Das Rebhuhn (Perdix perdix), einst ein Charaktervogel der offenen Agrarlandschaften hat sich dieser Hühnervogel inzwischen fast unsichtbar gemacht. Am 4.September 1994 konnte ich die Jungvögel, die aufmerksam in einer Bodenkuhle in der Nähe der Kiesteiche bei Prettin an Mittelelbe in Deckung blieben, sehr schön mit ihren Eltern fotografieren. Die Situation hat sich aber inzwischen grundlegend verändert. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Bestände fast überall in Europa stark zurückgegangen. Ursprünglich war das Rebhuhn in den Steppen und Waldsteppen Russlands und Kasachstans beheimatet. Erst mit den großflächigen Rodungen im Mittelalter wanderten Rebhühner nach Mitteleuropa ein. Sie waren als Kulturfolger über viele Jahrhunderte häufig. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Bestände aber fast überall in Europa stark zurückgegangen. Auch wenn sich die Dynamik dieser Entwicklung in den letzten Jahren vielerorts verlangsamt zu haben scheint, gibt es inzwischen viele Gebiete in Deutschland, die gar keine Populationen mehr aufweisen. In Luxemburg und der Schweiz ist das Rebhuhn praktisch ausgestorben. Für die 80iger und 90iger Jahre des vorherigen Jahrhunderts wurden von Beständen zwischen 80.000 und 120.000 Brutpaaren angegeben. Heute – gut 20 – 30 Jahre später dürften davon nicht mal mehr die Hälfte übrig geblieben sein. In Deutschland ist das Rebhuhn damit auf einen Rest von vermutlich nicht mehr als 50.000 Brutpaaren geschrumpft. Das Rebhuhn hat vor allem im westeuropäischen Raum seit Anfang der 70er Jahre drastische Bestandseinbußen erlitten. Hauptursache für den Bestandsrückgang ist die stetige Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft. Aktuelle Standardwerke zur Verbreitung und Gefährdung europäischer Brutvögel der offenen (Feld-)Landschaft nennen als Hauptursache allgemein Lebensraumveränderungen durch die Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft. Darunter wird u.a. der Verlust von Strukturen wie Hecken, Feldgehölzen und Feldrainen, der gestiegene Pestizideinsatz (der vor allem die Überlebensrate der in den ersten Lebenswochen ausschließlich auf tierische Nahrung angewiesenen Rebhuhnküken trifft), die Zunahme der Stickstoffdüngung (was über den erheblichen Stickstoffeintrag aus der Luft zu einer allgemeinen Nährstoffanreicherung der Landschaft und zum Verschwinden nährstoffarmer Lebensräume mitsamt den zughörigen Tierarten führt), die rationellere Bewirtschaftung mit hoher Bearbeitungsgeschwindigkeiten. Insgesamt gilt die moderne Landwirtschaft als Hauptgrund für die Gefährdung und damit den Bestandrückgang nicht nur des Rebhuhn sondern auch für andere Pflanzen- und Tierarten.
Es fällt auf, daß insbesondere die Reproduktionsleistung beim Rebhuhn abgenommen hat. Forschungen messen der Sterblichkeit außerhalb der Brutperiode keine zentrale Bedeutung bei.
Um die Diabestände der 90iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nicht zu verlieren, scanne ich momentan nach und nach die Dias ein, um sie wenigstens digital zu erhalten. Dabei ist mir das Bild des Blogs in die Hände gefallen. Mir ist aufgefallen, wie relativ zahlreich Bilder des Rebhuhns in den Diabeständen sind. Das zeigt, wie auch anhand einer rein quantitativer Betrachtung bei einer genügend großer Anzahl an (Bild-)Objekten ein wissenschaftlich ermittelter Trend für den Laien verständlich erfahrbar umgesetzt werden kann.
Damals hatte ich nicht nur regelmäßig Rundfahrten durch das Ochsenmoor am Südrand des Dümmer unternommen, sondern auch die Magdeburger Börde und das Elbtal unterhalb von Dresden intensiv besucht. Immer wieder entdeckte ich gerade im Herbst Ketten von Rebhühnern. Die Rebhühner hielten sich bevorzugt in einer abwechslungsreichen Agrarlandschaft, die auch damals schon zumindest im Osten stark industrialisiert war, auf.
Gute Bilder von Rebhühnern zu schießen, ist vor allem eine Frage der guten Gelegenheit. Eine solche ausfindig zu machen, ist keine ganz leichte Aufgabe. Wenn ich damals aber eine gute Stelle ausfindig gemacht hatte, mußte man bei guten Fotos von Rebhühnern auf einen “richtigen” Winter mit einer mehrwöchigen Schneeperiode setzen. Die sonst bestens getarnten Rebhühner sind dann nicht bloß eher zu erkennen, sondern auch fotografisch reizvoller abzulichten. Außerdem konzentrieren sie sich zur Nahrungssuche auf die wenigen Stellen, die schnee- und eisfrei bleiben. Gar nicht selten waren sie in der Nähe menschlicher Siedlungen oder landwirtschaftlicher Anlagen zu finden. Gerade Silageabfälle hatten eine geradezu magische Wirkung auf die Rebhühner. In ihrer Gesellschaft befanden sich meist auch Goldammern (Emberiza citrinella) und Feldsperlinge (Passer montanus).
Ende Februar nimmt dann der Zusammenhalt in der Rebhuhnkette immer stärker ab und die Paarbildung in Vorbereitung auf die Brut zu.