Regenpfeifer an den Amun Tot Fish Ponds in Assuan

Amun Tot Fish Ponds sind nicht weit vom Möwenpick Assuan entfernt. Mit Hilfe der eBird-App lasse ich den Fahrer den Weg finden. Leider ist das Tor zum eigentlichen Gebiet – erwartungsgemäß – zu. Es ist ja auch Feiertag. Das restliche Gebiet sieht aber auch gut aus. Am letzten – dem produktivsten weil am meisten verschlammten Bereich – sehen wir dann tatsächlich einen Regenpfeifer. Ein kontrastreich gezeichneter Regenpfeifer, der offen an den Amun Tot Fish Ponds läuft. Das könnte doch der lange ersehnte Dreibandregenpfeifer (Charadrius tricollaris) sein. Der Regenpfeifer läuft parallel zu uns. Als er sich zu uns dreht, zerplatzt der Traum vom Dreibandregenpfeifer. Es ist leider eindeutig ein Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula); der weiße Hinter-/ Überaugenstreif legt ein Weibchen nahe. Schön ist der gelbe Schnabelansatz mit der schwarzen Spitze zu sehen. Die Beine sind satt gelb.

Nachdem wir das verschlossene Tor gesehen hatten, konnten wir uns noch von außen ein Bild machen. Unter Wasser stehende, gar geflutete, Teiche sind nicht erkennbar. Dagegen wird ein hoher Zaun gerade neu errichtet. Die Spuren auf den Deichen zwischen den einzelnen Becken (die früher wohl mal die Teiche waren) lassen auf schweres Baugerät schließen, das sich kürzlich auf dem Gelände befunden haben muß. Aber für uns geht es auch so weiter auf einer Betonstraße. Im Hintergrund zeichnet sich schon der Airport ab.

Der Blick – leicht erhöht – auf ein überschwemmtes Gebiet ist sehr gut. Es scheint tatsächlich erst vor einiger Zeit unter Wasser zu stehen. Die Ufervegetation ist noch nicht sehr entwickelt. Es gibt auch „Sandstrand“. Intensiv suche ich mit dem Spektiv die Gegend ab. Leider von dem Regenpfeifer keine Spur. Ich sehe aber auch nicht, warum dieses Gebiet für den Regenpfeifer nicht genauso gut sein sollte, wie die abgesperrten Ort Amun Tot Fish Ponds direkt nebenan. Wir fahren dann immer weiter in das Gebiet bis der kleine Ort Amun Tot zu erkennen ist. Dieser Ort war als Touristen-Enklave konzipiert, dessen wirtschaftliches Konzept nicht aufgegangen ist.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, wie man überhaupt auf die Idee kommt, einen Dreibandregenpfeifer – eine typisch afrikanische Art – hier in Assuan zu suchen. Der Grund liegt in einem Report von Vincent Legrand. Er berichtet von seinen Versuchen vom 30. April 2009. Erst beim 2. Anlaufe konnte er den Wärter überzeugen, ihn herein zu lassen. Als sie den Dreiband-Regenpfeifer in einem Fischteich gefunden hatten, begannen die Birder sofort zu fotografieren, wurden aber schnell von Militärwachen unterbrochen, die sie aufforderten, das Gebiet zu verlassen. Tatsächlich erfuhren sie später, daß sich die Fischteiche im hochgeschützten Bereich des Assuan-Staudamms befinden und das der Zugang für Zivilisten nicht gestattet ist. Es soll wohl auch keine Möglichkeit geben, irgendeine Art von Zugangsgenehmigung zu erhalten. Offensichtlich hatte der Wachmann am Eingang versehentlich das Tor geöffnet. Aufgrund der Tatsache, daß ein Paar Junge führte (war gut aufgrund ihres sehr frischen Gefieders zu erkennen) und das Paar seit 2007 präsent war, kann man davon ausgehen, daß das Paar vor Ort gebrütet hat, und die Möglichkeit ausschließen, daß dieses oder ein anderes Paar vorhanden ist hatten weiter nach Süden gebrütet hatten und mit ihren Jungen nach der Brut nach Norden gezogen waren. In den folgenden Monaten besuchten andere Vogelbeobachter Assuan, um zu sehen, ob es an dieser Stelle noch einige Dreibandregenpfeifer gab. Es wurden erneut Zugangsprobleme zu den Fischteichen von Tut Amon gemeldet, wobei manchmal mehrere Versuche erforderlich waren, um das Tor zu passieren. Nichtsdestotrotz seien doch einige Birder damit erfolgreich gewesen. Ansonsten wird ein Ägypter für eine „Führung“ zum Three-banded Plover in Assuan empfohlen.

Nun, Stand 2023, muß man wohl davon ausgehen, daß die bisherigen Amun Tot Fish Ponds in Assuan ihre Bedeutung verloren haben. Der Umbau ist in vollem Gange, wie sich einige Tage (an einem Werktag) später zeigte. An seltenen Vögeln der Westpaläarktis interessierte Ornithologen sollten also ihre Bemühungen auf das weiter südlich angrenzende Gebiet lenken. Viel Erfolg!

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