Es gab jetzt ein paar Nachfragen zu Happy Island, dem Hotspot für die Zugvogelbeobachtung an Chinas Süd-Ostküste. Dies nicht zuletzt auf dem Hintergrund des Blogs zu dem schönen Morgen an einem Spätherbsttag auf Happy Island bei dem ein männliches Rubinkehlchen (Calliope calliope) im Morgenlicht auf einem Dornstrauch fotografiert werden konnte. Wie bin ich auf Happy Island gekommen?
Über das Internet hatte ich damals den wohl besten Bird Guide für China, Jesper Hornskov, gefunden. Jesper sagt selber, daß die meisten Vogelbeobachter und Reiseunternehmen diese legendäre Insel vor der Küste der Provinz Hebei im Mai besuchen. Das ist die Zeit, wenn die Vögel singen und im Brutkleid sind. Die Zeit Oktober/ November ist aber auf jeden Fall eine ausgezeichnete Zeit, die Gegend zu besuchen. Jesper meinte, daß man auf Happy Island auch ohne einen Führer tadellos gut zu Recht kommen kann. Jesper hatte damals folgenden Reiseweg vorgeschlagen:
Tag 1: Ankunft am Beijing Flughafen. Der Guide soll dann in der Ankunfthalle auf mich warten und ein Schild mit meinem Namen halten. Ihm soll ich folgen und erst mal etwas chinesische Währung wechseln. Es sei wichtig, daß ich am Flughafen etwas erhalte, bevor ich auf die Insel gehe. Auf der Insel gäbe es nämlich außer Vögeln praktisch nichts. Wie ich später bei einer eigenorganisierten Gruppe von Engländern sehe, haben die sich auf der Hinfahrt in Beidaihe noch im Supermarkt eingedeckt. Sogar mit Gummibärchen. Die Überfahrt zur Inselfähre ist ca. 4 – 4.5 Stunden vom Beidaihe entfernt. Auf sehr sanierungsbedürftiger Landstraße ging es gen Osten. China ist schnelllebig. Vielleicht gibt es inzwischen sogar eine Autobahn. An der Fähre werde ich von einem anderen Guide angesprochen werden, der mich beim Übersetzen unterstützt. Die Überfahrt selber dauert nur gut 20 Minuten.
Das all-inclusive-Paket schließt drei Mahlzeiten am Tag mit einem Bier bzw. Softgetränk mit dem Mittagessen und Abendessen ein. Mahlzeiten sind um 09:30, 13:30 u. 19:30. Das späte Frühstück erlaubt zuerst, birdwatching zu gehen. Man sollte am besten in den frühen Morgenstunden mit einen Snack aus dem Proviant losziehen.
Der Sammelpreis für das all-inclusive-Paket umfaßt Autotransport von und zurück Beijing Flughafen, alle Mahlzeiten auf der Insel, Fährtransport nach/ von der Happy Island sollte insgesamt 547,- €- zahlbar in sein Bankkonto in Dänemark betragen.
Jesper merkte damals an, daß alle zusätzlichen Tage auf der Insel mit 27,- € pro Tag verhältnismässig preiswert sind. Den Löwenanteil machten damals in 2007 die Kosten des Transports von und nach Beijing aus. Er würde einen längeren Aufenthalt empfehlen, da die Insel eine der besten und bequemsten Plätze in Asien sei, um den Vogelzug zu erleben. Wichtig seien wetterbezogene Einflüge zu nutzen. Mehr Tage seien einfach besser, um mehr (qualitativ und quantitativ) zu sehen. Ich hatte mich damals schnell entschieden und dann noch Tag 2-11 auf Happy Island gebucht. Das sind dann 11 Nächte. Mit 787,- € war das immer noch überschaubar von den Kosten her. Die Resultate waren sensationell. Als Beispiele nenne ich nur die tollen Kranicharten Weißnackenkranich (Grus vipio) und Mandschurenkranich (Grus japonensis). Die Möwen waren prominent mit Tundramöwe (Larus heuglini), Vegamöwe (Larus vegae), Saundersmöwe (Larus saundersi) und Reliktmöwe (Larus relictus) vertreten. Ansonsten gab es auch eine Menge Vogelarten, die das WP-Herz begehrt: Bartlaubsänger (Phylloscopus schwarzi), Erddrossel (Zoothera dauma), Amurdrossel (Turdus hortulorum), Bechsteindrossel (Turdus ruficollis), Naumanndrossel (Turdus naumanni), Braunschnäpper (Muscicapa dauurica), Blauschnäpper (Cyanoptila cyanomelana), Schwirrnachtigall (Luscinia sibilans), Rubinkehlchen (Luscinia calliope), Blauschwanz (Tarsiger cyanurus), Waldpieper (Anthus hodgsoni), Pazifischer Goldregenpfeifer (Pluvialis fulva), Fleckenbuschsänger (Bradypterus thoracicus) und Schwarzschnabelstorch (Ciconia boyciana). Besonders gut waren die Ammern mit Fichtenammer (Emberiza leucocephalos), Tristramammer (Emberiza tristrami), Bandammer (Emberiza fucata), Gelbbrauenammer (Emberiza chrysophrys), Gelbkehlammer (Emberiza elegans), Maskenammer (Emberiza spodocephala), Grauschulterammer (Emberiza pallasi) und Mandschurenammer (Emberiza yessoensis) vertreten.
