Pfeifenten gehören zu den Kurzstreckenziehern.

Pfeifenten sind – wie viele Wasservögel – eher scheue Vögel. Um die Pfeifente regulär zu fotografieren braucht es daher Geduld und in vielen Fällen auch eine Tarnung wie ein Tarnzelt. Es lohnt sich also, auch die weniger produktiv erscheinenden Ecken in der Stadt zu untersuchen. Vielleicht ist ja ein (unscheinbarer) Wintergast dort, der vor der Kälte geflüchtet ist. Ansonsten ist die Ente nämlich eine eher schwierige Art für die Vogelfotografie.

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