Seit mindestens Samstag, den 26. April 2013, hält sich inmitten des NSG Mittlere Horloffaue, auf der Kuhweide bei Hungen ein adulter Weißschwanzkiebitz (Vanellus leucurus) auf.
Auch am folgenden Sonntag hielt sich diese Ausnahmeerscheinung zwischen anderen Limikolen und Enten in den Gräben und vor allem zwischen den Seggen entlang der Gräben auf. Sie konnte heute kurz um die Mittagszeit, dann gegen 18:00 etwas ausführlicher mitten auf der kurzrasigen Weide laufend und im Flug gesehen werden. Die meiste Zeit des Tages hielt sich der Vogel versteckt in Gräben und hinter Seggen und Binsen. Nur kurz kam er aus der Deckung. Nicht selten flog er dann eine kurze Strecke.
Nachdem gestern schon einige Birder vor Ort waren, konnte ich diesen Kiebitz heute erst im dritten Anlauf sehr gut sichten und recht gut fotografieren. Eine Auswahl der Bilder vom Weißschwanzkiebitz auf der Kuhweide in Mittelhessen kann man in der Galerie sehen.
Das nächste geschlossene Verbreitungsgebiet des Weißschwanzkiebitzes beginnt wohl erst vom Süden des Wolgadelta ostwärts. Außerdem ist der Vogel im Iran, im Irak und weiter nach Osten bis nach Pakistan und Indien verbreitet. Persönlich konnte ich Zugvögel bereits im März in den Vereinigten Arabischen Emiraten in den bewässerten Feldern in der Nähe der Stadt Dubai beobachten und fotografieren. In Mittel- und Westeuropa sowie dem Mittelmeergebiet ist diese Art aber immer noch ein seltener Gast.
In seinem Standardwerk „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, Band 6 „Charadriiformes (1.Teil)“ stellt Urs N. Glutz von Blotzheim nur 2 bestätigte Beobachtungen aus Mitteleuropa, nämlich aus Österreich, fest. Eine Beobachtung datiert aus dem Jahr 1968 vom Vorarlberger Rheindelta und eine Beobachtung aus dem Jahr 1975 vom Ostufer des Neusiedler Sees. In letzter Zeit scheinen sich die Beobachtungen zu häufen. So wurde im Juni 2009 ein Exemplar einige Tage in Niederwalgern bei Marburg gesichtet. Dieser Vogel war allerdings auch erst der zweite Nachweis für den Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der Erstnachweis gelang im Juni 2000, als sich ein Individuum über mehrere Wochen in Niederweimar, Niederwald und an der Radenhäuser Lache aufhielt.
Falls Sie sich ebenfalls für diesen schönen und seltenen Kiebitz interessieren, sollten Sie nicht zögern, dorthin zu fahren. Die aktuelle Stelle ist leicht zu finden und von dem asphaltierten Verbindungsfeldweg zwischen Utphe und Unter-Widdersheim sehr gut einsehbar. Die Anfahrt nach Utphe erfolgt am besten über die A 45 und dann die Ausfahrt Wölfersheim. Bitte auf dem Parkplatz der nahegelegenen Kläranlage und nicht auf dem Verbindungsweg parken.
Das Naturschutzgebiet, in dem sich der Weißschwanzkiebitz (Vanellus leucurus) aufhält, heißt NSG Mittlere Horloffaue und befindet sich in einem weiten Tal, was von dem Bach Horloff durchströmt wird. Das Naturschutzgebiet ist eines der wichtigsten hessischen Rast- und Brutgebiete für Vogelarten, die an das Element Wasser gebunden sind. Als europäisches NATURA 2000-Gebiet hat die „Mittlere Horloffaue“ auch international eine Bedeutung. Das Naturschutzgebiet gehört zum Kern des EU-Vogelschutzgebiets „Wetterau“ und ist als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet ausgewiesen. Das Reservat umfasst offene Wasserflächen meist mit flachen Wasserständen, Schilf, sumpfige Randbereiche und offene schlammige Flächen vor allem an den Randbereichen zu offenen Wasser. Rinder auf der Weide halten die Flächen offen. Das Gebiet ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel wie unter anderem dem Kranich (Grus grus) und ist auch ein Brutgebiet von nationaler Bedeutung. Im Osten / Südosten des Gebiets befindet sich die „Kuhweide“, die durch Feuchtwiesen, Schilfflächen und niedrige Sträucher gekennzeichnet ist. Die Gegend ist besonders interessant während der Zugzeiten für Watvögel.
Trotz seiner Bedeutung in der intensiv landwirtschaftlich geprägten und weitgehend entwässerten Talsenke der Wetterau sind Konflikte mit den Vertretern der landwirtschaftlichen und wasserwirtschaftlichen Ämter immer noch an der Tagesordnung. Ohne ehrenamtliches Engagement könnte die Mittlere Horloffaue nicht die Rolle eines Rastplatzes für viele Vogelarten spielen – dann wäre es hier auch nicht möglich, mal einen Weißschwanzkiebitz zu sehen.
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Hallo,
ein schöne Beschreibung der Beobachtung am Viehtriebweg in Utphe. Mir vermittelt der Text stimmungsvoll die Beobachtung und liefert einige Informationen.
Schade nur das im Bericht einige Fehler enthalten sind, die für den Ortskundigen den Wert des Berichtes minimieren. Ich möchte es an drei Beispielen erläutern:
– die Kuhweide liegt ausschließlich im Bereich der Stadt Nidda. Der Weißschwanzkiebitz hält sich jedoch in den Wiesen südlich des Viehtriebweges auf der Fläche der Stadt Hungen auf.
– weiterhin handelt es sich bei der Horloff ganz offiziell um einen Fluß und nicht um einen Bach, wie im Text steht. Schaue dazu z. B. bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Horloff) nach.
– dieser Nachweis stellt die zweite Beobachtungen für dieses NSG dar.
Viele Grüße