Der Anstieg vom Besucherzentraum dauert eine Weile. Aber nach ca. 20 Minuten stehen wir in einer Unterstellhütte vor den Hängebrücken. Die Hängebrücken verbinden jeweils eine Plattform, die an einen dicken Urwaldbaum befestigt ist, miteinander. Zuerst befinden sich die Plattformen noch im Hangbereich befindet und sind daher eher geschützt ist. Trotz des stark bewölkten Morgens genießen wir einen tollen Blick auf den Regenwald. Es ist dunstig um nicht zu sagen richtig neblig. Es gibt heute auch immer wieder Nieselregen. Wir sehen schnell 2 Waldschnäpper (Fraseria ocreata) ganz in der Nähe der Plattform, die wir schon im März mit Birdquest produktiv genutzt hatten am Morgen. Wenig später sind auch Kastanienflügelstare (Onychognathus fulgidus) zu sehen. Der Weißschopf-Hornvogel (Tockus albocristatus) kündigt sich schon mit seinen Rufen an. Außerdem sind im Hangbereich der Alexanderbülbül (Andropadus curvirostris) und der Schuppenstirnbülbül (Phyllastrephus albigularis) zu hören. Ganz nahe muß der Prachtglanzstar (Lamprotornis splendidus) sein, denn seine Rufe sind laut und deutlich zu vernehmen. Anfangs ist er aber nur zu hören. Wir laufen dann auch mal zu der Plattform, die wir schon im März so produktiv am Morgen genutzt hatten. Der Blick ist hier doch deutlich offener. Ein Hit ist dann der Waldhopf (Phoeniculus castaneiceps), der sich nicht weit über uns auf und um die dicken Äste eines Urwaldriesen tummelt. Den hatte ich ja im März noch verpaßt. Jetzt ist er sehr schön zu sehen. Der endemische Kurzschwanz-Feinsänger (Apalis sharpii) ist natürlich auch nicht weit, aber erst etwas später zwischen Blättern und dünnen Ästchen zu sehen. Sie treibt sich wieder zwischen den Zweigen und Blättern sehr unscheinbar herum. Ein Azurraupenfänger (Coracina azurea) ist anfangs nur zu hören. Sehr schön sind heute auch die Borstenbartvogel (Gymnobucco peli) zu sehen. Die sind ja sonst – ebenso wie die ebenfalls (wenn auch weniger) zu beobachteten Glatzenbartvogel (Gymnobucco calvus) – nur immer hoch in einer Baumkrone zu sehen. Nun aber sind sie auf einmal aber praktisch auf Augenhöhe zu bewundern. Diese Vögel sind doch erstaunlich klein. Bei den Glatzenbartvögeln scheint es sich um einen Familienverband zu handeln. Einige Glatzenbartvogel stehen nebeneinander auf einem abgestorbenen, dünnen Bäumchen unterhalb der Hängebrücke. In der Ferne ist eine Stahlflecktaube (Turtur afer) leider nur zu hören. Zum Abschluss ist eine Rotnasen-Grüntaube (Treron calva) hoch auf einer Baumspitze zu sehen.
Es sind die kleinen und die großen Vögel, die den Kakum Nationalpark in Ghana zu einem besonderen Erlebnis machen. So läßt uns ein gelbes Knäul nach oben aufschauen. Ein kleiner gelb-schwarzer Kobold untersucht zügig und zielstrebig den dicken Seitenast direkt über uns. Einmal läuft er auf dem dicken Ast, dann wieder inspiziert er kopfunter die Unterseite. Es ist ein Preussweber (Ploceus preussi). Dies ist ein recht kleiner Webervogel, der aber mit seinen intensiven Farben punkten kann. Er untersuchte den oberen Kronenbereich bei der Nahrungssuche. Seien Beute besteht hauptsächlich aus Insekten, wie Grashüpfern (Orthoptera) Schmetterlingen (Lepidoptera) und auch aus Spinnen (Araneae).
