Still weiden nur noch wenige Bauern ihre Kühe und Pferde in der breiten Flußaue. Auf vielen, schon lange nicht mehr bewirtschafteten Flächen im heutigen Nationalpark breiten sich verstärkt Krautdickichte und Weidenbüsche aus. Der einfachste Zugang zum Nationalpark führt von Kostrzyn aus über die Landstraße 133 bis nach Slonsk, einem größeren Dorf, das einst Stadtrecht besaß. Man befindet sich praktisch direkt hinter der deutsch-polnischen Grenze, nördlich der Stadt Frankfurt an der Oder. Das Überschwemmungsgebiet der Warthe am Mündungsdelta der Oder zählt zu den bedeutendsten Feuchtgebieten Mitteleuropas und dient in manchen Jahren über 200.000 Singschwänen (Cygnus cygnus),
Saatgänsen (Anser fabalis), Bläßgänsen (Anser albifrons) und Graugänsen (Anser anser) als Rast- und Überwinterungsplatz. Nach dem Ortseingang zweigt links an einem Lebensmittelladen die Straße nach Przyborow ab. In diesem Dorf führt rechts von der asphaltierten Straße eine Pflasterstraße zu einem Plattenweg, der für Autos an einer Brücke endet. Dahinter schlängelt sich die Betonpiste über drei Kilometer entlang der Postomia bis zur Warthe. Ein anderer leicht zu findender Zugang beginnt in Przyborow rechts von der Hauptstraße, direkt gegenüber einem einfachen Ladenlokal. Der holprige Seitenweg führt hinunter zum Dammweg entlang des Kanals, auf dem oft Haubentaucher (Podiceps cristatus) zu sehen sind. Manchmal entdeckt man dort zwischen Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) auch Rothalstaucher (Podiceps grisegena) oder Graureiher (Ardea cinerea). Fast immer jagen Möwen (Larus spec.) und Kormorane (Phalacrocorax carbo) über das Wasser. Bei Sonnenaufgang liegt häufig Nebel über dem Wasser und den Wiesen. Schon von weitem sind die weißen Umrisse der Silberreiher (Ardea alba) zu sehen, die still im Nebel auf den feuchten Wiesen stehen. Es herrscht eine vollkommene Stille, die nur vom Geschrei einzelner Möwen unterbrochen wird. Im zeitigen Frühjahr wird die Stille in der einsetzenden Dämmerung von einem leisen Meckern unterbrochen. Es ist der Balzflug der Bekassine (Gallinago gallinago), der an der Warthe noch häufig zu hören und zu sehen ist.
Überschauen läßt sich die Niederung mit ihren Gewässern und Buschgruppen am besten von Aussichtstürmen oder vom hohen Damm aus, der hinter Slonsk beginnt. Dieser künstliche Schutzwall begrenzt die Überschwemmungsflächen kilometerweit und endet am Vordeichland der Warthe. Vom Damm aus führen außerdem Zugänge in die außerhalb des Nationalparks liegenden Wiesen. Zur Brutzeit ist selbst auf den Wegen große Vorsicht geboten. Manchmal steckt man bei einem Seitenschritt knietief im Schlamm. Reizvoll ist das Gebiet zu jeder Jahreszeit. Die – wie die Brandgans (Tadorna tadorna) – teils sehr farbenprächtigen Vögel, die bizarren Bäume an den Wegen und in den Auen, die Wasserpflanzen sowie die blütenreichen, im Frühjahr ganz in Gelb gekleideten Feuchtwiesen bieten eine Fülle verschiedener Motive. Im Winter drängen sich an offenen Wasserstellen Schwäne, Enten, Gänsesäger (Mergus merganser) und Bläßrallen (Fulica atra), beobachtet von kreisenden Seeadlern (Haliaeetus albicilla), die ganze Heerscharen an Gänsen in Panik versetzen können. In manchen Jahren steht das Wasser noch im Mai so hoch, daß die durchziehenden Kampfläufer (Calidris pugnax) bei der Rast kaum trockene Stellen für ihre Balzrituale finden.
Die Anreise erfolgt am besten über die alte, einst vom Bodensee bis nach Königsberg führende B 1. Nach dem Grenzübergang Kostrzyn etwa 12 Kilometer folgt man dem Bogen, den der Warthe-Deich macht geradeaus. Dies ist die Landstraße 133, die direkt bis nach Slonsk führt. Der Nationalpark beginnt gleich hinter der Stadtgrenze links vom Damm.
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