Balz der Trappen in La Serena/ Estremadura

GrosstrappeIm Osten der spanischen Provinz Badajoz findet man eine weite, trockene Landschaft, deren besonderer Reiz in dem Wechsel zwischen steppenartigen Gebieten und locker bewaldeten Flächen liegt. La Serena ist ein Steppengebiet, das für Naturfotografen ein sehr lohnendes Fotoziel mit exzellenten Aufnahmemöglichkeiten darstellt. Die überwiegend baumlose Gegend wirkt auf den ersten Blick eintönig und leer. Doch wer in der weiten Landschaft steht und ganz in Ruhe über die sehr sanft gewundenen, niedrigen Hügel in die Ferne blickt, überkommt ein Gefühl der Unbegrenztheit. Zusätzlich sind die Steppen von La Serena berühmt für ihre Steppenvogelwelt. Spiessflughuhn (Pterocles alchata), Sandflughuhn (Pterocles orientalis), Steinkauz (Athene noctua), Blauracke (Coracias garrulus), Kalanderlerche (Melanocorypha calandra) und dann vor allem die Trappen. Zwergtrappe (Tetrax tetrax) und Großtrappe (Otis tarda) sind in der Steppenlandschaft das Highlight.

Das für Vogelfotografen beeindruckendes Motiv ist zweifelsohne die Balz der Männchen der Zwergtrappen und der Großtrappen. Die Balzzeit der Großtrappen beginnt in den Steppen der Serena Mitte März und endet etwa Mitte Mai. Einzelne balzende Hähne sieht man jedoch auch noch Ende Mai. In den gut besetzten Revieren tauchen die Trapphähne in den frühen Morgenstunden als große, weiße „Blumen” auf. Minutenlang scheinen sie in der Balzhaltung aufzublühen. Nach der Vollbalzstellung geht der Hahn zur nächsten Balzstelle, die oft mehrere 100 Meter entfernt ist. Dabei nimmt er zumeist eine unvollkommene Balzstellung mit halbgefülltem Kehlluftsack und vorgeklapptem Schwanz ein, so daß seine weißen Unterschwanzfedern zu sehen sind. Diese Balzstellung wird auch eingenommen, wenn keine Hennen zu sehen sind. Das Erscheinen einzelner Hennen jedoch löst bei balzbereiten Hähnen sofort die Vollbalzstellung aus, bei der man nur die Augen und die senkrecht nach oben stehenden Barthaare erkennen kann.

Während bei der Balz der Großtrappen nur optische Signale ausgesandt werden, sind bei den Zwergtrappen auch akustische Signale vorhanden. Selbst nachts sind die rätschenden „Brrrret”-Rufe der Zwergtrappenhähne regelmäßig zu hören. Kurz vor Sonnenaufgang beginnen die Hähne mit ihrer Balzphase, die als „Territoriales Flügelschlagen” bezeichnet wird. Zuerst kommt das trommelnde Fußstampfen, anschließend erklingt der „Brrrret “-Ruf, dann kommt es zu einigen Flügelschlägen, bei denen der Vogel aber nicht vom Boden abhebt. Nach Sonnenaufgang beginnt die Sprungbalz. Hier folgt nach Fußtrampeln und „Brrrret “-Rufen ein von zwei Flügelschlägen begleiteter Sprung. Während dieses Sprunges sind die weißen Unterflügel weit über die Steppe sichtbar.

Die Fluchtdistanz der Großtrappen ist insgesamt sehr groß. Auch vor einem sich nähernden Auto flüchten die Trappen. Deshalb ist u.a. ein Ansitzzelt unbedingt notwendig. Das in geringerem Maße gilt für die Zwergtrappenbalz. Die Balzhandlungen werden zwar anfangs eingestellt, sobald sich ein Auto nähert. Aber später macht der Zwergtrappenhahn unbeeindruckt weiter. Auf den ersten Fotos nach dem Verschwinden ist dann aber erstmal nur ein sichernder Zwergtrappenhahn zu sehen. Auch ein Ansitzzelt wird von den Trappen nicht sofort in Fotoentfernung akzeptiert, so daß einige Tage nötig sind, um die Tiere an das Zelt zu gewöhnen. Vielleicht ist es da besser, sich einem professionellen Anbieter anzuvertrauen.

Erfahrene Fotografen, die in Tarnzelten ihre Ansitzzeit verbringen wollen, sollten vorher wissen, was sie fotografieren wollen. Die Verwendung eines Tarnzelts, eines Hides, verlangt vor allem Sitzfleisch, viel Wasser und Geduld verlangt. Hat man sich für ein Tarnzelt für die Großtrappe entschieden, muß man dort von Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang verbleiben. Die Tarnzelte für die Großtrappe  werden von Ende März bis Anfang Mai von diesem Anbieter verwendet. Die lange Aufenthaltsdauer ist notwendig, um eine Störung in ihren Balzgebieten zu verhindern. Diese Regelung wird strikt angewendet. Geduld ist als ein Muß, denn eine ununterbrochene Sitzung von 14 Stunden ist sehr anspruchsvoll und kann sehr langweilig werden. Dazu sollte man wissen, daß das Revier der Großtrappe sehr weitläufig ist und Balzhandlungen können eigentlich überall vorkommen können. Es gibt keinen festen Balzplatz, wie z. B. bei der Birkhahnbalz, weshalb eine lange Brennweite von Vorteil ist.

Sollte man sich für das private Aufstellen eines Ansitzzeltes ist in der Serena entscheiden, sollte man berücksichtigen, daß dazu eine offizielle Genehmigung nötig ist. Man erhält sie bei der Naturschutzbehörde der Estremadura in Merida.

An einführender Literatur bietet sich das DuMont Reise-Taschenbuch „Extremadura“ von 11/2014 an. Auf knapp 300 Seiten stellt das DuMont Reise-Taschenbuch alle sehenswerten Orte und Ausflugsziele in der Extremadura übersichtlich vor. Stadtspaziergänge, ungewöhnliche Entdeckungstouren und ausgewählte Wanderungen mit Lieblingsorten des Autors, Jürgen Strohmaier, erschließen die Highlights und Besonderheiten der Region. Es gibt auch noch einen Vorgänger des Dumont Reise-Taschenbuchs „Estremadura”, das von H.-P. Burmeister stammt. Eine Alternative für den passionierten Birder ist „Where to Watch Birds in Southern and Western Spain: Andalucaia, Extremadura and Gibraltar (Where to Watch Birds) vom März 2008 von Andrew Paterson und Ernest Garcia.

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