Schilfrohrsänger: aggressives Verhalten im Frühling

SchilfrohrsängerEin Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) singt aggressiv von einem umgeknickten Schilfhalm im alten Röhricht der Teiche südlich des kleinen Dorfes Stangenhagen bei Trebbin in Brandenburg. Die Schilfrohrsänger sind erst wenige Tage in ihren Brutrevieren und reagieren spontan und vehement auf die Imitation von Artgenossen, um ihr Territorium zu verteidigen. Der Schilfrohrsänger läßt beim geringsten Anklingen der arttypischen Strophen die Flügel vibrieren, macht sich dabei größer auch mit einem aufgeplusterten Bauch –und Brustgefieder und singt sein Lied lauthals heraus. Dazwischen macht der Vogel kleine vertikale und horizontale Sprünge und springt insbesondere zwischen den vertikalen Stielen des Schilfrohrs, um einen besseren – exponierteren – Zweig oder Halm zu finden. Nur selten wird in der Konfliktsituation das Lied von dem exponierten Schilfhalm für einen seiner sonst typischen Liedflügen unterbrochen.

Insgesamt liefert der Schilfrohrsänger ein lautes und kräftiges Gemisch angenehm klingender Musikpassagen ab, die im artlichen Vergleich frei von den harten, strengen, klappernden Passagen durchsetzt sind, die man sonst vom Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) gewohnt ist. Der Gesang des Schilfrohrsängers ist schneller, weniger rhythmisch als das Lied von Teichrohrsänger. Mimikry kommt gelegentlich vor. Das Lied des Schilfrohrsängers ist aber auch abrupter, lebhafter, weniger fließend und flüssig als das von Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris).

Bei einer individuenbezogenen Betrachtung zeigt sich in Studien, daß der Raumbedarf des Schilfrohrsängers zur Brutzeit: von weniger als 1.000 bis zu 5.000 m² reicht. Die Reviergrößen betragen dabei (Beispiel Belgien) 350-2.229 m². Der Nahrungsraum verändert sich allerdings während der Brutzeit. Die Territoriumsgrößen sind auch bewuchsabhängig und reichen von im Mittel 955 m² im Brombeergestrüpp, im Mittel 1.034 m² im Weidengebüsch mit Brombeeren bis zu 1.152 m² im Mittel im Schilf-Röhricht. Die Territorien sind im Mittel 1.500-2.000 m² groß, wobei das Areal über eine Spannbreite von 350-2.229 m² reicht. Landwirtschaftliche Flächen in der mitteleuropäischen Tiefebene von den Niederlanden bis Westpolen werden neben dem Schilfrohrsänger auch vom Sumpfrohrsänger und dem Teichrohrsänger in Form von Drainagegräben genutzt. Die brutzeitlichen Habitatansprüche führen dabei zu einer weitreichenden Trennung insbesondere von Sumpfrohrsänger und Teichrohrsänger. Nur in den Übergangsbereichen von Röhrichten und Hochstaudenvegetationen, z. B. in durch Eutrophierung und Austrocknung verkrauteten Meliorationsgräben, insbesondere mit Brennnessel (Urtica dioicd), besteht eine Mischvegetation, die ökologisch intermediären Charakter hat und in der beide Arten dann auch direkt nebeneinander vorkommen können. Auch die Sumpfflächen zwischen den Feldern werden gelegentlich besiedelt.

Ein Grund für das bemerkenswert aggressive Verhalten des Schilfrohrsängers im Frühling könnte sein, außereheliche Kontakte des Weibchens mit einem anderen Männchen schon im Keim zu verhindern. Obwohl 90% der Sperlingsvögel in sozial monogamen Paarbindungen leben, haben molekulare Studien gezeigt, dass bei 86% der untersuchten Sperlingsvögel genetische Polygamie auftritt. Dies bedeutet, dass Individuen an Kopulationen außerhalb der Paarbindung beteiligt sind (sogenannte außereheliche Kopulationen). Die meisten Erklärungen für das Auftreten außerehelicher Kopulationen beziehen sich darauf, dass Weibchen indirekte Vorteile aus der Vereinigung eines weiteren Männchens außerhalb der Jungenaufzucht ziehen. Der Schilfrohrsänger ist eine sozial monogame Art, bei der 8% der Nachkommen (so eine Studie) aus außerehelichen Kopulationen stammten. Die Güte und Komplexität des vorgetragenen Gesangs ist als eines der sexuell relevanten männlichen Merkmale erkannt, das von Weibchen zur Partnerwahl herangezogen wird. Die Partner werden so basierend auf einer Vielzahl männlicher Qualitäten ausgewählt. Eine gängige Theorie, die Theorie der „guten Gene“, sagt voraus, dass sich Weibchen von außereheliche Kopulationen mit Männchen von höherer (genetischer) Qualität als ihrem sozialen Partner verführen lassen. Das soll dann zu Fitnessvorteilen führen. Interessanterweise fand eine Studie heraus, dass außereheliche Vereinigungen gehäuft mit Männchen stattfanden, die offensichtlich ein reduzierteres Liedrepertoire und kleinere Territorium aufwiesen als der jeweilige soziale Partner. Diese offensichtliche Präferenz für Männchen mit reduzierten Liedrepertoire als Partner steht im Widerspruch zu den Vorhersagen früherer Studien. Eine Vermutung der Wissenschaftler ist, daß das plötzliche Beenden der Gesangsaktivitäten nach der Paarung dazu führen kann, dass akustische Signale für spätere Paarungen nicht mehr verfügbar sind und Weibchen möglicherweise zu anderen (akustischen) Signalen wechseln. Ein solches Verhalten kann zu unterschiedlichen Mustern weiblicher Wahl während der sozialen und der außerehelichen Paarung führen. Es ist offensichtlich, dass mehrere Gründe den Mustern der Wahl weiblicher Schilfrohrsänger zugrunde liegen müssen.

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