Wenn die Sonne über den Tiefebenen Ostbrasiliens aufgeht und den Guaporé-Fluss in goldene Farbtöne taucht, erhasche ich einen Blick auf Vögel mit schlanken Beinen, die anmutig im seichten Wasser waten. Zuerst denke ich an einen Großen Gelbschenkel (Tringa melanoleuca). Und einer der Vögel ist ein Großer Gelbschenkel. Aber unter den anderen Watvögeln erkenne ich einen Bindenstrandläufer (Calidris himantopus), einen faszinierenden Zugvogel, der die Feuchtgebiete nahe der Grenze zwischen Bolivien und Brasilien zu seinem Winterquartier macht. Das zeigt mal wieder die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit von Zugvögeln.
Der Bindenstrandläufer ist ein mittelgroßer Watvogel, der für seine langen, dünnen Beine und seinen leicht nach unten gebogenen Schnabel bekannt ist. Mit einer Länge von etwa 19–22 cm und einer Flügelspannweite von 38–45 cm ist diese Art gut für ihre Fressgewohnheiten in weichem, schlammigem Gelände angepaßt. Sein Wintergefieder mit blassen Grautönen, einem sauberen weißen Unterbauch und hell-gelben Beinen ist eher nichtssagend, sodaß die Art schnell mit einer der beiden Gelbschenkel-Arten verwechselt und dann übersehen wird.
Diese Vögel brüten in der arktischen Tundra Nordamerikas und unternehmen im Winter eine lange Reise nach Südamerika. Die Feuchtgebiete des Guaporé-Flusses, die durch überflutete Graslandschaften und flache Tümpel gekennzeichnet sind, bieten diesen Zugvögeln einen reichen Nahrungsgrund, in dem es von Wirbellosen wie Mückenlarven und kleinen Krebstieren nur so wimmelt.
Die Frage ist jedoch, warum sie besonders gerne die Guaporé-Feuchtgebiete nutzen. Das Einzugsgebiet des Guaporé-Flusses liegt im Amazonas-Biom, beherbergt jedoch ausgedehnte Gebiete mit saisonal überfluteten Graslandschaften. Während der Trockenzeit legen die zurückweichenden Wasser nährstoffreiche Wattflächen frei, die ideal für Watvögel sind. Der Bindenstrandläufer sucht in diesen Lebensräumen häufig nach Nahrung, indem er den Schlamm mit seinem empfindlichen Schnabel durchsucht, eine Technik, die seine Nahrungsaufnahme maximiert, die für das Überleben und die Rückwanderung unerlässlich ist.
Diese Feuchtgebiete bieten auch Sicherheit in der Masse. Bindenstrandläufer mischen sich häufig mit anderen Arten wie dem Graubruststrandläufer (Calidris melanotos), dem Großen Gelbschenkel und dem Kleinen Gelbschenkel (Tringa flavipes) und bilden so gemischte Schwärme, die das Risiko für einzelne Arten verringern. Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit sind Bindenstrandläufer vielerlei Bedrohungen ausgesetzt. Lebensraumverlust durch landwirtschaftliche Expansion und Wasserverschmutzung sind die Hauptgründe. Die Guaporé-Feuchtgebiete sind zwar abgelegen, aber nicht immun gegen diese Belastungen. Naturschutzbemühungen, die sich auf den Schutz von Wanderkorridoren und die Erhaltung von Feuchtgebieten konzentrieren, sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Arten wie der Bindenstrandläufer ihre saisonalen Wanderungen auch in Zukunft fortsetzen können.
Für westpaläarktische Vogelbeobachter ist es weitaus schwieriger, einen Bindenstrandläufer auf die Liste zu setzen. Ein Exemplar blieb einige Tage in Low Newton-by-the-Sea (Northumberland) auf der Sandbank zwischen dem Dorf und Newton Pool. Das letzte Beobachtung eines Bindenstrandläufers, die für Deutschland feststellen konnte, stammte vom Strandsee Hohenfelde in Schleswig-Holstein und fand im Juli 2008 statt.
Für Vogelliebhaber ist die Beobachtung des Bindenstrandläufers am Fluss Guaporé eine Erinnerung an die Vernetzung der Ökosysteme. Die anmutigen Watvögel symbolisieren Widerstandskraft und das Wunder der Migration, da sie Tausende von Kilometern zurücklegen, um diese Feuchtgebiete zu ihrer Heimat zu machen, wenn auch nur für eine Saison.
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