In der Zwischenzeit hat sie sich viel verändert. Zum einen ist Happy Island keine Insel mehr. Ein neuer Damm verbindet nun diese Vogelbeobachtungsmekka mit dem Festland. Zweitens hat die “Insel”, in Größe gewonnen, da man massiv in Landgewinnungsmaßnahmen investiert hat. Drittens sind die Unterkunft viel besser geworden. Die alten verfallenen Hütten sind abgerissen worden. Die wohl direkt im Jahr nachdem ich da war. Nun gibt es ausgezeichnete, komfortable Chalets mit Klimaanlage, WLAN und heißem Wasser an 24 Stunden pro Tag. Diese Änderungen klingen für den „Alt“-Besucher ein wenig wie eine Katastrophe. Jesper meint aber, daß die meisten der guten Lebensräume, einschließlich des Wäldchens rund um den Tempel erhalten blieb. Es sind Facilities dazu gekommen. U.a. wohl eine Holzsteg in der Nähe des Tempelwäldchens.
Wer Happy Island nicht erreichen kann oder will, soll auf jeden Fall die auf der Landseite gelegenen sogenannten „Magic Wood“ aufsuchen. So waren hier in gut 2,5 Stunden Dunkellaubsänger (Phylloscopus fuscatus), Bartlaubsänger (Phylloscopus schwarzi), Goldhähnchen-Laubsänger (Phylloscopus proregulus), Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus) und Tienshan-Laubsänger (Phylloscopus humei). Außerdem sind Orientturteltauben, Braunschnäpper, Schwirrnachtigall und ein junges Männchen der Maskenammer zu sehen. Auch ein Ussurilaubsänger wäre hier z.B. möglich. Alles Top-Birds auch für die WP-Liste. Eher in der Nähe von Beidahe gelegen, sind die sogenannten Lotus Hills, ein hügeliger Park auf jeden Fall einen Besuch wert. Der Park heißt übrigens Lianfeng Mountains Park. Schon recht touristisch, aber vor allem ein Angebot an die lokale Bevölkerung sich mal beim Sport auszutoben. Ein toller Park, direkt auf den ersten Metern kreisen schon die ersten Blauelstern (Urocissa erythrorhyncha) herum. Neben Goldhähnchen-Laubsänger und dem Grauspecht sind z.B. auch die Eichelhäher, der Subspezies sinensis, und die Gelbkehlammer sehenswert. Jesper hatte mir erzählt, daß er hier auch schon sehr schön den Vogelzug von den Aussichtspunkten beobachtet hatte.
Auch die Wattflächen bei Beidahe sind sehr ergiebig und ein echtes Muss für jeden WP-Birder. Neben bekannten Arten wie Rostgänsen, Mittelsäger und Haubentaucher sollte man vor allem die Limikolen absuche ab in der Hoffnung, diese mit Fotos zu Hause doch noch näher bestimmen zu können. Häufig sind Kiebitzregenpfeifer und Seeregenpfeifer. Neben dem Alpenstrandläufer (Calidris alpestris)ist z.B. der Spitzschwanz-Strandläufer (Calidris acuminata) ein häufiger Rastvogel.
Dies in Kürze in der Hoffnung, ein paar Tipps gegeben zu haben. Ein Blog zu einer der ziehenden Vogelarten, dem Rubinkehlchen gibt es auch. Wenn bird-lens.com weiter helfen kann, bitte einfach melden. Eine schöne Auswahl an Vogelbilder dieser China-Reise ist in der Galerie zu sehen. In einer anderen Galerie finden Sie auch Eindruck der Landschaft dieser schönen kleinen Insel an Chinas Südostküste.
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