Der Morne Seychellois (oder Morne Seychelles) Nationalpark begleitet uns schon eine Weile entlang der kurvenreichen Straße, die von Ost nach West mitten über die Insel führt.
Wir nahmen die Sans Soucci-Road hoch nach Mission. Wie versprochen, sind die endemischen Dickschnabelbülbül (Hypsipetes crassirostris), hier an dem phantastischen Viewpoint und auch schon am Parkplatz sehr zutraulich und lassen sich gut fotografieren. Der Blick von dem überdachten Aussichtspunkt ist toll und wir können sogar unser Hotel erkennen.
Jetzt wird es richtig abenteuerlich. Wir suchen die Seychelleneule (Otus insularis). Dazu steuern wir einen Wanderweg an, der am Morne Blanc entlang führt. Genau, hier ist der Casse Dent-Trail. In einer Kurve, die von einem Bach unterquert wird, halte ich. Hier müßte der Einstieg sein. Meine Frau mustert mich mit kritischem Blick. Ich halte ihrer Prüfung stand und versuche, keinerlei Anzeichen von Unbehagen zu zeigen. Ein winziges Schild. Der Wanderweg ist also ausgeschildert. Das Bächlein verläuft parallel zum Pfad und verschwindet anschließend – auf der anderen Straßenseite – in einem tiefen, dunklen Tal. Mit dem GPS lokalisiere ich unseren Standort. Die Höhe messe ich mit gut 400m NN ein und damit exakt auf der Höhe ab der die Eule vorkommen soll. Ich packe alles ein, Taschenlampe, Laser etc., was wir brauchen könnten. Zuerst geht es im Schatten des dichten Bergregenwalds an den Hängen des Morne Seychellois einen schmalen Pfad hinauf. Eine Granitwand von einigen hundert Metern erhebt sich wenig später schroff aus dem Wald. Der Wanderweg geht teils steil bergauf, teilweise ist es matschig. Nicht sehr schwierig und auch leidlich gut in Schuß – incl. befestigter Stufen. Plötzlich hören wir Gepolter in den Bäumen. Es sind große, blaue Tauben. Die Warzenfruchttaube (Alectroenas pulcherrima) ist einer der selteneren Vögel der Seychellen. Neben dem Morne Seychelles Nationalpark kann man sie im Vallee de Mai auf Praslin sowie auf Fregate beobachten. Wir setzen gemeinsam den Weg fort.
An einer schönen Stelle, wo wohl auch wissenschaftlich – erkennbar an Alu-Streifen – gearbeitet wird, scheuchen wir eine schöne, braune Schlange auf. Sie ist nicht groß und schlängelt sich ohne Eile in´s Unterholz. Meine Frau ist alles andere als begeistert von der Schlange, die ja eigentlich hier gar nicht vorkommen sollte. Schließlich kommen wir an eine offene Stelle; der Wanderweg verschwindet entlang eines Felsüberhangs. Der schmale Trail und die Aussicht auf die hereinbrechende Nacht können einem schon ein mulmiges Gefühl vermitteln. Die Rufe der Seychelleneule spiele ich mit einsetzender Nacht ab. Vorher hat es keinen Sinn. Allerdings: Keine Reaktion hier oben am Paß. Wir warten eine Weile und lassen die Rufe noch einmal abspielen. Schließlich brechen wir hier oben ab und laufen den steilen Weg wieder im Dunkeln herunter. Ich spiele noch mal die als “distinctive and far-carrying” beschriebenen Rufe ab. Ok, es ist das schwierigster aller endemischen Vögel auf Mahe – aber daß sie sich gar nicht zeigt. Ich bin doch ein wenig enttäuscht. Unten am Parkplatz gehe ich noch mal die Straße entlang. Das Tal dampft. Hier unten – nicht mehr so dem Wind exponiert – ist es doch deutlich wärmer und durch das Wasser des Bachs wohl auch feuchter. Hier sehe ich die ersten Glühwürmchen auf den Seychellen.
Der Morne Seychellois Nationalpark beherbergt eine faszinierende Pflanzenwelt, die durch die Abgeschiedenheit der Seychellen weltweit einzigartig ist. Sie reicht von idyllischen Mangrovenwäldern in den Küstenregionen bis zu dichtem Bergregenwald an den Hängen des Morne Seychellois.
