Schieferfalken am Roten Meer in Süd-Ägypten

SchieferfalkeEin Stoß aus dem blauen Abendhimmel. Braune Federn in der Luft. Der Zusammenstoß dauert nicht lange. Dann ist das Spektakel auch schon vorbei und der Falke in den niedrigen Mangroven verschwunden. Wieder hat ein ziehender Singvogel sein Leben ausgehaucht. Ein Schieferfalke (Falco concolor) hat wieder mal unweit seines Brutplatzes zugeschlagen.

Ein Ausflug zum Wadi el-Gemal Delta beginnt an einem „Parkplatz“. Bäume, Palmen, dichte Vegetation und sogar eine Info-Tafel. Hier hat man sich mal Mühe gegeben. Aber dann ist wohl das Geld ausgegangen. Schade, denn die Gegend hätte  mehr Aufmerksamkeit verdient. Aus einem Palmenhain scheuchen wir 5 Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) auf. Wunderschön ist dann unser erster Schieferfalke herüber fliegend zu sehen. Es ist sehr windig und dabei trotzdem heiß. Am Strand, der erstaunlich steinig ist, treiben sich etliche Reiher herum. Es scheinen vor allem Küstenreiher (Egretta gularis) – also die sogenannten Western Reef-Egret – zu sein. Aber auch ein einzelner Kuhreiher (Bubulcus ibis) steht mit seinen Genossen am Strand und hält den Schnabel in den Wind. Hoch am Himmel fliegt ein kopfstarker Trupp Graureiher (Ardea cinerea) über uns hinweg. Wir laufen ein wenig weiter bis zu einem Strandabschnitt, der wohl wirklich wasserführend ist – allerdings nur nach einem dicken Regenguß in den Bergen. Hier, wo der Sand eine Barriere zum Strand gebaut hat, steht noch was Wasser. Und hier haben sich auch Schieferfalken niedergelassen. Als ich mit meinem kurzen 400 DO an der EOS 1 DX näherkomme, fliegt der uns am nächsten sitzende Schieferfalke leider weg. Schade, trotzdem ein toller Anblick, wie sie direkt am Wadi auf abgestorbenen Bäumen sitzen.  Als wir nähertreten, scheuche ich einen Graureiher auf. Wenig später ist einer der beiden Schieferfalken wieder in der Luft. Wenig später hat er sich am Wadi auf einem abgestorbenen Baum weiter entfernt niedergelassen. Irgendwann steigt er von seiner Warte auf und ich kann ihn wunderschön im direkten Vorbeiflug fast perfekt fotografieren. Das Bild ist fast formatfüllend. Irgendwann ist er über der Wüste verschwunden. Aber nur um im rasanten Flug wieder zurück zu kommen und in einem Affenzahn einem einzeln fliegenden Singvogel nachzufolgen. Erst verfolgt er den Singvogel, wohl ein Rotkehlpieper (Anthus cervinus) in eleganten Anflug von der Seite, dann – nach einem Ausweichmanöver – fliegt er ihn von unten an um ihn dann von oben zu überholen. Der Pieper gibt sein Bestes. Bei dem rasanten Tempo des Falken werden die Distanzen aber immer kürzer. Nach 5 Sekunden hat sich die Schlinge der kreisenden Verfolgungsflüge immer enger um den Pieper gezogen. Dann steilt der Falke noch einmal mit unglaublicher Geschwindigkeit auf und greift sich den Pieper mit einer Leichtigkeit, die man fast nicht glauben kann. Ein tolles Schauspiel.

Der Schieferfalke ist ein sehr attraktiver, mittelgroßer Greifvogel mit langen, schlanken Flügel und einem relativ langen Schwanz. Es ist schwer, die Geschlechter auseinander zu halten. Beide wirken eher uniform grau. Das Männchen weist jedoch eine bläulichen Schimmer auf während das Weibchen einen dunkleres stumpfes Grau aufweist.

Der Schieferfalke brütet in einem heiß-trockenen Habitat. Das Brutgebiet zeichnet sich durch eine spärliche Vegetation aus und reicht von gebirgigen Wüstenlandschaften mit Kliffs und Canyons bis zu felsigen Koralleninseln. Im und am Wadi hielten sich regelmäßig Schieferfalken in der Nähe der wenigen Wasserflächen auf – zumindest während des Tages. Gegen Abend schienen die Schieferfalken aber den Wadi zu verlassen und zu den in ca. 2-3km entfernt im Roten Meer liegenden Koralleninseln zu fliegen. Den Winter verbringen die Falken in Madagaskar.

Der Schieferfalke brütet verstreut über ein großes Gebiet in Nordost Afrika. Das Gebiet erstreckt sich dabei von einigen Standorten in Libyen, Ägypten bis zu den Inseln im Roten Meer vor dem Sudan, Djibouti und Äthiopien. Weiterhin kommt die Art im Mittleren Osten (Oman, Jemen) bis zu den Inseln vor der Küste des südwestlichen Pakistan vor. Innerhalb der Westpaläarktis scheint die Art aber am sichersten und gleichzeitig preisgünstigsten am Roten Meer Ägyptens zu beobachten sein. Das Zeitfenster ist allerdings kritisch. Besonders günstig scheint das Ende der Brutzeit (also bis Ende Oktober) zu sein, da dann die Jungvögel intensiv gefüttert werden müssen oder bereits selber entlang der Küsten streunen. Intensive Nachforschungen nach der Art im März einige Jahre vorher verliefen an der Küste des Omans ohne eine einzige Sichtung.

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