Wer in diesen Tagen durch den Wildpark Potsdam spaziert, dem mag ein ungewöhnlicher Gesang auffallen: klar, ausdauernd, aus ziemlich großer Höhe – gerne von den oberen Ästen einer kahlen Buche. Der Sänger? Kein gewöhnlicher Waldvogel, sondern ein seltener Gast: der Halsbandschnäpper.
Der Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) gilt in Deutschland als seltener Brutvogel mit einem Verbreitungsschwerpunkt in Südosteuropa und dem äußersten Osten Mitteleuropas. Das Männchen ist durch seinen weißen Halsring, das schwarze Gefieder und die weiße Flügelfleckung leicht von verwandten Arten zu unterscheiden. Besonders auffällig ist sein ausdauernder, variantenreicher Gesang, den er bevorzugt aus der oberen Kronenschicht von Laubbäumen vorträgt.
Ursprünglich brütet der Halsbandschnäpper in wärmebegünstigten Laubwäldern mit hohem Altbaumbestand, vor allem in Buchen- und Eichenwäldern. Er bevorzugt strukturreiche Lebensräume mit ausreichend Höhlenangebot zur Brut. Typische Brutgebiete finden sich unter anderem in Ungarn, Tschechien und dem Südosten Österreichs. Noch im 20. Jahrhundert lag die nördliche Verbreitungsgrenze weit entfernt von Brandenburg.
In den letzten Jahrzehnten lässt sich jedoch eine Ausbreitung des Halsbandschnäppers nach Nordwesten beobachten. Gründe hierfür könnten klimatische Veränderungen sowie gezielte Schutzmaßnahmen für höhlenbrütende Arten sein. Einzelne Nachweise in Brandenburg gibt es seit den 1990er Jahren, doch das aktuelle Auftreten im Wildpark Potsdam stellt eine kleine ornithologische Sensation dar. Es ist unklar, ob es sich um ein durchziehendes Männchen handelt oder ob sich hier eine neue, nördliche Brutpopulation etabliert.
Der Gesang des Halsbandschnäppers – ausdauernd, melodiös und von weit oben – dient der Reviermarkierung und der Anlockung eines Weibchens. Dass er in Potsdam ausgerechnet eine kahle Buche als Singwarte wählt, entspricht seinem typischen Verhalten. Solche Bäume bieten freie Sicht und gute Akustik, wichtige Faktoren bei der Partnersuche.
Das Auftreten des Halsbandschnäppers im Wildpark Potsdam wirft spannende Fragen auf: Ist dies ein Vorbote weiterer Arealerweiterung? Oder ein isolierter Einzelfund? Für Vogelliebhaber und Ornithologen ist jedenfalls klar: Wer den Wildpark besucht, sollte die Ohren offen halten. Die Chance, diesen seltenen Sänger live zu hören, ist derzeit so hoch wie selten zuvor.
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