Fotografie der Doppelschnepfe am Balzplatz

DoppelschnepfeEs ist 22:21 als ich das erste Mal die klickenden Laute der Doppelschnepfe (Gallinago media) höre. Ich traue meinen Ohren nicht. Aber ein 6 Minuten später ist der Ruf schon wieder zu hören. Das ist ja deutlich früher als gestern. Vielleicht werde ich ja doch noch mit Tageslicht fündig. Dann sehe ich die Doppelschnepfe auch. Plötzlich steht sie da. Mitten auf dem Balzplatz putzt sie sich erstmal ausgiebig. Ich kann die ganze Zeit draufhalten. Die Sonne ist natürlich schon längst in einem dicken, roten Ball im Westen untergegangen. Aber die Tage sind lang in Estland, dem nördlichsten der baltischen Staaten. Tallinn liegt ungefähr auf der Höhe Stockholms. Das Licht ist also noch einigermaßen auskömmlich.

Dann fängt sie an zu balzen. Ein „Kollege“ antwortet aus dem hohen Gras. Die Vegetation direkt vor dem Tarnzelt ist zwar gemäht. Aber jenseits der offeneren Korridore geht der Bewuchs in eine dichtwüchsige Mähwiese über.

Nach dem ausführlichen Putzen, bei dem die Doppelschnepfe immer wieder über den Rücken in meine Richtung schaut und sich absichert, werden die schon mal  gespreizt und in Position gebracht. Schön sind die weißen Schwanzspitzen und der kastanienbraune Absatz des Schwanzes zu erkennen. Dann fängt sie an zu balzen. Ein „Kollege“ antwortet aus dem hohen Gras.

Leider wird das Licht innerhalb recht kurzer Zeit schlechter sodaß ich fürchte, früher als geplant, auf Blitzfotografie ausweichen zu müssen. Für die „normale“ Fotografie ist es schon fast zu dunkel. Anfangs starte ich mit 1/60 sec und muß dann auch noch runter auf 1/15 sec.. Zum Glück gibt es den Live-View-Modus. Damit kann ich das Geschehen auf dem Monitor verfolgen, was tatsächlich deutlich einfacher geht. Dann ist es einfach zu dunkel. Die Kamera tut sich jedoch mit dem Blitz und im Live-View-Modus erstaunlich leicht. In der Doppelschnepfen-Galerie ist das Ergebnis dieses wunderschönen Abends zu bewundern. Ich stelle den Blitz von „Blitzen auf den hinteren Verschlußvorhang“ um auf Manuell und stelle die Blitzleistung auf ca. 1/32 oder 1/16. Je nachdem wie mir der Blitz die Entfernung bei der jeweiligen ISO-Zahl es angibt. Irgendwann schalte ich von der Standardempfindlichkeit von ISO 400 auf ISO 1600. Mit Blitz wirken die Bilder natürlich nicht so schön. Die Augen wirken leblos.

Während die Nutzung des Blitzes für die Doppelschnepfe offensichtlich kein Problem darstellt, ist sie von der Kombination Blitz und Taschenlampe nicht so begeistert. Die Doppelschnepfe verläßt kurzzeitig die Arena. Wenig später ist sie aber wieder am Platz, als wäre nichts gewesen. Irgendwann sehe ich 2 Doppelschnepfen nah beieinander stehen. So nah und vertraut sie zu sehen sind, halte ich es nicht für ausgeschlossen, daß es sich um Männchen und Weibchen der Doppelschnepfe handelt. Praktisch bis zum Schluß – also bis ich dann mal aufhöre – kann ich das Geschehen auf dem hinteren Monitor im Live-View-Modus verfolgen. Dann ist es einfach zu dunkel. Ich höre noch eine Weile das klickende Balzgeräusch und mache mich notdürftig schlaffertig im Tarnzelt. Morgen früh – in ein paar Stunden – ist hoffentlich auch noch was zu sehen.

Es ist kurz vor 1:00 als ich wieder aufstehe. Die Schnepfe hat sich nicht wieder gezeigt. Es wird doch erstaunlich kühl. Ich ruhe noch ein wenig. So gegen 2:00 höre ich auf einmal wieder die Doppelschnepfe. Draußen ist es aber noch viel zu dunkel. Ich weiß, daß man draußen gar nichts sieht und bleibe daher liegen. Schließlich, so gegen 2:30, setze ich mich wieder richtig hin, rolle die Matratze zusammen und positioniere mich. Leider versuche ich vergebens die Konturen der Doppelschnepfe wahrzunehmen. Sie muß wohl kurz zuvor weggeflogen sein. Es ist nun erst 3:11. Sie ist plötzlich weg und ward nicht wieder gesehen. Ich warte noch fast 1 Stunde. Es ist nun 4:15. Um mich herum, sind zwar immer noch jede Menge Wachtelkönige (Crex crex), auch Wiesenralle zu hören. Auch die Sprosser (Luscinia luscinia) sind weiterhin aktiv. Kurz ist sogar mal eine Wachtel (Coturnix coturnix) zu hören. Von den Doppelschnepfen fehlt aber jede Spur.

Ziel einer Reise nach Estland war es in erster Linie, die Doppelschnepfe in ihrem angestammten Lebensraum zu fotografieren. Nach einer schon länger laufenden Kontaktaufnahme konnte das Projekt „Fotografie der Doppelschnepfen-Balz“ in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Estonian University of Life Sciences in Angriff genommen werden. Als organisatorische Hilfe konnte ich auf Estonian Nature Tours (Kumari Reisid OÜ) zurück greifen, deren Motto „Estonian nature can offer a lot. So do our local guides.” Voll und ganz zutraf. Die Firma verfügt über beste Kontakte zu lokalen Wissenschaftlern und Birdwatchern, die ihre Kenntnisse lokaler Vögel gerne als Guide mit anderen Vogelinteressierten teilen. Der Tourkalender kann auch online eingesehen werden.

Die Doppelschnepfe kam bis in das 19. Jahrhundert in den Niederlanden, Deutschland, Dänemark, Finnland und den Niederungen von Schweden und Norwegen manchmal in bemerkenswerter Häufigkeit vor.

Während in den westlichen Teilen Mitteleuropas der Verlust und der Verfall wichtiger Auen- und Moorlebensräume die Zahl der großen Schnepfen drastisch sinken ließen, sind weite Flusstäler mit ausgedehnten Graswiesen als Brut- und Balzhabitate in dem dünn besiedelten Estland noch vorhanden.

Wie andere Arten von Schnepfen, ist die Doppelschnepfe eine gut getarnte Limikole. Der Vogel hat ein braun-gemustertes Gefieder mit einer ausgedehnten dunklen Streifung auf der ansonsten weißlichen Unterseite. Die Federn an der Vorderkante des Flügels haben kräftige, weiße Spitzen, und die Ecken des Schwanzes sind ebenfalls weiß.

Bird-lens.com ist vor allem eine Website, die die wachsende Nachfrage nach top Aufnahmen der Vögel der Westpaläarktis befriedigen soll. Um die insgesamt wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen seltener Vogelarten befriedigen zu können, hat Bird–Lens.com aber auch gezielt Reisen an entfernte Orte wie Alaska oder Südamerika unternommen. Dies alles um exzellente Fotos von Vögeln machen zu können. Die Ausbeute an Bildern nicht nur von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.

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