Im dichten Dschungel des Morne Seychellois Nationalparks sind neben Relikten der urtümlichen Wälder auch nicht-einheimische Pflanzen zu finden. So gedeihen hier zum Beispiel immer noch bis zu 12m hohe Zimtbäume, die ursprünglich aus Sri Lanka stammen. Diese sind stumme Zeugen der Zeit vor etwa 50 Jahren, als im Morne Seychellois Nationalpark noch reiche Vanille- und Zimtplantagen bewirtschaftet wurden. Die Landwirtschaft ist heute allerdings bis auf einige staatliche Tee- und Kaffeefelder verschwunden.
Neben der paradiesischen Küste von Mahé sollte man unbedingt auch die Berge des Hinterlandes erkunden. Hauptattraktion des Morne Seychellois-Nationalparks ist sein majestätischer Namensgeber. Der 900m hohe Morne Seychellois thront im Zentrum des Nationalparks. Seine Flanken sind über und über mit tropischem Regenwald bedeckt und stellen ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger dar. Der zweite Gipfel des gebirgigen Nationalparks ist der Morne Blanc.
Nach mehrstündigen Flügen mit Zwischenstopp in Addis Abeba waren wir auf Mahe gelandet. Mahe ist die Hauptinsel der Seychellen. Angeblich umfasst das Staatsgebiet der Seychellen gut 100 mehr oder weniger große Inseln, die zusammen eine Fläche von 443 km² bilden. Wie hingestreut liegen die Inseln im westlichen Indischen Ozean, verteilt auf einer Meeresfläche von über 400.000 km’. Das Klima auf den Seychellen ist mit einer Durchschnittstemperatur von 27 Grad Celsius tropisch. Das Wetter wird hier durch den Monsun beeinflußt, mit einer heißen und feuchten Jahreszeit von November bis März. Die „kühlere”, trockene Jahreszeit dauert von Mai bis Oktober. Wir sind nun – Ende Oktober – genau in der Übergangsphase da und hoffen nicht zu sehr in die Regenzeit zu geraten.
Das gut markierte Wegenetz durch den dichten Urwald des Morne Seychellois Nationalparks erreicht eine Gesamtlänge von 15km. Dabei ist dennoch zu beachten, dass das Laufen im sehr bergigen Inneren der Insel bei tropischen Temperaturen und sehr hoher Luftfeuchtigkeit mit Anstrengung verbunden ist. Ausreichende Trinkvorräte sind also ein Muss! Auch sollte man möglichst früh losgehen, um einerseits die Mittagshitze zu umgehen und zum anderen rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu sein.
Das Schönste dabei ist vielleicht: Man ist in den Wäldern ganz ungestört, begegnet oftmals keiner Menschenseele, weder Einheimischen noch Touristen. Aus diesem Grund kann man hervorragend die dortigen Vögel beobachten.
Während die größeren Inseln wie Mahé oder Praslin für ihre endemischen (und seltenen) Landvögel berühmt sind, sind die kleineren Inseln berühmt für riesige Seevogelkolonien, in denen mehrere tausend Vögel in dicht gepackten Kolonien auf Felsen, Sandstränden und Bäumen brüten. Die Seychellen bieten wirklich für jeden Geschmack eines Naturfreundes etwas. Die Galerie der Vögel der Seychellen legt dafür Bekenntnis ab. Ein Muß ist Bird Island, das vor allem durch seine Brutkolonie der Rußseeschwalbe (Sterna fuscata) und die Brutvorkommen der feengleichen Feenseeschwalbe (Gygis alba) bekannt ist.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis zu bewältigen ist Bird-lens.com bestrebt, das Spektrum der Bilder von Vögeln nicht nur der Westpaläarktis weiter auszubauen. Trips zu abgelegenen Orten, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Dieses schöne Bild ist nur ein erster Eindruck, was Sie in der Galerie in der “Pictures Shop” sehr bald finden können. Geben Sie bird-lens.com einfach eine Nachricht, wenn ich mit einem Bild dienen kann.