Eine Blog über den Preussweber hat Bird-lens.com bereits geschrieben. Bei dem fotografierten Preussweber, der im englischen Preuss’s Weaver – und manchmal auch Golden-backed Weaver – genannt wird, handelt es sich um ein Männchen, das an seinem orange-braunen Kopf zu erkennen ist. Das Weibchen hat dagegen eine schwarze Stirn und eine orangebraune bzw. gelbe Krone. Mantel und Rücken sind bei beiden Geschlechtern goldgelb mit einigen schwarzen Federn in der Mitte. Die Iris ist braun oder dunkelbraunrot. Über die genauer Farbverteilung kann man sich auch in der Galerie mit Fotos des Preusswebers informieren und seine Schönheit bewundern.
Aber auch die Beobachtung des recht häufig im unteren Kronenbereichs zu beobachtenden Schmalschnabelbülbül (Andropadus gracilirostris) war eindrucksvoll. Dieser Schmalschnabelbülbül stand nämlich plötzlich auf einem flechtenbewachsenen waagrechten Ast gar nicht weit und auf Augenhöhe vor uns und hatte ein recht großes, grüne Heupferd (Orthoptera sp.) im Schnabel. Der gesamte Verzehr von der Ablage auf dem Ast über das Schnappen mit dem Schnabel und den abschließenden Verzehr konnte minutenlang beobachtet werden. Ein beeindruckendes Schauspiel hoch über dem dampfenden Tiefland-Regenwald Ghanas.
Die Fotos wurden im Kakum-Nationalpark gemacht. Dieser Park ist einer der bekanntesten Nationalparks in Ghana. Der Park liegt nördlich von Cape Coast und Elmina in der Nähe des Städtchens Abrafo und ist damit über eine teils schlechte Straße recht gut erschlossenen. Von Elmina sollte man ungefähr 1,5 Stunden Fahrzeit einkalkulieren. Fast die gesamte Parkfläche wird von tropischem Regenwald bedeckt. Eine Besonderheit des Kakum-Nationalpark ist der in Afrika einzigartige Baumkronenpfad. Dabei verlaufen Hängebrücken zwischen Urwaldriesen. Auf dem so genannten Canopy Walkway in bis zu 45 Meter Höhe können die Vogelbeobachter die Vögel in einem sonst unzugänglichen Lebensraum näher betrachten. Der Canopy Walkway besteht aus sieben Brücken aus Holz, Seilen und Metallgestellen und verläuft über eine Länge von 330 Metern.
Im Park und im angrenzenden Assin Attandanso Resource Reserve sind viele Endemiten des unteren Guinea-Regenwaldes zu sehen und es kommen sogar 9 Arten von Nashornvögeln vor. Einige Besonderheiten seien noch erwähnt. So kommt das Weißbrust-Perlhuhn (Agelastes meleagrides) zwar in geringer Zahl vor, ist aber sehr schwer zu erkennen. Der Nationalpark Kakum ist wahrscheinlich der einfachste Ort in Ghana, um den Schlangenbussard (Dryotriorchis spectabilis) zu sehen. Die großen frugivoren Nashornvögel wie der Braunwangen-Hornvogel (Bycanistes cylindricus), der Goldhelm-Hornvogel (Ceratogymna elata) und der Schwarzhelm-Hornvogel (Ceratogymna atrata) sind hier im Park im Südwesten Ghanas noch recht gut vertreten, aber im Allgemeinen sehr bedroht.
Wir haben insgesamt auf Ashanti African Tours vertraut. Dieser Tour Operator ist sehr zu empfehlen. Die kleine, lokale Agentur unternimmt große Anstrengungen, um sicherzustellen, dass ein Besuch in Ghana eine ausgezeichnete Erfahrung wird. Das Büro hatte für uns ein sehr abwechslungsreiches und interessantes Programm zusammengestellt. Mein vogelkundlicher Führer war Jackson Owusu. Er und unser Fahrer, Ben, waren in jeder Hinsicht perfekt.
Bird-lens ist vor allem eine Website, die die wachsende Nachfrage nach top Aufnahmen der Vögel der Westpaläarktis befriedigen soll. Um die insgesamt wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen seltener Vogelarten befriedigen zu können, hat Bird–Lens.com aber auch gezielt Reisen an entfernte Orte wie Afrika oder Südamerika unternommen. Dies alles um exzellente Fotos von Vögeln machen zu können. Die Ausbeute an Bildern nicht nur von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.